Die EVG fördert Vielfalt - ganz praktisch am vergangenen Wochenende mit der Unterstützung eines Trucks bei der CSD-Parade in Hamburg. Dazu haben wir mit Hendrik Hanebuth gesprochen, Verkehrskoordinator, engagiertes EVG- Mitglied und engagiert in der LGBT-Bewegung.
Hendrik, wie hast du den CSD in Hamburg erlebt?
Der CSD in Hamburg ist der größte, den wir in Norddeutschland haben und auch touristisch eine der wichtigsten Veranstaltungen für die Stadt Hamburg. Mit zehntausenden Menschen, die während der der Parade am Straßenrand stehen. Da sind natürlich auch viele heterosexuelle Menschen dabei, was als Zeichen für die Akzeptanz ganz großartig ist. Generell hoffe ich, durch diese Demonstration die Akzeptanz der LGBTIQ* Bewegung weiter voran zu treiben.
Ihr seid bewusst und selbstbewusst als Eisenbahnerinnen und Eisenbahner aufgetreten…
Ja, wir waren mit einem Truck der Deutschen Bahn und ihrer Sozialpartner und der EVG dabei. Der Truck hatte 40 Plätze und 90 Prozent davon gingen an Kolleginnen und Kollegen, aus allen Geschäftsfeldern: Kollegen vom Fernverkehr waren dabei, Station & Service, Regio, Netz. Nicht zu vergessen unsere Ordner der DB Sicherheit, welche sich jedes Jahr freiwillig für diesen Tag melden. Das ist natürlich ein super Zeichen, dass wir geschäftsfeldübergreifend akzeptiert sind.
Wie ist es konkret um euer Standing im Konzern bestellt?
Das ist in den verschiedenen Konzernbereichen natürlich ganz unterschiedlich. In meinem ehemaligen Bereich, Bordservice, haben wir viele homosexuelle Kolleginnen und Kollegen, da ist die Akzeptanz ganz groß. Aber wir haben auch Bereiche im Unternehmen, wo das nicht so ist. Uns sind Fälle bekannt, aus dem Werkebereich zum Beispiel, wo die Kollegen sich nicht trauen, sich zu outen. Oder in manchen Bürobereichen ist es problematisch. Generell können wir aber sagen, dass die Deutsche Bahn als Arbeitgeber bei der Gender- und Diversity-Thematik sehr aufgeschlossen ist.
Du bist auch engagiert im Netzwerk railbow…
Ja, mit unserem Mitarbeiter Netzwerk railbow setzen für uns für die Rechte und Akzeptanz betroffener Kollegen am Arbeitsplatz ein. Unser Netzwerk ist auf sechs Regionalverbände aufgeteilt. In diesen sind wir sehr autark, was das Arbeiten mit unseren Mitgliedern angeht. Wir im Norden, und auch die Kollegen der anderen Regionen, organisieren regelmäßige Stammtische, es gibt aber auch überregionale Treffen.
Und in der EVG?
Unsere Geschäftsstelle ist da sehr rührig. Wir werden demnächst wieder einen gemeinsamen Filmabend mit der EVG-Jugend haben, wo es um das Thema Homosexualität und Outing geht. Wir wollen nicht nur homosexuelle Kolleginnen und Kollegen motivieren, sondern auch den heterosexuellen Kolleg/innen zeigen, dass wir ganz in Ordnung sind. Dass wir dieselben Menschen sind wie sie auch und dass wir als Gemeinschaft auftreten.
Gleichberechtigung von Homosexuellen - wo stehen wir gesellschaftlich?
Ich bin ja schon seit Jahren dabei und als voriges Jahr die „Ehe für alle“ kam, war ich selbst auch positiv betroffen. Ich bin mir aber sicher, dass das Ziel für uns noch lange nicht erreicht ist. Wir haben jetzt eine politische Akzeptanz, die schon lange überfällig war. Ich glaube aber, dass die gesellschaftliche und menschliche Realität regional sehr unterschiedlich ist. In den Großstädten ist mangelnde Anerkennung fast gar kein Thema – ich sage bewusst: fast – aber in manchen ländlichen Regionen ist diese Akzeptanz einfach nicht da. Und da gilt es, weiter dafür zu kämpfen und auch die Menschen mitzunehmen, um zu zeigen: Hey, wir sind nicht anders als ihr.
* LGBTIQ steht für Lesbian Gay Bisexual Trans Intersex Queer