Auch Günter Schernus gehört, mit seinen 51 Jahren, zu der einen Hälfte der rund 200000 in Deutschland beschäftigten Bahner, die den Altersschnitt auf 46 Jahre anheben. Ein Grund für ihn, das Thema „zunehmend alternde Belegschaft“ im DB Konzern besonders im Auge zu haben.
Als Betriebsrat im Werk Paderborn der DB Fahrzeuginstandhaltung achtet er vor allem auf eine faire und altersgerechte Dienst- und Arbeitszeitplanung. „Funktioniert bislang solide“, sagt er. Viele Kolleginnen und Kollegen könnten dadurch ihre Work-Live-Balance wahrnehmen. „Das bringt Zufriedenheit auf allen Seiten“, sagt Schernus. Zu verdanken haben wir das zu großen Teilen der EVG-Tarifregelung “Besondere Teilzeit im Alter“, so Günter. Das mache vieles einfacher im Betrieb und verschafft ihm Luft, sich auf andere Themen zu stürzen.
Die nächste große Etappe heißt für ihn Arbeit 4.0. Günter sieht parallel zum Demografie-Zug den Digital-Express auf uns zurollen. Laut neuesten Studien werden bis zum Jahr 2023 rund 800 Millionen Jobs weltweit digital gesteuert und ausgeführt. Ohne krank zu werden, ohne Urlaubsansprüche, ohne Wochenenden und mit Überstunden-Flat. „Diese Lawine müssen wir im Blick haben“, mahnt Schernus.
Der erfahrene EVG-Betriebsrat schwärmt für ein darauf fokussiertes Netzwerk zwischen allen DGB-Gewerkschaften. In einem „Digital-Stammtisch“ könnte branchenübergreifend diskutiert und sich ausgetauscht werden. Unter anderem über flexible Arbeitsformen. „Im Zuge des digitalen Wandels verlangen Arbeitgeber von uns, agil und individuell auf die neuen Anforderungen zu reagieren“. So sollen Beschäftigte zum Beispiel je nach Arbeitslage kommen und gehen, wie und wo sie punktuell benötigt werden. „Das wird es mit uns nicht geben. Wir sind keine Tagelöhner des 21. Jahrhunderts!“ stellt Schernus klar. „Die Beschäftigten müssen Freizeit und Familienzeit planen können!“
„Wir sind keine Tagelöhner des 21. Jahrhunderts!. Die Beschäftigten müssen Freizeit und Familienzeit planen können!“
Sorgen macht ihm der schleichende Wissensverlust in den Betrieben. Hier müsse vorausschauender geplant werden. Zum Beispiel durch weiche Übergänge. „Bis jetzt würde dieser Prozess vom Arbeitgeber oftmals verschlafen. Dann seien die Alten mit ihrem Wissen und ihrer hohen Erfahrung im Ruhestand, die Neuen fingen quasi von vorne an, kritisiert Schernus. „Darunter leiden immer Abläufe, Beschäftigte und letztlich das Produkt“.
Mit dem von der EVG durchgesetzten DemografieTV sind viele tausende Beschäftigte mehr als anderswo abgesichert. Unser BranchenTV ist ein Meilenstein der Interessenvertretung für die soziale Sicherheit vieler Arbeitnehmer und ihrer Familien. „Wir, die EVG, sind eine tolle Mitmachgewerkschaft. Sie lebt von ihren Mitgliedern und Inhalten. Dafür braucht es immer frischen Wind. Und der kann oft auch noch von den Alten kommen“, schmunzelt er.