Informationen aus dem Bereich: Infrastruktur

„Lieber nichts trinken als in die Büsche zu müssen“

Quelle: DB AG / Emersleben

Anfang Oktober wird die EVG sich mit einer Aktionswoche den Beschäftigten am Fahrweg widmen. Denn ohne sie taugt die beste Infrastruktur nichts. Zu diesen Beschäftigten gehören auch die Kolleginnen und Kollegen der DB Fahrwegdienste. Wir haben zwei von ihnen gebeten, uns ihre alltäglichen Erfahrungen in diesem Bereich zu schildern.

Lob und Anerkennung bekommen wir selten. Natürlich gibt es regionale Unterschiede, aber manchmal hat man das Gefühl, dass nur noch unser Betriebsrat zuhört. Stattdessen bekommen wir Leistungsdruck mit den Worten: Wenn es so weiter geht, machen wir bald dicht, Kollegen aus Osteuropa sind einfach besser und billiger…

Beispiel Sicherungsposten. Es fängt damit an, dass man sich selbst darum kümmern muss, wann man am nächsten Tag zu arbeiten anfängt. Tags vorher bekommt man eine SMS, Morgen in A-Dorf bitte mit Kollegen X von der Firma Y absprechen. Also telefonieren wir, teilweise nach Feierabend, dem zuständigen Mitarbeiter der Fremdfirma hinterher. Bekommen Ort und Uhrzeit genannt und müssen danach unsere Kollegen informieren.

Wir müssen größtenteils mit dem eigenen PKW auf die Baustellen kommen - auch wenn die Baustelle nicht gerade heimatnah ist. Unsere Führungskräfte haben Geschäftswagen. Nur für uns ist angeblich kein Geld da. Auto kaputt? Wie wir auf die Baustelle kommen, ist unser Problem. Zu spätes Erscheinen auf der Baustelle wird mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen geahndet.

Unsere Dienstpläne werden ständig geändert, so dass es einem schwer fällt, Privates mit dem Beruf zu vereinbaren. Es wird auch kaum Rücksicht genommen auch private Belange. Oftmals weiß man montags nicht, ob man Samstag/Sonntag arbeiten darf… Die 5-Tage-Woche steht bei uns ohnehin nur auf dem Papier.
 
Ach so, einen Umkleideraum kennen wir nicht. Wir müssen zwar eine persönliche Schutzausrüstung tragen, aber einen Spind dafür haben wir nicht.

Beispiel Logistikmitarbeiter: Wir haben zwar einen Dienstplan, aber der wird selten eingehalten, so dass wir Änderungen von bis zu 2–3 Stunden in Kauf nehmen müssen. Wir sind übrigens auch bundesweit einsetzbar, und so mancher Einsatz ist fragwürdig.

Beispiel Vegetationsmitarbeiter: Uns stehen keine Toiletten auf den Baustellen zur Verfügung. Manche Kollegin sagt sich dann, lieber nichts zu trinken, als nachher in die Büsche zu müssen. Und das selbst bei hohen und höchsten Temperaturen!

Beginn und Ende der Arbeitszeit: auf der Baustelle. Obwohl wir alle meist schon morgens früh uns im Stützpunkt treffen, um uns umzuziehen und um Arbeitsvorbereitungen zu treffen.
Die Persönliche Schutzausrüstung PSA müssen wir selber reinigen. Dadurch geht natürlich auch die Verantwortung des Arbeitgebers für den ordnungsgemäßen Zustand der PSA auf den Mitarbeiter über. Laut AG geht das nicht anders, weil die Mitarbeiter Einsatzwechsel-tätigkeit machen. Auch wenn die meisten Mitarbeiter jeden Tag zum selben Stützpunkt kommen. Auch ist die PSA völlig unzureichend. Schon mal bei minus 20 Grad draußen gearbeitet – ohne Thermounterwäsche?