Vier Vorstandsmitglieder haben am Vormittag einen „mündlichen Geschäftsbericht“ abgegeben, einer dieser Berichte unterschied sich deutlich von den anderen: Klaus-Dieter Hommel geht in den Ruhestand und tritt nicht mehr zur Wahl an. Er hat, als Stellvertretender Vorsitzender und seit 2020 auch als Vorsitzender unserer Organisation, das erste Jahrzehnt der EVG entscheidend mitgeprägt. Er ließ diese Jahre Revue passieren - und fand dabei deutliche Worte.
Zum Beispiel zum aktuellen Verkehrsminister: „Wissing muss weg“ - so die klare Ansage des scheidenden EVG-Vorsitzenden. Er warf dem Bundesverkehrsminister Untätigkeit bei der dringend notwendigen Verkehrswende vor. Das System Schiene sei in einem schlimmen Zustand: „Wir haben überall Personalmangel, die Infrastruktur ist marode. Hier haben die Unternehmen versagt und hier hat die Politik versagt, und es kann nicht sein, dass die Beschäftigten die Suppe auslöffeln.“ Die EVG werde auch den Kampf für den integrierten Konzern weiterführen. „Dass man ein funktionierendes System zerschlagen will, das können wir nicht mitmachen. Wir haben hierzu Gespräche geführt, die waren waffenscheinpflichtig. Und wir haben allen gesagt: Wer den Konzern zerschlagen will, muss an der EVG vorbei, und da wünsche wir euch viel Spaß."
Wer den Konzern zerschlagen will, muss an der EVG vorbei, und da wünsche wir euch viel Spaß.
Klare Worte zum Beispiel aber auch, was die gewerkschaftliche Interessenvertretung in unserer Branche betrifft. „Dass sich zwei Organisationen, die aus unterschiedlichen Dachverbänden kommen, zusammentun, Menschen, die gewohnt waren, gegeneinander zu arbeiten statt miteinander, das war nicht ganz einfach. Aber als wir uns geraut haben, war es plötzlich ganz normal und selbstverständlich.“ Es sei müßig, mit der GDL zu reden, aber es sei nicht müßig, mit den Menschen zu reden, die dort noch organisiert sind. Die Zeit der Spaltung muss vorbei sein. Das was sich derzeit noch an gewerkschaftlicher Konkurrenz abspielt, muss beendet werden, es ist nicht mehr zeitgemäß.“
Und klare Worte zur Pandemie: „Wir mussten handeln, wir haben sehr schnell gehnadelt und dabei vielleicht das eine oder andere Kriterium nicht ordentlich beteiligt.“ Erreicht worden ist dadurch aber, dass kein Arbeitsplatz durch die Pandemie verlorengegangen ist. „Das gibt es in Deutschland kein zweites Mal und darauf können wir gemeinsam stolz sein.“ Es gebe ein klares Kriterium für die gewerkschaftliche Arbeit, „und seitdem wird das Bündnis für unsere Bahn geschaffen haben, ist die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die zu uns gekommen sind, gestiegen, und das heißt, wir müssen einiges richtig gemacht haben.“