„Was für ein tolles Zeichen“, sagte EVG-Vize Martin Burkert zu Beginn seiner Rede. Gemeint ist die eindrucksvolle Kundgebung im Vorfeld der Konferenz am Nürnberger Hauptbahnhof: Gegen eine mögliche Trennung von Netz und Betrieb. „Die EVG ist entschlossen. Und die EVG ist geschlossen“, betonte er.
Martin verwies auf die Demonstration am 16. November in Berlin - vor den Parteizentralen von Grünen und FDP. „Wir sind aktionsfähig, das haben wir heute gezeigt!“
Die Pandemie-Lage und die anhaltend schwierige Situation bei den Bussen und Bahnen ist nach wie vor ein Thema. „Es war richtig, dass wir als EVG in schwieriger Zeit Verantwortung übernommen haben. Es war richtig, dass wir mit dem ‚Bündnis für unsere Bahn‘ vorangegangen sind, dass wir uns so lautstark und erfolgreich auch für Rettungsschirme eingesetzt haben.“ Das Bündnis habe viel Gegenwind gebracht, doch die EVG habe sich nicht beirren lassen und gemeinsam standgehalten. Man habe Beschäftigung gesichert und für Neueinstellungen gesorgt.
Anschließend spannte er den Bogen zu 125 Jahren Geschichte der Eisenbahner*innen und der Gewerkschaften. Dabei lobte er den Einsatz und den Mut der Wegbereiter*innen. „Wir würden heute hier nicht so frei und gleich stehen. In tiefem Respekt ehren wir daher heute das Andenken unserer Wegbereiterinnen und Wegbereiter.“ Er sei überzeugt: „Nur wenn wir wissen, woher wir kommen, wissen wir auch welche Richtung wir in Zukunft einschlagen müssen!“ Besonders bedankte sich Martin Burkert beim Arbeitskreis Geschichte: „Ihr habt in den vergangenen Jahren enorme Arbeit geleistet. Ohne eure Arbeit würden wir vieles aus unserer Geschichte nicht kennen.“
Im weiteren Verlauf seiner Rede ging er auf die anstehenden Herausforderungen ein. Es müssten die Weichen für den ordentlichen Gewerkschaftstag der EVG im nächsten Jahr gestellt werden, außerdem stehen 2022 die Betriebsratswahlen, die JAV-Wahlen und die Wahlen für die Schwerbehindertenvertretung an. „Das gehen wir selbstbewusst an“, stellte er klar.
Die EVG ist eine Gewerkschaft mit Haltung.
Zum Schluss erinnerte Martin Burkert an den Beginn der Novemberpogrome am 9. November vor 83 Jahren, mit denen die Nazis den Holocaust einläuteten. Auf den sogenannten Reichsparteitagen in Nürnberg wurde dafür der Weg geebnet. „Daher bleibe die Losung ‚Wehret den Anfängen‘ als Verpflichtung unseres Handelns als Gewerkschaft heute. Die EVG ist eine Gewerkschaft mit Haltung.“ Gemeinsam mit Vereinen und Initiativen wie der „Gelben Hand“ zeige man Flagge für Respekt und Miteinander im Betrieb.
Die Bundeskonferenz steht in diesem Jahr unter einem besonderen Stern. Gegen Ende eines Jahres, das erneut von der Pandemie geprägt war, ist die Konferenz mit rund 150 Teilnehmenden wieder eine Veranstaltung in Präsenz. Aber es ist auch eine Veranstaltung, in der wir auf 125 Jahre Eisenbahner*innen-Gewerkschaft zurückblicken. Daran erinnerte EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay in ihrer Begrüßung.
Die EVG zeigt klare Kante gegen Rechts und sie bekennt sich klar zu den Werten der Einheitsgewerkschaft.
Der Verband der Eisenbahner, 1896 in Hamburg gegründet, war die erste echte Eisenbahnergewerkschaft in Deutschland. Während andere Organisationen berufsständisch organisiert und kaisertreu waren, standen beim VdE erstmals die Interessen der Beschäftigten im Mittelpunkt. „Und das ist bis heute unsere Verpflichtung“, so Cosima. Ihr Urgroßvater habe als Rottenarbeiter 16 Stunden arbeiten müssen.
Die EVG setzt sich ein für gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne, für Lohngleichheit und Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. „Wir haben auch die Lehren aus der Geschichte gezogen: Die EVG zeigt klare Kante gegen Rechts und sie bekennt sich klar zu den Werten der Einheitsgewerkschaft.“
„Wir haben das Jubiläumsjahr unter das Motto Wegbereiter*innen gestellt“, so Cosima weiter. „Und diese Erinnerung an die Wegbereiterinnen und Wegbereiter hat uns durch dieses schwierige Jahr getragen. Wir blicken aber auch in die Zukunft und gestalten sie gemeinsam. Wir sind alle Wegbereiterinnen und Wegbereiter.“
Wer Klimaschutz betreibt, muss die Bahn stärken, deswegen Ja zum ICE-Werk in Nürnberg.
„Eine Traditionsgewerkschaft trifft sich in einer traditionellen Eisenbahnerstadt“, so begrüßte der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König die Teilnehmenden der Bundeskonferenz. „Von allein kommt nichts, eine starke Demokratie braucht starke Gewerkschaften, und Sie sind eine solche.“
In seinem Grußwort ging der CSU-Politiker insbesondere auf die Bedeutung der Eisenbahn für die Frankenmetropole ein – und dies auch in der Gegenwart. „Wer Klimaschutz betreibt, muss die Bahn stärken, deswegen Ja zum ICE-Werk in Nürnberg“, so Marcus König. „Mehr Bahn bedeutet mehr Züge, diese Züge müssen repariert und gereinigt werden.“ Es sei „sehr schade“, dass immer wieder das Florians-Prinzip angebracht werde. „Aber das ICE-Werk ist für uns wichtig, nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch als Zeichen für den Aufbruch in die Zukunft.“