Zum ersten Mal nach zweijähriger Corona-Zwangspause hieß es in diesem Jahr wieder: Heraus zum 1. Mai! In vielen Städten Deutschlands haben wieder Kundgebungen stattgefunden.
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann brachte bei der zentralen Kundgebung in Berlin seine Bestürzung über den Krieg in der Ukraine zum Ausdruck und verurteilte den völkerrechtswidrigen Angriff. „Mit dem verbrecherischen Angriff Putins auf die Ukraine ist Krieg als Mittel der Politik nach über 20 Jahren nach Europa zurückgekehrt. Unsere Werte wie Menschenrechte, Frieden und soziale Gerechtigkeit sind keine Selbstverständlichkeit. Dieser menschenverachtende Krieg ist ein Angriff auf die europäische Friedensordnung und auf unsere Demokratie“, so Hoffmann. Er appellierte an den russischen Präsidenten, den Krieg sofort zu beenden und forderte Hilfe für diejenigen, über die der Krieg Not und Elend gebracht habe.
Dieser menschenverachtende Krieg ist ein Angriff auf die europäische Friedensordnung und auf unsere Demokratie.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine spielt auch in den weiteren Reden zum 1. Mai eine besondere Rolle. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften fordern: „Solidarität, Frieden und Selbstbestimmung für die Ukraine! Wir sind geeint in der Überzeugung: Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder! Weltweit!“
Einen besonderen Akzent setzte ein Redner in Bremen: Sergij Ivanski, Sekretär der ukrainischen Eisenbahnergewerkschaft. Er war unter abenteuerlichsten Umständen mit seiner Familie nach Deutschland geflüchtet (siehe imtakt April 2022). Die EVG hatte ihn zur Mai-Kundgebung in die Hansestadt eingeladen.
„Gewerkschaft ist wie eine Familie, in der Heimat und in der ganzen Welt“, so Sergij. Der 1. Mai sei eine Gelegenheit, mit Freunden zu sprechen.
Gewerkschaft ist wie eine Familie, in der Heimat und in der ganzen Welt.
Er zog eine bittere Bilanz der postsowjetischen Entwicklung in seinem Heimatland. „Ich bin in der Sowjetunion geboren und habe erlebt, wie sich mein Land in den vergangenen 30 Jahren entwickelt hat. Wo war der Punkt, an dem wir falsch abgebogen sind?“ Der entscheidende Faktor sei die Korruption. „Die Korruption ist überall: in Politik, Medizin, Bildung, Polizei, Gerichten, Wirtschaft und Militär.“ 50 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werde in der Schattenwirtschaft erbracht „und Russland hat diese Degradierung der Ukraine mit allen Kräften unterstützt. Mein Appell an euch: Lasst dieses Gift nicht in eure Gesellschaft eindringen.“
Besonders würdigte Sergij Ivansky die herzliche Aufnahme so vieler Geflüchteter aus der Ukraine in Deutschland. „Ihr Zuhause ist schön, Sie sind gute Gastgeber, und wir Zwangsflüchtlinge müssen das Haus respektieren, das wir nicht gebaut haben. Ich wünsche Ihren Gewerkschaften, dass sie wachsen, sich stärken, erweitern und gedeihen. Einen fröhlichen Maifeiertag!“
Der DGB hat den 1. Mai 2022 unter das Motto gestellt: GeMAInsam Zukunft gestalten. Ein gutes Motto. Denn so viel Zukunft zu gestalten wie derzeit gab es selten – auch und besonders im Bereich Mobilität.
„Mit rasanter Geschwindigkeit hat sich unser Leben in den vergangenen Jahren verändert. Klimaschutz, Digitalisierung und Globalisierung haben enorme Auswirkungen darauf, wie wir arbeiten, leben und konsumieren“, heißt es im Mai-Aufruf des DGB. „Für uns ist klar: Diese wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation können wir nur mit einer starken Mitbestimmung und einer hohen Tarifbindung erfolgreich gestalten. Gute Arbeit, nachhaltigen Wohlstand und sozialen Fortschritt gibt es nur mit einem Ausbau der Arbeitnehmerrechte und starken Gewerkschaften.“
Die aktuelle Diskussion um die steigenden Energiepreise und die Abhängigkeit Deutschlands von Energie-Importen aus Drittstaaten zeigt, wie dringlich eine Energie- und damit die Verkehrswende ist. „Jetzt wird deutlich, dass wir die Verkehrswende in den vergangenen Jahren viel schneller und entschiedener hätten vorantreiben müssen“, so EVG-Vize Martin Burkert am Dienstag vor dem Bundesvorstand der EVG.
Aber auch in anderen Bereichen muss der Wandel dringend vorangetrieben werden, so z.B. im Bereich der Pflege, bei der Chancengleichheit von Frauen und Männern, beim Ausbau der betrieblichen Mitbestimmung, bei der Gestaltung der Digitalisierung, um nur einige der wichtigsten Themen zu nennen.
Weitere Infos zu den Mai-Kundgebungen gibt es auf der Internetseite des DGB.
Nach zweijähriger Corona-Zwangspause haben in vielen Städten Deutschlands wieder Kundgebungen stattgefunden. Der Tag der Arbeit 2022 stand in diesem Jahr unter der Überschrift „GeMAInsam Zukunft gestalten“.
Zu diesem Motto wollten wir eure Meinung wissen: Was für eine gerechte und friedliche Zukunft nötig?
Einen Zusammenschnitt findet ihr im Video.