Wir stehen für unsere berechtigten Forderungen ein. Rund 1.000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind am Dienstag durch Berlin gezogen, um die Forderungen der EVG in der laufenden Tarifrunde zu unterstützen - lautstark und farbenfroh. Am Dienstagnachmittag werden die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn fortgesetzt. Die EVG erwartet dann endlich ein Angebot.
„Wir haben Wort gehalten und führen eine gemeinsame Tarifrunde“, so EVG-Vize Kristian Loroch bei der Auftakt-Kundgebung am Berliner Hauptbahnhof. „Die Beschäftigten in der öffentlichen Daseinsvorsorge, in der Infrastruktur, in den Krankenhäusern haben mehr verdient als ein bisschen Applaus und ein Dankeschön“, umriss er die Erwartungshaltung der Beschäftigten. Loroch ging auch darauf ein, dass bei den Arbeitgebern und in der Politik mehr und mehr Druck auf die Gewerkschaften gemacht wird, auf Streiks zu verzichten. „Wir lassen hier keine Luft ran. Die DGB-Gewerkschaften sind noch nie unverantwortlich mit dem Streikrecht umgegangen. Aber wir werden dieses Recht immer verteidigen und werden es als Ultima Ratio anwenden, wenn es notwendig ist."
Die Beschäftigten in der öffentlichen Daseinsvorsorge, in der Infrastruktur, in den Krankenhäusern haben mehr verdient als ein bisschen Applaus und ein Dankeschön.
In dieselbe Kerbe schlug auch die ver.di-Vizechefin Christine Behle. Ver.di hat für heute unter anderem die Beschäftigten der Krankenhäuser zum Warnstreik aufgerufen. „Ihr lasst euch nicht abspeisen und damit seid ihr nicht allein“, so Behle. Die Bahn sei über Jahrzehnte heruntergewirtschaftet worden. „Die Arbeitgeber sind nicht in der Lage, euch anständig zu bezahlen, obwohl ihr die öffentliche Daseinsvorsorge aufrechterhaltet. Das ist inakzeptabel! Ohne uns würde dieses Land nicht funktionieren."
Ihr lasst euch nicht abspeisen und damit seid ihr nicht allein.
EVG-Vize Cosima Ingenschay, die gemeinsam mit Kristian Loroch den Tarifbereich verantwortet, kritisierte die bisherige Blockadehaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde. „Wir haben ganz klar gesagt, wir haben keine Zeit, um die erste Verhandlungsrunde zu vertrödeln. Wir brauchen schnelle Ergebnisse.“ Trotzdem habe es entweder gar keine oder keine akzeptablen Angebote gegeben. „Wir haben nichts Vernünftiges bekommen. Das geht nicht."
Wir haben nichts Vernünftiges bekommen. Das geht nicht.
Gewerkschaften sind das Band der Generationen. Die Bundesseniorenleitung der EVG hatte ihre für Dienstag und Mittwoch angesetzte Sitzung eigens von Fulda nach Berlin verlegt, um an der Demonstration teilzunehmen und die Forderungen der Beschäftigten zu unterstützen. Und auch die Jugend zeigte klare Position und setzte einen politischen Akzent: „Die Verkehrswende wird nicht gelingen ohne Menschen“, so Lukas Mayer, Co-Vorsitzender der Bundesjugendleitung. „Die Unternehmen müssen ausreichend bezahlen, damit sie auch die Fachkräfte bekommen, die wir für die Verkehrswende brauchen. Deshalb: Was ist vernünftig? Sechshundertfünfzig!"
Das Besondere an dieser Tarifrunde: Die EVG verhandelt parallel mit rund 50 Unternehmen und hat dafür einheitliche zentrale Forderungen aufgestellt: 650 Euro mehr für jede:n Beschäftigte:n bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Mit dabei auch die Busgesellschaften. Achim Schraml, Sprecher der Zentralen Fachgruppe, und zwei seiner Kolleg:innen schilderten eindrücklich, wie sich die aktuelle Inflation in den Geldbeuteln der Beschäftigten auswirkt. „Wenn Kolleginnen und Kollegen nach dem 20. des Monats nicht mehr zur Arbeit kommen, weil sie sich das Benzingeld nicht leisten können, dann läuft was falsch. Wenn Busfahrer:innen einen Zweitjob annehmen müssen, damit sie über die Runde kommen, dann läuft was falsch.“ Dem Vorhaben des DB-Konzerns, die Busgesellschaften aus den Gesamtverhandlungen herauszulösen, erteilten sie eine klare Ansage. „Wir wollen nicht ausgegliedert werden, wir wollen vernünftiges Geld für vernünftige Arbeit."
Wenn Busfahrer:innen einen Zweitjob annehmen müssen, damit sie über die Runde kommen, dann läuft was falsch.
Auch verhandeln wir für viele Kolleg:innen in den sog. NE-Bahnen. Thomas Pfeiffer, Sprecher der Zentrale Fachgruppe NE-Bahnen, ging auf diese Besonderheit ein. „Wir stehen an der Seite der DB-Beschäftigten!“ Die Eisenbahner:innen und Busfahrer:innen „haben dieses Land am Laufen gehalten und dabei Zurückhaltung geübt. Und jetzt bieten uns die Arbeitgeber nichts an und stellen sogar noch Gegenforderungen auf und sagen: Schafft mehr! Das gibt’s doch nicht! Hört her, Arbeitgeber in diesem Land, wie stark die EVG ist.“
Wir stehen an der Seite der DB-Beschäftigten!
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