Die Reichsbahn und die Reichsbahn-Gesellschaft in der Weimarer Republik 1920 – 1933

Die Niederlage im Ersten Weltkrieg löste in Deutschland eine politische Revolution aus. Dem Ende der Monarchie folgte bald das Ende der alten Eisenbahnordnung. Bisher hatten die Länder ihre Staatsbahnen selbst verwaltet, nun sollte eine nationale Eisenbahn entstehen. Die Weimarer Verfassung bildete hierfür den rechtlichen Ausgangspunkt.

1920 erfolgte die in der Verfassung vorgesehene „Verreichlichung“ der Länderbahnen zur „Deutschen Reichsbahn“. Damit begann eine neue Epoche in der Eisenbahngeschichte. Bei den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Nachkriegsbedingungen besaß die Reichsbahn bis 1924 nur einen geringen Handlungsspielraum. Dennoch konnte sie einzelne Modernisierungsvorhaben wie die Ausstattung der Güterwagen mit Druckluftbremsen oder die Planung von Einheitslokomotiven beginnen. Das mit der Gründung der Reichsbahn verbundene politische Ziel, die Einheit des demokratisch verfassten Reiches zu stärken, wurde erreicht.

Die Überführung der Länderbahnen auf das Reich war kaum abgeschlossen, als 1924 die Reichsbahn in eine an privatwirtschaftlichen Vorgaben orientierte Gesellschaft umgewandelt wurde. Die Reform hatten die Siegermächte mit der Reichsregierung ausgehandelt. Mit Hilfe der Eisenbahn sollte ein Großteil der vom Reich zu zahlenden Kriegsentschädigungen erwirtschaftet werden. Grundlage hierfür war der Versailler Friedensvertrag, in dem die Eisenbahn als Sicherheit für die später zu leistenden Reparationen vorgesehen war.

Die „Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft“ führte begonnene Vorhaben konsequent weiter und vollzog eine umfassende Modernisierung und Rationalisierung des Eisenbahnwesens. Diese reichte vom Ausbau des eigenen Telefonnetzes zum modernsten in Europa bis hin zur Entwicklung des „Fliegenden Hamburgers“, dem Urahn des ICE. Bis 1933 entwickelte sich die Reichsbahn-Gesellschaft zu einem modernen sowie wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen. Die Eisenbahn in Deutschland erlebte in dieser Zeit eine zweite Blüte.

Anmerkungen / Quellen

Quellen:
DB Museum Nürnberg, EVG-Archiv

EVG Geschichte, Friedrich Rewinkel, Sprecher,  E-Mail: Geschichte@evg-online.org

Februar 2022