„Der ständige Kampf. Beschäftigte bei den Bahnen und ihre Gewerkschaften“ ist das mittlerweile siebente Buch von EVG Geschichte. Es baut auf den bisherigen Publikationen auf und fasst die langjährige Geschichte der gewerkschaftlichen Arbeit bei den Bahnen zusammen.
„Der ständige Kampf“ zeigt auf, wie die deutschen Eisenbahnen über Generationen die gesamte wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung unseres Landes geprägt haben. Und wie sich das in den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner niederschlägt. Denn Eisenbahngeschichte ist nicht nur Technikgeschichte, das ist der Grundansatz von EVG Geschichte. Sie ist Geschichte der Arbeit, des Ringens um soziale Gerechtigkeit, Sozialgeschichte, Tarifgeschichte. Die Würdigung der Leistungen von vielen Millionen Beschäftigten bei den Bahnen muss vor der Anerkennung des technischen Fortschritts stehen.
Deshalb schlägt die neue Publikation einen großen farbigen Bogen vom Anfang der Eisenbahn in Deutschland, als die damaligen Bahnbeschäftigten keinerlei Arbeitnehmerrechte hatten und auf Gedeih und Verderb von den Eisenbahnbaronen abhängig waren, bis in die unmittelbare Gegenwart. Sie tut das in derselben fesselnden und charmanten Art, wie wir sie aus den bisherigen Publikationen bereits kennen. Mit vielen Bildern und Illustrationen, Tabellen und Grafiken, Originaldokumenten, Zeitzeugenberichten und Gastbeiträgen. EVG Geschichte ist damit ein sehr lebendiges und fesselndes Stück Geschichtsschreibung gelungen.
Natürlich widmet sich auch dieses Buch in einem fast 50 Seiten langen Kapitel der Rolle der Reichsbahn im Nazi-Reich. Die Rolle der Reichsbahn und damit auch der Reichsbahner/innen war im öffentlichen Bewusstsein lange Zeit ziemlich eindeutig festgelegt: Sie galt – zu recht! – als integrales Element der Nazi-Herrschafts- und Vernichtungsmaschinerie. Niemals hätten Millionen Menschen ohne die Reichsbahn und damit auch: ohne die Reichsbahner in die Vernichtungslager gebracht werden können.
So weit, so richtig. Doch diese Bild ist auch einseitig und wird den heute bekannten historischen Tatsachen nicht mehr ganz gerecht. Denn neueste wissenschaftliche Forschungen zeigen auf: Es gab auch Widerstand auch bei der Reichsbahn, und zwar insbesondere von gewerkschaftlich organisierten Arbeitern. Und: Er war umfangreicher und intensiver als bisher angenommen. Unterschätzt, wurde bislang auch der Widerstand von Gewerkschafterinnen und der Ehefrauen der im Widerstand Aktiven.
Sogar die Gewerkschaften selbst nahmen ihn kaum zur Kenntnis. Sie waren lange Zeit zu sehr auf das Versagen ihrer Führungsebene im Frühjahr 1933 fixiert. Viele führende Gewerkschafter, die nach der Machtübernahme der Nazis vor diesen zunächst kapitulierten, gingen anschließend in den Widerstand.
Die beiden Wissenschaftler der Freien Universität Berlin Siegfried Mielke und Stefan Heinz belegen das anhand von nicht weniger als 350 Kurzbiografien. An der Zusammenstellung dieser Biografien hat ein weiterer Historiker mitgewirkt, EVG-Kollege Eberhard Podzuweit. Darunter mittlerweile „bekannte“ Namen wir Hans Jahn, Lorenz Breunig oder John Sieg. Aber auch viele bisher unbekannte. Sie zeigen: Widerstand war möglich, auch unter den mörderischen Umständen des Nazi-Regimes. Jahrelang haben Mielke, Heinz und Podzuweit dafür Opferakten aus BRD und DDR ausgewertet. Die Biografien zeigen die ganze Spannbreite widerständigen Handelns auf, von Sabotageaktivitäten einzelner bis hin zum umfangreichen Netzwerk und den Plänen für einen demokratischen Neuaufbau nach dem erhofften Sturz des Nazi-Regimes. Der übrigens, auch das zeigt die Studie, dann nach 1945 tatsächlich ganz wesentlich von engagierten Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern geleistet worden ist.
Nicht nur die EVG Geschichte, sondern auch „der ständige Kampf“ von heute ist in dem 520seitien Buch dokumentiert und es fehlt auch nicht ein Blick in die gewerkschaftliche Zukunft der EVG. Auch als e-Paper auf dieser Seite.
Buchbeschreibung von Oliver Kaufhold, EVG Chefredakteur
EVG Geschichte, Januar 2019
Dieses Geschichtsbuch ist ab sofort nicht mehr lieferbar!
Das EVG-Geschichtsbuch „Einigkeit“ dokumentiert die Entwicklungsgeschichte eines Ereignisses, das in seiner historischen Tragweite noch gar nicht abschließend einzuschätzen ist und zugleich einen Prozess einleitete, der weit in die Zukunft reichen wird. Mit dem Zusammenschluss der beiden Eisenbahner-Gewerkschaften TRANSNET und Verkehrsgewerkschaft GDBA am 1. Dezember 2010 wurde eine Perspektive eröffnet, die für die Zukunft der deutschen wie europäischen Gewerkschaften beispielgebend sein kann. Der nun begonnene Prozess wird die Gewerkschaftsbewegung insgesamt stärken. Er bündelt die Kräfte und stärkt die Organisations- und Kampfkraft der Mitglieder und gibt Zuversicht, die zukünftigen Herausforderungen im Interesse der Mitglieder meistern zu können.
Im 19. Jahrhundert waren die Beschäftigten der Bahnen weder organisiert noch vereint. Von Anbeginn waren sie gespalten in Beamte und Arbeiter und alsbald etikettiert als sozialistische, christliche, liberale Arbeiter und Beamte und als Beamten-Vereine.
Die Eisenbahnverwaltungen hatten gleich zu Beginn der Eisenbahngeschichte in Deutschland zwischen Arbeitern des Bahnbaus und Beschäftigten des Betriebs und Verkehrs beziehungsweise der Verwaltungen unterschieden.
Die Autoritätsstruktur des Staates vor seiner Demokratisierung konnte sich bei den Bahnen nur obrigkeitshörige Beamte vorstellen und dieser Staat verbot Arbeitern Gedanken an Demokratie wie auch Sozialdemokratie. Eisenbahngesellschaften und Unternehmen bestimmten ungestört die Regeln von Produktionsablauf, Arbeitszeit und Verdienst. Heuern und Feuern stand auf der Agenda. Doch die Beschäftigten wollten sich von der Knechtschaft lösen. Zunächst entstand ein reges Vereinsleben, welches sogar von den Eisenbahnverwaltungen unterstützt wurde. Jedoch, sie blieben Bittsteller.
Die Eisenbahner wollten mehr, eine freie Gewerkschaft, die für die Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen kämpfen konnte. Nach einundfünfzig Jahren Eisenbahn haben sie es geschafft: Am 8. Dezember 1896 entstand der Verband der Eisenbahner Deutschlands. Dieser wurde gleich zu Beginn mit allen Mitteln von den Eisenbahnverwaltungen bekämpft.
Diese Gewerkschafter der ersten Stunde wussten genau, dass sie mehr Macht brauchten. Sie versuchten ihre Kräfte zu bündeln und strebten Zusammenschlüsse an. Sie kamen ihrem Ziel nur schrittweise voran, auch, weil die Gewerkschaftsbünde uneins waren.
Die Weimarer Republik gab den Gewerkschaften erstmals in der deutschen Geschichte das lange geforderte Koalitionsrecht. Nun konnten freie Gewerkschaften legal arbeiten. Im Jahre 1925 waren sich die Beschäftigten bei den Bahnen erstmals einig. Sie bündelten ihre Kräfte. Der Deutsche Eisenbahnerverband (DEV) und die Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamten und –Anwärter (RG) schlossen sich am 21. Juni in Köln zum Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands (EdED) zusammen.
Doch die Weltwirtschaftskrise und insbesondere der Nationalsozialismus spalteten die Gewerkschaften. Auch nach dem zweiten Weltkrieg haben die Gewerkschaften nicht die richtigen Lehren aus ihrer leidvollen Geschichte gezogen.
So mussten schließlich 175 lange Jahre die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner und auch die Beschäftigten der Verkehrs- und Transport-Branchen in Gesamtdeutschland getrennte gewerkschaftliche Wege gehen.
Um diese verschlungenen Wege von 1835 bis 2010, um den überragenden Wert des Zusammenschlusses zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft zu würdigen, ist in diesem Buch der mühevolle Weg zur gewerkschaftlichen Einheit in wichtigen Einzelheiten aufgezeichnet und in die sozialen und politischen Umfelder eingebettet.
Friedrich Rewinkel, Sprecher EVG Geschichte, Februar 2020
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Nachstehend aufgeführte Bücher der EVG Geschichte können von EVG Mitgliedern über die zuständigen Organisationsstellen kostenlos bezogen werden.
Das Geschichtsbuch „Einigkeit“ 2012, erste Auflage ist nicht mehr lieferbar.