EVG-Betriebsräte machen gute Dienstpläne – weil sie die Bedürfnisse und Wünsche der Kolleginnen und Kollegen genau kennen. Wie das konkret aussehen kann, sagt Gunnar Rothenburg, Betriebsratsvorsitzender bei DB Vertrieb Berlin/Rostock.
Gunnar, wie sieht euer Ansatz aus?
Ausgangspunkt war eine ganz einfache Frage: Was sind eigentlich die Interessen derjenigen, die wir als Betriebsrat vertreten? Und zwar konkret auf die Arbeitszeit bezogen. Die Arbeitszeit ist ein Kernmerkmal der Beschäftigungsbedingungen, man erlebt sie jeden Tag. Ergebnis unserer Überlegungen war ein neues Modell der Dienstplangestaltung. Unser Ziel ist, diejenigen, für die wir als Interessenvertreter tätig werden, stärker einzubeziehen und dies so früh wie möglich. Beziehungsweise würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen: Wir geben ein Stück unseres Mitbestimmungsrechtes zurück an die, für die wir es ausüben.
Und wie konkret?
Das Arbeitszeit-Management macht zunächst mal einen Entwurf für die Dienstpläne. Der normale Weg wäre nun, dass dieser Entwurf zum Betriebsrat geht. Bei uns geht er aber direkt zu den Beschäftigten und die besprechen ihn in Teammeetings. Die Kolleginnen und Kollegen können und sollen dann sagen:
Wir geben ein Stück unseres Mitbestimmungsrechtes zurück an die, für die wir es ausüben.
Und diese Hinweise werden aufgenommen?
Ja, die Meinungen und Wünsche werden an das Arbeitszeitmanagement zurückgespiegelt und dort wird so viel wie möglich davon aufgenommen. Es gibt dann einen überarbeiteten Dienstplanentwurf oder einen ganz neuen, je nachdem. Und erst dieser geht dann offiziell an den Betriebsrat. Wir sind natürlich in diesem ganzen Prozess immer eingebunden - aber in dem Moment, in dem wir formal unser Mitbestimmungsrecht wahrnehmen, sind die Wünsche der Beschäftigten bereits eingeflossen.
Wie groß ist der Aufwand für dieses Verfahren?
Er ist schon nicht gering. Unsere Dienstplanperioden sind variabel, und das heißt, dass wir auch in einem variablen Rhythmus die Team-Meetings haben. Wir haben rund 220 Kolleginnen und Kollegen an 20 Standorten, unser Wahlbetrieb erstreckt sich über die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Aber wir machen das jetzt schon ein paar Jahre und haben eine gewisse Routine bekommen. Und wir sehen auch, dass sich der Aufwand lohnt.
Platt gefragt: Sind die Dienstpläne besser geworden?
Die Zufriedenheit unserer Kolleginnen und Kollegen mit den Dienstplänen hat zugenommen. Und das ist ein Zeichen dafür, dass sie wirklich besser geworden sind. Natürlich können wir nicht immer alle Wünsche erfüllen, aber doch schon sehr viele. Ich will einen Nebeneffekt nicht verschweigen: Wenn die Leute ihre Wünsche angeben können und dann feststellen, dass viele auch realisiert werden, dann beginnen die Wünsche zu wachsen. Dann geraten wir aber auch irgendwann an ganz objektive Grenzen, die uns z.B. durch die Vergabebedingungen der Aufgabenträger gesetzt werden. Wir haben aber darauf reagiert und das Verfahren transparent aufgesetzt und kommuniziert. Mit anderen Worten: Die Leute wissen, wie der Dienstplan entsteht und was ihr Anteil daran ist. Damit wollen wir die individuelle Beteiligung fördern und gleichzeitig den Teamgedanken stärken. Das schafft Vertrauen, Verständnis und Zustimmung.