1. Oktober 2019: Tag der älteren Generation - "Haben Senior*innen noch eine Zukunft"
Der diesjährige Seniorentag fand in der Geschäftsstelle der EVG in Hamburg statt. Er wurde von den Ortssenior*innen Hamburgs und Hamburg Harburgs organisiert. Über 50 Senior*innen sind unserem Aufruf unter dem Motto „Haben Senioren noch eine Zukunft" gefolgt, und waren begeistert von den vorgetragenen Beiträgen unserer Referentin und Referenten Annegret Pawlitz, Klaus Wicher und Frank Lutoschka, deren Inhalte nachfolgend in Kurzform geschildert werden.
Nach kurzer und herzlicher Begrüßung durch unsere Ortsseniorenvorsitzenden Joachim Grochowina (OSL Hamburg) und Willi-Heinz Hellwig (OSL Hamburg Harburg) wurden die Anwesenden durch Annegrets direkten aber netten Art über Belange der Politik und der DB AG im Zusammenwirken mit unserer Gewerkschaft informiert. Hinweise zur Handlungs-,/ Führungs-,/ Initiativ- und Ergebnisverantwortung für den Staat und die Allgemeinheit wurden kritisch durch sie ausgeleuchtet. Die festgeschriebenen Werte der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV), die jetzt für den Zeitrahmen von zehn Jahren abgeschlossen worden sind, wurden ebenso kritisiert wie das avisierte Klimaschutzgesetz welches u.a. erneut den Kfz - Verkehr gegenüber der Bahn bevorzugen wird. Außerdem wurden Hinweise zur CO 2-Abgabe, zur energetischen Sanierung des Wohnungsbestandes sowie der fehlenden Anreize für das geplante ÖPNV - Ticket kritisch dargestellt.
Aber auch einige aus dem aktiven Dienst ausgeschiedenen Mitglieder „bekamen ihr Fett ab" – sie hatten ihre Mitgliedschaft in der EVG gekündigt. „Das politische Denken und Geschehen hört nicht auf, nur weil man aus dem Arbeitsleben ausgeschieden ist", die weitere aktive Teilhabe am Gewerkschaftsleben ist dringend erforderlich! Erwähnenswert wies Annegret auf das Seniorenmitwirkungsgesetz hin, ein „Leuchtturmgesetz", welches Menschen ab dem 60. Lebensjahr auf der kommunalen Ebene ein Mitspracherecht einräumt.
An Vorgenanntem anknüpfend, schloss sich Klaus Wicher mit seinem Beitrag „Altersarmut verhindern und bekämpfen, Teilhabe sichern - gleiche Chancen für alle" nahtlos mit seinen Ausführungen zu unserem Motto an.
Altersarmut, was ist das, wo fängt sie an? Er zeigte uns Armutsstatistiken und Sozialdaten für Hamburg, aus denen ersichtlich war, dass zurzeit 242.700 Menschen allein in Hamburg armutsgefährdet sind. Das bedeutet, dass diese Menschen teilweise oder vollständig auf staatliche Sozialleistungen angewiesen sind. Ursachen sind hierfür die Absenkung des Rentenniveaus, Lücken in der Erwerbs- und Beschäftigungsbiographie, Beschäftigung in prekären Beschäftigungsverhältnissen, Pflege- und Erziehungszeiten sowie steigende Lebenshaltungskosten. Hier kann man die Bemühungen des Ministeriums für Arbeit und Soziales nur gutheißen, die sogenannte „Respektrente" einführen zu wollen. Wie kann man sonst noch „die Teilhabe sichern - gleiche Chancen für alle" in ersten Schritten erreichen? Eine Anzahl von Hinweisen, dem zu begegnen, wurde uns von Klaus vor Augen geführt, doch es sind noch verstärkt Anstrengungen der Allgemeinheit und der Politik notwendig, um hier dringende Abhilfe zu schaffen.
Nach diesem Beitrag folgte Frank Lutoschka mit seinen Ausführungen zu „Haben Senioren noch eine Zukunft". Dass unser Motto mit keinem Fragezeichen versehen war, deutete Frank als Fingerzeig, dass Senior*innen - gerade auch in der EVG - einen hohen Stellenwert und Zukunft haben.
Bei der Eingabe unseres Mottos in einer bekannten Suchmaschine im Internet wird, so Frank in seinen Ausführungen, vorneweg auf die Arbeit der BAGSO, also der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen verwiesen, in der die EVG sehr aktiv mitwirkt. Die nächstfolgenden Einträge befassten sich mit Senior*innen als Zielgruppe der Zukunft für Wirtschaft und Politik und damit die „Macht der Senior*innen“. Politisch ging es dann weiter, insbesondere zur Zukunft der Rente. Im Koalitionsvertrag von 2018 haben CDU, CSU und SPD Festlegungen zur Einführung einer Grundrente vereinbart. SPD-Sozialminister Heil hat Kriterien zur „Respektrente" zur Diskussion gestellt, die dazu führen würden, dass die Lebensleistung von fast drei Millionen Rentner*innen stärker anerkannt und Altersarmut bekämpft wird. Die EVG und der DGB unterstützen das Vorhaben des Sozialministers. Ein weiteres heikles Thema sind die immer höheren Eigenanteile in der Pflegeversicherung. Gemeinsam mit dem DGB setzt sich die EVG für eine Pflegebürgervollversicherung ein, quasi eine Vollkasko in der Pflege. Auch eine Verbesserung der Pflegeinfrastruktur ist dringend erforderlich. Mit den in diesem Jahr überarbeiteten und vom DGB beschlossenen Seniorenpolitischen Eckpunkten, der Stärkung der Seniorenmitwirkung in der Politik, dem Einsatz für bessere Mobilität gerade auch für ältere Menschen sowie dem Vorgehen gegen Altersdiskriminierung packt die EVG zusammen mit den anderen DGB-Gewerkschaften wichtige Zukunftsaufgaben an. Diese und andere Themen bringt die EVG auch aktiv in der oben erwähnten BAGSO ein, wo die Sichtbarkeit der Gewerkschaften durch eine gemeinsame Marschroute zunimmt. Frank wies zudem auf das erfolgreich gestartete Projekt "Digitale Teilhabe für Senior*innen in der EVG" hin, mit dem wir Ältere bzw. Junggebliebene hilfreiche Tipps für die Nutzung des Internets erhalten können.
Weitere ergänzende Punkte zu den Referaten könnten noch aufgeführt werden, aber unter Berücksichtigung der Nachfragen, der vielen Diskussionsbeiträge und der fortgeschrittenen Zeit endet hier unser Seniorentag mit einigen Abschlussworten von Joachim und Willi-Heinz.