Bildungsreise der Sachsen-Anhalter Senioren
„Bildung ist nicht auf die Schule begrenzt. Sie geht unerbittlich weiter bis ans Lebensende.“ Dieses Zitat von Peter Ustinov motiviert uns Sachsen-Anhalter jede Gelegenheit zur Weiterbildung zu nutzen, damit wir auch weiterhin Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben und uns aktiv einbringen können.
So folgten dann auch mehrere Seniorinnen und Senioren aus den Sachsen-Anhaltiner Ortsverbänden einer Einladung der Arbeit & Leben Sachsen-Anhalt gGmbH. Diese hatte, mit Unterstützung der EVG Geschäftsstellen Magdeburg und Halle, für Anfang Dezember ein 5-tägiges Seminar im Bildungszentrum Erkner organisiert, das vom Bildungs- und Förderungswerk (BFW) der EVG finanziert wurde. Vor Ort leiteten das Seminar die „alt bewährten Kollegen“ Dieter Posner und Henning Lange.
Das Angebot an Themen, das an diesen geplanten 5 Tagen vorgesehen war, war sehr vielfältig und abwechslungsreich und wurde so auch von den Teilnehmer:innen (TN) begeistert angenommen.
Am ersten Tag stellte der Magdeburger Geschäftsstellenleiter, Julien Schneider, die aktuellen Themen, die uns als Gewerkschafter und ehemaligen Eisenbahner:innen besonders interessierten, vor. In seinen Ausführungen ging er auf aktuelle gewerkschaftspolitische Aktivitäten und Themen, das sowohl aus regionaler als auch aus bundesweiter Sicht, ein. Weiterhin nahm er zur aktuellen Verkehrspolitik des Landes Sachsen-Anhalt Stellung und verwies zum Schluss auf die Planungen der gewerkschaftlichen Aktivitäten für das Jahr 2024.
Im Anschluss konnten die Teilnehmenden des Seminars Conny Nürnberg vom BFW begrüßen, die über die Arbeit des BFW berichtete. Das BFW hat sich die Aufgabe gestellt, die sozialen Belange, die allgemeinen und beruflichen Kenntnisse, die kulturellen und die gesellschaftlichen Belange seiner Mitglieder zu wahren und zu fördern. Sie ging dann auf Details ein und stand den vielen Fragen der Teilnehmenden aufgeschlossen gegenüber.
Am zweiten Tag des Seminars nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit in die EVG Zentrale nach Berlin zu fahren, um dort mit dem Bundesseniorensekretär Tobias Abt und der Leiterin der EVG Geschäftsstelle Halle, Kollegin Yvonne Eisenhuth, ins Gespräch zu kommen. An diesem Tag waren natürlich die Sozial- und Seniorenpolitik die bestimmenden Themen. „Wirklich spannende und interessante Ausführungen“, so dann die einhellige Meinung der Teilnehmenden.
Am dritten Tag des Seminars kamen die Referent:innen ins Bildungszentrum nach Erkner.
Am Vormittag konnte als Fachmann für verkehrspolitische Themen, Jörg Podzuweit, begrüßt werden. Seinen Ausführungen folgten die Eisenbahner:innen mit großem Interesse. Viele Fragen gab es über die Zukunft der Bahn, vor allem im Zusammenhang mit der Gründung der DB InfraGO AG im kommenden Jahr. Diese solld das Zusammenspiel zwischen der Deutschen Bahn und dem Bund in Bezug auf die Infrastruktur neu ordnen. Der Bund soll die politischen Ziele festlegen, die sich am Gemeinwohl orientieren, und soll in diesem Zusammenhang die Finanzierung sichern. Zum Schluss der Ausführung von Jörg waren die Teilnehmenden sich sicher, dass dieser Schritt höchstwahrscheinlich das Ende der „Bahn aus einer Hand“ sein wird!
Am Nachmittag des dritten Tages besuchte uns Carola Clausnitzer, Mitarbeiterin der Brandenburger Verbraucherzentrale. Sie hielt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema „Ernährung und mentale Fitness im Alter“. Ungewohnt anders, als nur einen „stupiden Vortrag“ oder das Betrachten von Texten und Bildern in einer Power-Point-Präsentation, bezog die Referentin die TN aktiv in das „tägliche Leben, wie dem Einkauf und dem Essen“ mit ein und weckte somit verstärkt deren Aufmerksamkeit sowie die Motivation, sich aktiv mit den jeweiligen Themen der täglichen Ernährung auseinanderzusetzen.
Der dritte Tag des Seminars war dann auch wieder gut bei den Teilnehmer:innen angekommen!
Aber am Abend gab es dann eine weniger gute Nachricht: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte kurzfristig mitgeteilt, dass die Mitglieder der GDL für den Folgetag, also den Donnerstag, aufgerufen werden, ab 22:00 Uhr für 24 Stunden in den Streik zu treten. Das bedeutete, dass die Heimfahrt der Seminarteilnehmer:innen, die für Freitagmittag geplant war, nicht möglich sein würde. In einer kurzen Beratung mit den sachsen-anhalter EVG Geschäftsstellenleitern haben dann die Seminarleiter entschieden, den TN das Angebot zu machen, am Donnerstagnachmittag, also dem 4. Seminartag, das Seminar zu beenden, damit Allen die Heimfahrt sicher gestellt werden kann.
Unter diesem Vorzeichen wurde dann auch der 4. Seminartag gestartet!
Es sollte ins Jüdische Museum nach Berlin gehen, in dem für die Teilnehmer*innen eine Führung für eine Sonderausstellung gebucht wurde. Für alle TN, die in der ehemaligen DDR „aufgewachsen und alt geworden sind“, sollte die Ausstellung einmal ein Kapitel beleuchten, das in der DDR weniger bekannt war! Der Titel der Sonderausstellung ist so schon selbstredend: „Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR“.
Ein kurzer Einblick: Nachdem die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mehr als 30 Jahre zurück liegt, nimmt diese Ausstellung, rückblickend, die jüdischen Erfahrungen in der DDR in den Fokus. Mittels Interviews, persönlichen Objekten, Kunst, Literatur und Filmen zeigt diese Ausstellung das vielgestaltige aber auch widersprüchliche jüdische Leben im Osten Deutschlands auf – und das innerhalb und außerhalb der zuletzt acht jüdischen Gemeinden in der DDR. Einzelne filmische Portraits sollten so den Blick bis in die Gegenwart weiten. Und so gibt die Ausstellung den Menschen selbst eine Stimme! Solche Ausstellungen, mit Zeitzeugen, verschlagen einem wortwörtlich die Sprache. Hier kann man sich nur der Meinung der Teilnehmer*innen anschließen: „Das muss man selbst gesehen haben“!
Und so ging, leider bereits nach 4 Tagen, die „Bildungsreise der Sachsen-Anhalter Senioren“ vorzeitig zu Ende.
Den Vertriebsleiter Verkehrsmarkt von der Sparda-Bank Berlin eG, Kollegen Thomas Gärber, der als Referent für Freitag vorgesehen war, mussten wir aufgrund des geänderten Planes, absagen. Aber: „Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben“!
Mit einem Zitat von Henry Ford, das dem Motto der diesjährigen sachsen-anhaltinische Bildungsreise sehr nahe kommt, soll noch einmal zurück geblickt werden: „Jeder der aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder achtzig Jahre alt sein.“
Auf diesem Wege möchten wir uns bei allen Referentinnen und Referenten sowie den Organisatoren der Bildungsreise für ihr Engagement bedanken! Unser besonderer Dank gilt vor allem auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bildungszentrums Erkner für das ganze „Drum-Herum“.