50 Jahre Stufenjugendvertretung bei der DB

Zur „Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Stufenjugendvertretungen bei der DB“ trafen sich die ehemaligen Mitglieder der Hauptjugendvertretung in der EVG-Zentrale in Frankfurt am Main. Mindestens einmal monatlich reisten die von rund 19.000 Nachwuchskräften gewählten Hauptjugendvertreter (HJV) in die Mainmetropole, dem Sitz der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn in unmittelbarer Nähe der Messe.

Außer den zu beratenden Tagesordnungspunkten fand immer ein sogenanntes „Monatsgespräch mit dem Vorstand der DB“ statt, um aktuelle Themen zu erörtern. Dieses Mal standen Informationen aus erster Hand vom EVG-Vorsitzenden Martin Burkert, der DB-Konzernbetriebsratsvorsitzenden (KBR) Heike Moll, (DB InfraGO) und dem Vorsitzenden der Konzern-Jugend- und Auszubildenden (KJAV), Florina Gersten, der DB im Mittelpunkt vom Erfahrungsaustausch.

Mit dem Motto „Mehr Demokratie wagen!“ gab Bundeskanzler Willy Brandt den Anstoß für „mehr Mitbestimmungsrechte für Arbeitnehmer“ Anfang der 70er Jahre. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurden vom 8. bis 10. Oktober 1974 „Stufen-Jugendvertreter“ nach der Novellierung vom Bundes-Personalvertretungsgesetz (BPersVG) gewählt.

Bei der ersten Wahl 1974 fanden noch Listenwahlen (Liste 1: GdED Gewerkschaft der Eisenbahn Deutschlands und Liste 2: GDBA/GDL Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamten und Anwärter sowie Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) statt. Insgesamt waren rund 19.000 Nachwuchskräfte bei der DB wahlberechtigt und es gab bundesweit hunderte Ausbildungsstellen! Bei einer Wahlbeteiligung von über 88 % spiegelte das Ergebnis das Organisationsverhältnis bei den Nachwuchskräften bei der Deutschen Bundesbahn ab. Bei der Hauptjugendvertretung errang die GdED 13 von 15 Sitzen und die GDBA/GDL erhielt 2 Sitze. 

Mit „Stolz auf das Wahlergebnis“, gab Anton Hofmann, der ehemalige Vorsitzende der Hauptjugendvertretung beim Vorstand der Deutschen Bundesbahn, mit vielen Erinnerungsfotos einen umfassenden Rückblick auf geschichtliche, sozial- und tarifpolitische sowie personelle Veränderungen. Außer den örtlichen Jugendvertretungen in den DB-Dienststellen wurden erstmals Bezirksjugendvertretungen (BJV) bei den Bundesbahndirektionen und der Hauptjugendvertretung (HJV) beim Vorstand der Deutschen Bundesbahn gewählt.

In der ersten konstituierenden Sitzung wurde Michael Tepel zum Vorsitzenden und Anton Hofmann zum Stellvertretenden HJV-Vorsitzenden gewählt. Nach gut einem halben Jahr wechselte Michael Tepel als hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär in die Hauptabteilung Betriebs- und Personalräte zum Hauptvorstand der GdED über und Hofmann wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Hofmann war ab 1973 Mitglied im Bezirkspersonalrat bei der Bundesbahndirektion Nürnberg, von Oktober 1974 bis Juli 1975 Vorsitzender der Bezirksjugendvertretung bei der Bundesbahndirektion Nürnberg. In Nürnberg war das Ergebnis mit 14:1 Sitzen - aufgrund vom einem noch besseren Organisationsverhältnis - erreicht worden. Darauf war die „Nürnberger“ GdED-Jugend besonders stolz.

In den 50 Jahren hat sich in der Berufswelt und der Arbeitswelt der Deutschen Bahn viel verändert. Es fand 1989 die Wiedervereinigung der BRD und DDR sowie in Folge 1994 der Zusammenschluss der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn zur Deutschen Bahn AG statt.

Zwischenzeitlich haben sich die Bezeichnungen und Aufgabenstellungen verändert. Aus der HJV wurde die KJAV (Konzern Jugend- und Ausbildungsvertretung) und mit der Auflösung der Bundes- und Reichsbahndirektionen gab es keine BJV mehr, sondern nach Branchen gewählte GJAV (Gesamt Jugend- und Ausbildungsvertretungen).

Im Jahr 2010 schlossen sich die TRANSNET (Nachfolgeorganisation der GdED) und die GDBA erfolgreich zur EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft) zusammen. Nur die GDL konnte bisher noch nicht von der richtigen Entscheidung „Ein Betrieb - Eine Gewerkschaft“ überzeugt werden.

Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich um 180 Grad gedreht. „Wir kämpften gegen die Jugendarbeitslosigkeit und erreichten erstmals im Mai 1975 ein >Sonderprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit< mit der zusätzlichen Einstellung von 1.000 neuen Auszubildenden! Ein toller Erfolg, den wir (gemeinsam die GdED und HJV) nach Protestveranstaltungen und Verhandlungen dem damaligen Bundesbildungsminister und Vorsitzenden der AfA Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmer in der SPD, Helmut Rodhe sowie dem Bundeskanzler Helmut Schmidt zu verdanken hatten“ betonte Anton Hofmann bei seinem Rückblick auf die Aktivitäten in der gewerkschaftlichen Jugendarbeit in den 70er Jahren.

Beim Erfahrungsaustausch über die beruflichen Entwicklungen der ersten HJV-Mitglieder, stellte sich heraus, dass von den 15 HJV - Mitgliedern nach beruflicher Aus- und Weiterbildung insgesamt 4 hauptamtliche Gewerkschaftssekretäre bei der GdED/TRANSNET/EVG wurden. Viele ehemalige Jugendfunktionäre engagierten sich anschließend in Personalräten, Betriebsräten und Gesamtbetriebsräten sowie als Vertreter: innen der Schwerbehinderten und als Lehrkräfte im Bildungswesen der Deutschen Bundesbahn. Sie waren auf allen Ebenen der DB AG, den Tochter- und Beteiligungsunternehmungen und der Gewerkschaft EVG, in den Ortsverwaltungen, Bezirksleitungen und der Zentrale in Frankfurt. Weitere wurden Hauptamtlich beim DGB und der Stiftungsfamilie BSW Bahnsozialwerk tätig.

Michael Tepel wechselte in die Hauptabteilung Räte im Hauptvorstand in Frankfurt/Main. Anton Hofmann, wurde zum 1. Bevollmächtigten und Geschäftsführer der Ortsverwaltung Weiden in der Oberpfalz gewählt. Er war über 20 Jahre Abteilungsleiter Finanzen und Controlling sowie Mitgliederverwaltung und zuletzt Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft. Heinz van Booven, wurde zum 1. Bevollmächtigten und Geschäftsführer der Ortsverwaltung Aachen, danach zum Bezirkssekretär in Köln und dann zum Regionalbereichsleiter NRW in den Erweiterten Vorstand gewählt. Karlheinz Zimmermann, wurde erst zum Bezirkssekretär und anschließend zum Bezirksleiter in Köln sowie zum Abschluss seiner Berufstätigkeit Mitglied im Erweiterten Vorstand gewählt, zuständig für den Regionalverkehr. Außerdem war er Vorsitzender der AfA (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) Betriebsgruppe Eisenbahn.