„Keine Experimente mit der S-Bahn Berlin“
Bei den Kolleginnen und Kollegen der Berliner S-Bahn brodelt es. Grund ist die geplante Ausschreibung des S-Bahn-Netzes in Teillosen. Vor allem aber das Verhalten von Verkehrssenatorin Regine Günther empört die Beschäftigten. Sie stellt sie komplett auf Durchzug. Die EVG-Betriebsgruppe will sich das nicht gefallen lassen.
Die parteilose Ressortchefin will einen, wie sie sagt, „fairen Wettbewerb“. „Aber genau diesen kann es wohl kaum ohne Interessenvertreter der Kolleginnen und Kollegen geben“, sagt Robert Seifert, der Vorsitzende der EVG-Betriebsgruppe S-Bahn Berlin.
Ihr engagiert Euch sehr in der Vergabe-Diskussion. Welches Feedback bekommt ihr vom Land?
Mit dem neuartigen Vergabeverfahren wird die Zerschlagung des integrierten Systems in Kauf genommen. Für uns als Betriebsräte hat im Falle eines Betreiberwechsels die Beschäftigungssicherung oberste Priorität. Frau Günter schließt Forderungen nach geregelten Betriebsübergängen bei einem Anbieterwechsel oder zu Laufzeiten von Werksverträgen aus. Das ist ein Unding! Ihre Aussage: „Der Markt wird das regeln“, ist die Krönung und zeugt von politischen Arroganz.
Was braucht eine funktionierende S-Bahn?
Die Berliner S-Bahn ist durch ihre technischen Vorgaben aus dem Inselbetrieb einzigartig. Unser System ist nicht Standard. Unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten ergeben im Ergebnis einen Flickenteppich aus zu vielen Schnittstellen. Unser Vorschlag: Ein Unternehmen stellt die Züge, hält sie in Schuss und fährt sie. Eine Leitstelle koordniert und disponiert. Alles aus einer Hand. So funktionierts. Nicht anders!
Wie ist die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen?
Wir sind im Dialog mit Politikern von Linke und SPD. Die Landes-SPD hat sogar jetzt klargestellt, dass sie keiner Zerschlagung der S-Bahn zustimmen wird. Die Grünen sperren sich. Wir sind dennoch optimistisch, dass unsere Vorschläge für ein nachhaltiges Vergabeverfahren auf breite Resonanz stoßen. Wer meint, sich auf Kosten der Beschäftigten politisch profilieren zu müssen, liegt falsch. Das ist auch beim neuen BER schief gegangen. Werden wir aber weiter ignoriert, legen wir die Stadt lahm, wenn es sein muss.
Am kommenden Wochenende werden Beschäftigte der S-Bahn Berlin und der Betriebsgruppe weiter gegen die Zerschlagung der S-Bahn kämpfen. Sie brauchen jede Unterstützung, wenn sie vor der Landesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen demonstrieren. Es geht um die Rettung der Arbeitsplätze. Wir leben Gemeinschaft!