AfD-Jugendorganisation als „Kinderschützer“? Nicht mit uns EVG-Frauen Stuttgart!
Eine kindgerechte Kinderbuchlesung von Dragqueen Candy Licious aus Wien hat am vergangenen Sonntag die „Junge Alternative Baden-Württemberg“ (AfD-Jugendorganisation) auf den Plan gerufen.
In den sozialen Netzwerken wurde vorab schon online gegen die für Sonntagvormittag geplante Lesung von Kinderbüchern gehetzt. Dem Aufruf zur Gegendemo folgten „lächerliche“ 30 Teilnehmer:innen der AfD-Nachwuchsorganisation und verbreiteten mit Fehlinformationen ihr Gedankengut. Im Gegenzug bildeten ca. 200 Menschen einen „Schutzschild“ um den Veranstaltungsort, damit die Kinder gemeinsam mit ihren Begleiter:innen ungestört zu der ausverkauften Lesung im Rahmen des Literaturfestivals WORTWELTEN im DemoZ Ludwigsburg kommen konnten.
Dazu gab es wie bei einem Straßenfest bunte Luftballonfiguren für die Kiddies, Kuchen und Getränke, einfach eine bunte Feier der Vielfalt. Die Polizei musste nicht einschreiten und stellte sich ebenfalls schützend vor die Gruppe der friedlichen 200 Demonstrant:innen. Beteiligt hatten sich verschiedene Gruppen und Initiativen und Privatpersonen, vereint gegen rechtes intolerantes Gedankengut, um unter anderem auch queere Lebensentwürfe zu feiern und den Kindern und ihren Begleitpersonen einen entspannten Veranstaltungsbesuch zu ermöglichen.
Auch in München und Wien wurde von rechten Organisationen die große Gefahr der Frühsexualisierung bei ähnlichen Lesungen für Kinder heraufbeschworen. Diese existiert jedoch nicht. Bei der Kinderbuch-Lesung werden keine sexuellen Themen behandelt, sondern nur Kinderbücher mit vielfältigen Lebensentwürfen vorgelesen, z.B. über einen Frosch, der gern tanzen lernen möchte. Außerdem: Eine ausgefallene Perücke, knalliges Make-up und ein kunterbuntes Outfit. Kinder lieben Rollenspiele und Verkleidungen, auch z.B. wenn Fasching gefeiert wird.
Teil des Bildungsauftrages sollte es sein, Kindern die Vielfalt von Menschen aufzuzeigen und sie zu ermutigen, sie selbst zu sein. Eine Lesung aus Kinderbüchern ist Teil der Meinungsbildung und des kulturellen Angebotes in einer demokratischen Gesellschaft. Das Kennenlernen vielfältiger Lebensweisen trägt zu mehr Akzeptanz füreinander in einer offenen und bunten Gesellschaft bei. Die Lesung „untersagen" zu wollen und Besucher:innen einzuschüchtern zeigt eindeutig, welches Verständnis von Meinungs- und Kunstfreiheit die AfD-Politiker- und Anmelder:innen dieser Anti-Lesungsdemo haben.
Wir lassen uns nicht von der menschenverachtenden Hetze rechter Personen und Organisationen beeinflussen. Deswegen hatte sich die Ortsfrauenleitung der EVG Stuttgart spontan dazu entschlossen, an der Demonstration zum Schutz der Lesung teilzunehmen.
Als antifaschistische Gewerkschafterinnen ist es uns ein Anliegen, dem rechten, rassistischen, queer- und frauenfeindlichen Gedankengut etwas entgegenzuhalten. Leider sind es oft falsche Information von rechten Gruppierungen, die über die sozialen Medien gestreut werden und dazu führen, dass aus einer harmlosen Kinderbuchlesung eine „pädokriminelle“ Veranstaltung konstruiert wird.
Weitere Infos gegen rechtes Gedankengut im Raum Stuttgart gibt es hier:
www.netzwerk-gegen-rechts.info