Antje Huber: Die Wegbereiterin der Elternzeit

Am 23. Mai 2024 feiern wir nicht nur den 75. Jahrestag des Grundgesetzes, sondern am selben Tag jährt sich auch der Geburtstag von Antje Huber zum 100sten Mal. Antje Huber wurde 1924 in Stettin geboren und wuchs in Berlin auf.

Foto: Loki Schmidt empfängt weibliche Abgeordnete im Kanzlerbungalow. 4. v.r.: Antje Huber – Quelle: Bundesarchiv B 145 Bild-F044290-0002 / CC BY-SA 3.0 DE Deed

Nach Abitur und der Ausbildung als Journalistin qualifizierte sie sich an der Sozialakademie Dortmund weiter und erwarb dort vor allem Kenntnisse in Betriebs- und Volkswirtschaft, aber auch in Soziologie, Arbeitsrecht, Arbeitswissenschaft und Sozialpolitik. 

Huber engagierte sich bereits als junge Frau in der Politik, weil sie meinte, „man müsse etwas tun.” Sie kandidierte zunächst erfolgreich in der Kommunalpolitik und arbeitete ab 1964 als Ratsherrin der Stadt Essen. Bei der Bundestagswahl 1969 holte sie eines der wenigen Direktmandate von Frauen. 

Als Bundestagsabgeordnete machte sie sich aufgrund ihrer fachlichen Kenntnisse besonders im Finanz- und Steuerrecht einen Namen. Hinzu kam, dass sie Politik von der Pike auf in der Stadt Essen gelernt hatte. 

1976 wurde sie Teil des Kabinetts von Helmut Schmidt und übernahm ein Amt, das über viele Wahlperioden den Frauen zugestanden wurde: Das Amt der Ministerin für Familie, Jugend und Gesundheit ein. 

Antje Huber war eine starke Kämpferin für die Rechte der Frau. So setzte sie in ihrer Amtszeit den sechsmonatigen Mutterschaftsurlaub bei gegebener Arbeitsplatzgarantie durch und sicherte Alleinerziehende durch die Regelung eines Unterhaltsvorschusses ab. Auch die Betreuung von Kindern durch Tagesmütter konnte sie regeln. Weitere Schwerpunkte von Antje Huber waren Modellberatungsstellen für Schwangere und Modellprojekte in der Altenhilfe.  Themen, die auch heute noch diskutiert werden und nicht an Relevanz verloren haben. 

Mit ihrem Einsatz für mehr Gleichberechtigung war sie auch eine Vorkämpferin für die Frauen. So stritt sie schon 1982 für die Quote von Frauen in der SPD und setzte sich zeitlebens dafür ein. 

Im April 1982 trat sie von ihrem Ministeramt zurück. Sie konnte und wollte die vorgesehenen Kürzungen der Regierung in ihrem Ressort insbesondere beim Kindergeld nicht mittragen.  Diese konsequente und sicher nicht leichte Entscheidung war charakteristisch für ihr eigenes Selbstverständnis. Noch im hohen Alter hat sie stets betont, wie wichtig ihr der Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit Zeit ihres politischen Lebens gewesen ist.

Dem Parlament gehörte sie noch bis 1987 an. Danach engagierte sie sich weiter bei der Arbeiterwohlfahrt. Antje Huber starb am 30. September 2015 in Essen.

Ein Artikel des AK Geschichte/Frauengeschichte der EVG-Bundesfrauenleitung.