Ausbildung in der Werkstatt des VDEF in Ingolstadt: Den sozialen Gedanken nicht außer Acht lassen!

Fast 30 Jahre ist es her, dass der Verband Deutscher Eisenbahnfachschulen e. V. (VDEF) die Ausbildungswerkstatt der DB in Ingolstadt erwarb und somit vor der Schließung bewahrte. Das Ziel lautete damals wie heute: Möglichst vielen jungen Menschen, vor allem lernschwächeren und sozial benachteiligten, den Weg zu einem Berufsabschluss zu ermöglichen - aber auch Betriebe in der Berufsausbildung zu unterstützen, die allein eine komplette Berufsausbildung nicht leisten können.

Das Team der AW Ingolstadt. Rechts im Bild: Harald Schmid, Werkstattleiter

Seit der Übernahme im Jahr 1996 ist viel passiert. Sehr guten Jahren folgten weniger gute. Zwischendurch hat die Werkstatt ihren Standort gewechselt. Der nunmehr 1.300 Quadratmeter große Werkstattkomplex im Ingolstädter Süden bietet beste Voraussetzungen für die Vermittlung gewerblich-technischer Ausbildungsinhalte. 

Für die Ingolstädter wurde es in den letzten Jahren schwieriger. Zuletzt führten die veränderte Situation am Arbeitsmarkt und die Einführung der E-Mobilität in der in Ingolstadt dominierenden Automobilbranche zu einem spürbaren Rückgang in der metallorientierten Ausbildung. Inzwischen ist man dabei, sich den neuen Anforderungen anzupassen. Das Portfolio der Auftragsausbildung auszuweiten, lautet die Vorgabe. Zielgruppen sind regionale Klein- und Mittelstandsbetriebe (KMU), innerhalb und außerhalb des Eisenbahnsektors. Auch die Deutsche Bahn hat man dabei im Auge.

Über die Chancen und Risiken sprachen wir mit Harald Schmid, dem Leiter der Ausbildungswerkstatt.

Harald, als langjähriger Bildungsexperte innerhalb der EVG, verbindet Dich viel mit dem VDEF. Im Jahr 2021 hast Du die Leitung der Ausbildungswerkstatt übernommen. Was hat Dich dazu bewogen?

Nachdem ich 17 Jahre für die TRANSNET/EVG die Berufsbildung auf der zentralen Ebene maßgeblich mitgestalten durfte, hängt mein Herz nach wie vor an dieser Thematik. Mit dem offiziellen Eintritt in den Ruhestand übernahm ich - als einziger Techniker im Geschäftsführenden Vorstand des VDEF - die Aufgabe, die Ausbildungswerkstatt Ingolstadt wieder flottzubekommen.

Zusammen mit der „Ingolstädter Mannschaft“ stellten wir die Unterstützung von KMU-Betrieben im Ingolstädter Raum in den Focus und stehen der IHK als Prüfungsbetrieb zur Verfügung. 

Was ist aus Deiner Sicht konkret zu tun, um die Auslastung der Werkstatt zu hochzuhalten?

Nach der Corona-Pandemie und der Hinwendung zur E-Mobilität war unsere Ausbildungswerkstatt für die Agentur für Arbeit und dem Job-Center in Ingolstadt aufgrund dieser veränderten Bedarfe nicht mehr so interessant. Unsere Werkstatt war ausschließlich auf die metallverarbeitende Ausbildung ausgerichtet. Aufgrund der veränderten Nachfrage haben wir inzwischen durch die Neueinstellung eines Elektromeisters unser Portfolio erweitert und damit den Marktanforderungen angepasst.

Aktuell liegt der Schwerpunkt noch auf IHK-Prüfungen, Vorbereitungskursen zur IHK-Prüfung und Teilqualifizierungen in der Berufsausbildung. Die derzeitigen Teilqualifizierungen in der Metallverarbeitung, mechanisch wie maschinell, erweitern wir inzwischen auf den elektrotechnischen Bereich. Zudem kommen im Jahr 2025 Teilqualifizierungen für Chemikant:innen, aber auch Elektroniker für Betriebstechnik und Mechatroniker dazu.

Von den ehemals vier Ausbildern sind gegenwärtig noch drei an Bord. Welche Rolle spielt das richtige Personal?

Ganz korrekt sind noch zwei der ehemaligen Ausbilder (Meister bzw. Techniker) an Bord und ein neuer Ausbilder (Elektromeister) kam hinzu. Die „Ingolstädter Mannschaft“ hat sich gefunden und verinnerlicht, dass wir nur als Team erfolgreich sein können. Die Ideen des Neuen werden akzeptiert und gemeinsam umgesetzt. Wir bauen in Eigenleistung teilweise die „Schlosser“-Ausbildungsplätze zu „Elektro“-Ausbildungsplätzen um. Dabei können wir sehr individuell die Voraussetzungen und die Anforderungen in Einklang bringen und sparen auch noch Kosten.

Die Herausforderungen werden nicht kleiner. Wie blickst Du in die Zukunft?

Mein Ziel ist es, die Teambildung noch zu verfestigen und die Ausbildungsmöglichkeiten der Ausbildungswerkstatt den Anforderungen des Marktes weiter anzupassen. Dabei wollen wir den oben erwähnten sozialen Gedanken nicht außer Acht lassen und jungen Menschen einen Berufsabschluss ermöglichen. Ziel ist es natürlich auch, damit eine Auslastung der Ausbildungswerkstatt zu erreichen. Dabei hilft es, dass der VDEF eine gemeinnützige Einrichtung ist und wir im Verbund mit den 12 Bildungszentren an 14 Standorten - in dem wir als Ausbildungswerkstatt ein Alleinstellungsmerkmal haben - die volle Unterstützung erfahren.