Betrieb und Wartung gehören zusammen - auch bei Go Ahead in Bayern
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fordert seit langem eine radikale Wende in der Ausschreibungspolitik im Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Wie notwendig diese ist, zeigt der aktuelle Fall von Go Ahead in Bayern. Dort droht Chaos beim Betriebsstart auf der Strecke München-Memmingen-Lindau. Grund ist letztendlich eine fatale Fehlkonstruktion in der Ausschreibung.
Go Ahead soll die Strecke ab Dezember 2021 mit Zügen des Herstellers Stadler betreiben. Stadler aber will die Züge nicht liefern. Begründung: Go Ahead plant, die Züge von einem Tochterunternehmen einer russischen Holding (TMHI) warten zu lassen. Stadler sieht darin einen Verstoß gegen den bestehenden Vertrag, da TMHI ein direkter Konkurrent sei. Der Vorwurf einer möglichen Industriespionage steht im Raum.
„Wir warnen seit Jahren davor, die Instandhaltung aus den Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen auszulagern“, sagt der stellvertretende EVG-Vorsitzende Martin Burkert. „Betrieb und Wartung gehören in eine Hand, nur so funktioniert Eisenbahnverkehr.“ Die Politik müsse nun schnell handeln, um eine befürchtete Industriespionage zu verhindern und sicherzustellen, dass der Eisenbahnbetrieb nicht gefährdet wird.
Unklar ist derzeit auch, zu welchen Konditionen die Beschäftigten von TMHI in der Wartung beschäftigt werden sollen. TMHI habe das beste Angebot gemacht, so die Geschäftsführer von Go Ahead in einem Interview. Doch was heißt das? Einem möglichen Lohndumping muss der Riegel vorgeschoben werden.
Die EVG fordert Go Ahead daher auf, die Auftragsvergabe zurückzunehmen und eine eigene Instandhaltung aufzubauen. So kann ein sicherer Betriebsstart gewähreistet werden. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die mit ihrer Ausschreibung diese Trennung von Betrieb und Instandhaltung ermöglicht hat, muss ihre Ausschreibungspraxis ändern, so Martin Burkert. „Stoppen wir diese Geisterfahrt zulasten von Industrie, Schiene und Beschäftigten bevor weiterer Schaden entsteht.“