Deutschlandticket: Schwungrad für den sanften Umstieg
An das für 2023 geplante 49-Euro-Deutschlandticket werden von allen Seiten hohe Erwartungen geknüpft. Es solle zum einen die Mobilitätswende in unserem Land beschleunigen. Zugleich sieht Bundesverkehrsminister Volker Wissing in dem Ticket einen wichtigen Schritt zur Digitalisierung.
Vertreter:innen der Landes- und Bundespolitik, aus Verbänden und Gewerkschaften wie der EVG, haben am Dienstag in Berlin ihre unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Ginge es nach dem Verkehrsminister, würde es das neue Monats-Abo nur als digitale Variante geben. Wichtig sei ihm, dass mit einem digitalen Ticket niemand ausgegrenzt werde. „Vorstellbar wäre neben einer App auf dem Smartphone auch eine Chipkarte“, erklärte der Bundesverkehrsminister bei der verkehrspolitischen Konferenz in Berlin.
Der EVG ist die es enorm wichtig, dass die nicht-digitalen Vertriebsstrukturen mindestens im bisherigen Umfang aufrechterhalten werden. Zudem muss eine Nutzbarkeit des Tickets ohne digitale Endgeräte möglich sein. Ralf Damde, GBR-Vorsitzender DB Regio, unterstützte Wissings Aussage deswegen nur bedingt: „Damit das Deutschlandticket von allen Menschen angenommen werden kann, braucht es in der Anfangsphase einen niedrigschwelligen Einstieg“. Dazu gehöre vor allem in der Startphase ein Fahrschein aus Papier. Analog oder digital: Die Bürger erwarteten, dass das Deutschlandticket schnell kommt und es funktioniert.
Große Sorge bereitet Politik und Bahnunternehmen der Arbeitskräftemangel. „Das Personal ist ein wesentlicher Punkt für das Gelingen des Deutschlandtickets“, so Ralf Damde. Viele Beschäftigte hätten drei Kreuze nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets gemacht. Diese drei Monate hätten wie ein Brennglas die nicht bewältigten Probleme der Vergangenheit in der Branche massiv aufgezeigt. Ob Entlohnung, Sicherheit oder Maskenpflicht. Hier müssten dringend attraktivere und einheitliche Regelungen geschaffen werden. Gerade die Maskenpflicht sei ein Reizthema. „Durchsetzen sollen das unsere Kolleginnen und Kollegen auf den Zügen und in den Bussen. Das darf nicht sein.“
Unstrittig war durch die Reihen der Anwesenden, dass erheblich mehr in den öffentlichen Verkehr investiert werden muss, damit die proklamierten Ziele erreicht werden. Damit, wie angestrebt, u.a. bis 2030 doppelt so viele Menschen mit Bus und Bahn unterwegs sein werden, muss der geplante Ausbau- und Modernisierungspakt für den ÖPNV schnell kommen. Dieses Paket muss langfristig finanziell entsprechend ausgestaltet werden, um die Angebote und Kapazitäten durch mehr Personal und Fahrzeuge auszuweiten.
Das bundesweit nutzbare Nahverkehrsticket für Busse und Bahnen soll an das 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Sommer anknüpfen. Die Erwartungen sind hoch. Immerhin verkaufte sich das Ticket 52 Millionen Mal und verdeutlichte das enorme Potenzial für eine klimaverträglichere Mobilität in unserem Land. Mit anfänglich 49 Euro im Monat soll das neue Abo digital buchbar und monatlich kündbar sein. Verkehrsminister Wissing bekräftigte, das Ticket solle so schnell wie möglich kommen. Die Länder peilen bisher als Start den 1. April an.