"Die Menschen haben schon damals erkannt, dass nur Einigkeit sie stark macht"- 1. Mai-Rede des EVG-Vorsitzenden Alexander Kirchner
„Die Zukunft der Arbeit gestalten wir“. Das war die Kernbotschaft der 1. Mai-Rede, die der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, in diesem Jahr in Leipzig hielt. Kirchner erinnerte an die Arbeitssituation der Beschäftigten vor 125 Jahren. Im Eisenbahnbau wurden Frauen, Männer und Kinder eingesetzt. Diese mussten bis zu 16 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche unter oft erbärmlichen Bedingungen schuften – und bekamen doch nur einen Hungerlohn.
„Die Zukunft der Arbeit gestalten wir“. Das war die Kernbotschaft der 1. Mai-Rede, die der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, in diesem Jahr in Leipzig hielt. Kirchner erinnerte an die Arbeitssituation der Beschäftigten vor 125 Jahren. Im Eisenbahnbau wurden Frauen, Männer und Kinder eingesetzt. Diese mussten bis zu 16 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche unter oft erbärmlichen Bedingungen schuften - und bekamen doch nur einen Hungerlohn.
Aber: die Menschen kämpften für Verbesserungen. In Leipzig, in Halle und in Chemnitz wurde vor 150 Jahren zu den ersten Eisenbahnerstreiks aufgerufen. Darauf reagierte die Obrigkeit mit Massenentlassungen, teilweise auch mit blutigen Niederschlagungen. Dass sich die Arbeitnehmer darauf hin zusammenschlossen, um gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen, war naheliegen - aber ein damals sehr mutiger Schritt.
Und so gründete sich vor 150 in Leipzig die erste und damit älteste Gewerkschaft Deutschland: der „Allgemeine Deutsche Zigarrenarbeiter-Verein“, als Vorläufer der heutigen NGG.
„Die Menschen haben schon damals erkannt, dass nur Einigkeit sie stark macht“, rief der EVG-Vorsitzende in Leipzig in Erinnerung. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist das, was wir auch heute noch wollen“, machte Kirchner deutlich. „Deshalb sind wir für Tarifeinheit und lehnen jede Form von Rosinenpickerei ab“, stellte er im Hinblick auf die aktuelle Tarifauseinandersetzung bei der DB AG noch einmal klar.
Das zahle sich auch für die Beschäftigten aus, seien es doch stets die Einheitsgewerkschaften gewesen, die für die Beschäftigten höhere Tarifabschlüsse herausgeholt und bessere Sozialleistungen vereinbart hätten.
Die EVG setze weiterhin auf Solidarität und faire Kooperationen. „Wir haben seit langen eine erfolgreiche Kooperation mit ver.di. Wir haben eine mit IG Metall, IGBCE und IGBAU Und wir sind zu einem fairen Miteinander auch mit jeder anderen Gewerkschaft bereit, wenn sie die Grundwerte gewerkschaftlichen Handelns stützt“, machte Kirchner in diesem Zusammenhang noch einmal deutlich.
Im Hinblick auf die aktuelle Politik bezeichnete Alexander Kirchner den Mindestlohn als „historische Reform“. „Das ist ein Erfolg der Gewerkschaften und ihrer Mitglieder“, stellte der EVG-Vorsitzende fest. Zugleich kritisierte Kirchner die Versuche einzelner Arbeitgeber, das nunmehr geltende Recht zu umgehen und stellte fest: „Der Mindestlohn muss für alle gelten. Kein Lohn unter 8,50 Euro die Stunde. Das lassen wir uns nicht kaputt machen“.
Positive Veränderungen in der Rentenpolitik, mehr Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung sowie das Verhindern von Missbrauch bei Leiharbeit und Werkverträgen seinen Kernanliegen der Gewerkschaften. Da wäre, seit dem Regierungswechsel, deutlich Bewegung reingekommen. Nach Maßgabe des EVG-Vorsitzenden sei man noch nicht am Ziel. Insbesondere im Hinblick auf die Arbeitslosenzahlen müssten verstärkt Anstrengungen unternommen werden. In Deutschland seien 250.000 junge Menschen ohne Arbeit; Jeder von diesen habe das Recht auf eine zweite Chance.
Deshalb müsse das Sparen an Bildung und Erziehung ebenso ein Ende haben, wie das Sparen an der Infrastruktur. Deutschlands Erfolg sei im Wesentlichen von seiner Innovationsfähigkeit und der Qualität seiner Produkte abhängig. Insofern müsse die Energiewende endlich aufs richtige Gleis gesetzt werden. Dabei dürften die Arbeitsplätze in der Energiewirtschaft genau so wenig außen vor bleiben, wie die Notwendigkeit der CO2-Reduzierung. „Es ist völlig falsch, dass der umweltfreundliche Schienenverkehr durch die EEG-Reform mit über 100 Millionen Euro zusätzlich belastet wird, während der CO2 belastete LKW in den Genuss von Maut-Reduzierungen kommt“, kritisierte Kirchner.
Deutliche Kritik übte der EVG-Vorsitzende auch am geplanten Handelsabkommen TTIP. „Das wird uns wenige Vorteile aber viele Nachteile bringen“, machte er deutlich. „TTIP führt zu einer Verschärfung des Wettbewerbs auf beiden Seiten des Atlantiks. Sicherheit, Verbraucher-, Umwelt- und Arbeitnehmerschutz kommen dabei unter die Räder“, stellte Kirchner fest. So weigern sich die USA bis heute, die grundlegenden Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation anzuerkennen. „Es kann nicht angehen, dass wir im Jahr 2015 ernsthaft über solche grundlegenden Rechte diskutieren müssen“, so der EVG-Vorsitzende.
In seiner 1. Mai-Rede in Leipzig ging Alexander Kirchner auch auf die Flüchtlingsproblematik ein. „Jegliche Verfolgung, egal, ob es Gewerkschafter sind, die sich für die Interessen der Arbeitnehmer einsetzen, ob es Menschen sind, die wegen ihrer ethnischen Herkunft, ihrer religiösen, sexuellen oder weltanschaulichen Orientierung verfolgt werden, müssen - wie in Deutschland - sicher und ohne Angst leben können. Dies gehört zu den Fundamenten unseres Wertesystems“, machte er deutlich Und doch würden Tausende im Mittelmehr ertrinken, würden Flüchtlinge in Deutschland immer mehr eingeschüchtert und bedroht. Vor diesem Hintergrund rief der EVG-Vorsitzende in Erinnerung: Wir Gewerkschaften kämpfen gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Wir zeigen Flagge gegen die menschenverachtende rechte Ideologie. Wir stehen zu unserer menschenrechtlichen Verpflichtung, Verfolgten Asyl zu gewähren“!
Die menschenverachtende Ideologie von Rechtspopulisten und Rechtsextremen dürfe nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Nötig sei eine Politik, die ein soziales und gerechtes Miteinander ermöglicht. „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen“, so Alexander Kirchner. Das sei das Credo der Gewerkschaften, das nicht nur am 1. Mai im Mittelpunkt gewerkschaftlichen Handelns stehe.