Ehrung der Jubilare in Sachsen-Anhalts Ortsverbänden
Im letzten Quartal eines jeden Jahres laden die sachsen-anhaltiner Ortsverbände traditionell ihre langjährigen Mitglieder zu einer Feierstunde ein, um sie zu ehren und ihnen für ihre Mitgliedschaft zu danken. Diese Feierstunden sind ein fester Bestandteil der Mitgliederbetreuung vor Ort.
Die Ortsverbände des Landes gestalten diese Feierstunden in Eigenregie. Wichtig ist den Organisatorinnen und Organisatoren dieser Feierstunden, dass sich die langjährigen EVG-Mitglieder in ihrer Gewerkschaft „zu Hause und wohl“ fühlen. So gibt es am Rande dieser Zusammenkünfte immer Gelegenheit, ein wenig die gemeinsamen Erinnerungen an die vergangenen Jahre aufzufrischen und über „unsere gute alte Bahn zu schwelgen“! Und die Vorlage dazu gibt, wie die vergangenen Jahre auch, der ehemalige Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Kollege Dieter Posner, der bei mehreren Ortsverbänden zur Ehrung der Jubilare die Festrede hält.
Zum 10. Oktober hatte der Ortsverband Aschersleben seine diesjährigen Jubilare geladen.
Nach der Begrüßung der Vorsitzenden der jeweiligen Ortsverbände unternimmt Kollege Posner dann mit den Jubilaren eine Zeitreise zurück in die Zeit, in der sie Mitglied unserer Gewerkschaftsbewegung wurden. Dabei würdigt er die beruflichen und persönlichen Leistungen und die bisherigen Lebenswege der jeweiligen Generationen. Und dass so ein Rückblick, der eine Reise in die Vergangenheit von mehr als 70 Jahren zurücklegt, nicht in 10 Minuten zu schaffen ist, das ist auch jedem der Anwesenden klar. So schafft er es immer wieder, fast 45 Minuten lang die Aufmerksamkeit der Jubilare und Gäste „einzuheimsen“!
Aber in seiner Laudatio für die Jubilare geht Kollege Posner nicht nur auf die Vergangenheit ein. Die aktuellen Geschehnisse in der Welt und bei der Bahn sind natürlich auch Themen in seinen Ausführungen.
So findet er für die aktuelle Situation, die bei der Bahn zurzeit vorherrscht, nur folgende Worte: „Kaputter, teurer und fast schon tot - und die Deutsche Bahn soll immer noch weiter sparen! An uns Eisenbahnerinnen und Eisenbahner liegt das nicht - das weiß wirklich jeder von uns!“
Und dann beschreibt er das, was viele Fahrgäste sowohl im Nah - als auch im Fernverkehr fast täglich erleben:
„An kaputte Toiletten und Klimaanlagen, Standardverspätungen und spontane Zugausfälle haben sich die deutschen Bahnfahrer längst gewöhnt. Mal fehlen Lokführer, mal Kundenbetreuer, mal fahrbereite Züge - und ein andermal kann die Bahn ihre veralteten Stellwerke nicht besetzen. Viele Gleise sind marode und im Winter frieren, wie zu DDR Zeiten, auch manche Weichen zu. Aber das Personal fehlt, um solche Havarien zeitnah zu beheben. Das kennen wir Eisenbahnerinnen und Eisenbahner zur Genüge! Das ist der Bahnalltag in Deutschland.“
Und er fährt weiter fort:
„Der Staat muss hier endlich viel mehr Geld in die Sanierung der maroden Bahn investieren. Doch das Wort `sanieren` hat in Deutschland scheinbar eine andere Bedeutung! Gefühlt heißt es, weiter an Personal, an Zügen und an der Instandhaltung der Strecken zu sparen und dies bei gleichzeitiger Anhebung der Fahrpreise! Im Fazit kann ich nur unseren älteren Kolleginnen und Kollegen sagen: Das ist nicht mehr unsere Bahn, für die wir tagaus – tagein sprichwörtlich unsere Haut zu Markte getragen haben!“
An der allgemeinen Zustimmung der Jubilare und Gäste für diese Beschreibung des Bahnalltages ist zu merken, dass Posner den Nerv aller Anwesenden trifft. Im weiteren Verlauf seiner Rede geht er unter anderem auch auf zwei der schlimmen weltpolitischen Situationen, nämlich den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und Israel, ein.
Er wünscht, dass sich die Kriegsparteien so schnell wie möglich an einem Tisch setzen würden, um endlich wieder Frieden zu finden.
Zum Schluss seiner Ausführungen bedankt sich Kollege Posner im Namen der Eisenbahn – und Verkehrsgewerkschaft noch einmal bei allen Jubilaren für ihr Engagement und ihre Treue. Dabei zitiert er den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der auf einem Kongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter großem Beifall erklärte:
„Wenn bei uns sich Gewerkschaften mit der jeweiligen Regierung kritisch auseinandersetzen, so ist das ihr allerbestes Recht. Zur Freiheit der Gewerkschaften gehört, dass sie unbequem sind. Die Gewerkschaften haben schon für die Demokratie gekämpft, als es noch wie ein Anschlag auf den Staat wirkte, ein Demokrat zu sein. Die Gewerkschaftsbewegung ist neben der kommunalen Selbstverwaltung die älteste und mächtigste Lebenswurzel der Demokratie in Deutschland. Ihre Geschichte ist ein großes, sie ist ein gutes Kapitel der deutschen Geschichte.“
Und mit den Worten: „Lasst uns also weiter unbequem sein!“, beendet Dieter Posner immer seine Ausführungen … und dann erfolgt die Ehrung und der Dank an die Jubilare, die mit persönlichen Worten vom Vorsitzenden und weiteren Vorstandsmitgliedern des Ortsverbandes vorgenommen werden!
Hierzu lassen wir einfach Bilder sprechen.