Equal Care Day: Gerechte, faire Sorge- und Pflegearbeit - privat wie beruflich
Seit 2016 wird durch den Equal Care Day auf die mangelnde Wertschätzung und ungleiche Verteilung (zuungunsten der Frauen) von Pflege- und Sorgearbeit („Carearbeit“) aufmerksam gemacht.
Dafür bietet sich der nur alle vier Jahre wiederkehrende 29. Februar symbolisch als Datum an, da auch Carearbeit oft einfach „übergangen“ wird und unsichtbar bleibt. Da dieses Jahr jedoch kein Schaltjahr ist, finden alle Aktionen und Veranstaltungen am 1. März statt.
Der Begriff ist eng an den Equal Pay Day (ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern) angelegt. Unbezahlte wie bezahlte Carearbeit wird zum überwiegenden Teil von Frauen geleistet und immer noch viel zu wenig anerkannt.
„Wir haben hier, auch mit unseren Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen zum Thema ‚Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Biografie‘ weitreichende Regelungen im Organisationsgebiet geschaffen. Das ist gut und die Kolleg:innen wissen, wie sie das für sich nutzen können“, so Cosima Ingenschay, stellvertretende Vorsitzende der EVG zu den bisherigen Schritten der EVG für eine bessere Vereinbarkeit.
„Aber allein in unseren Vereinbarungen liegt nicht die Lösung. Gesamtgesellschaftlich muss das Ziel verfolgt werden, dass unbezahlte Sorgearbeit endlich fair zwischen den Geschlechtern verteilt wird. Dabei hat auch der Staat zu unterstützen.“
Eine sinnvolle Maßnahme ist hier der Urlaub für den zweiten Elternteil nach der Geburt, auch wenn dessen Einführung leider völlig unnötig um ein Jahr nach hinten verschoben wurde. Studien zeigen dessen Einfluss auf eine fairere Verteilung von Sorgearbeit.
Beim Gewerkschaftstag haben wir außerdem unsere Forderung bekräftigt, dass es eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung für Kinder bis mindestens 12 Jahren über die Kernzeiten hinaus braucht. Bundesweit muss das Anrecht auf einen kostenlosen und gut erreichbaren KiTa-Platz kommen. Insbesondere für die Kolleg:innen im Schicht- und Wechseldienst braucht es hier eine Veränderung.
„Auch bei der rentenrechtlichen Anerkennung von Erziehungs- und Pflegezeiten gibt es erste Erfolge der Gewerkschaften, so beispielsweise bei der Grundrente, aber echte Anerkennung sieht immer noch anders aus“, so Nadja Houy, Vorsitzende der Bundesfrauenleitung.
Auch für Pflegende, zum überwiegenden Teil immer noch Frauen, muss mehr passieren. Pflege/Sorgearbeit und Beruf müssen besser vereinbar werden. Gerade Mitarbeitende mit pflegebedürftigen Angehörigen müssen das Recht auf flexible Arbeitszeiten und -modelle sowie einen variablen Arbeitsort haben. Wir wollen einen Ausbau der Entlastungsangebote für pflegende Angehörige. Oft kommen sie an ihre Grenzen, sind großen Herausforderungen und Belastungen ausgesetzt. Sie brauchen besondere Unterstützung und dürfen nicht allein gelassen werden.
Die EVG will die Pflegebürgervollversicherung. Sie ist eine wichtige Stellschraube für die Aufwertung von Sorgearbeit. „Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es darf nicht sein, dass aktuell Menschen in einer stationären Pflegeeinrichtung durchschnittlich einen Eigenanteil von 2411 Euro im Monat bezahlen müssen und Pflegebedürftigkeit zum Armutsrisiko wird“, betont Anne Pawlitz, Vorsitzende der Bundesseniorenleitung. Für die EVG ist es untragbar, dass absehbar steigende Kosten für gute Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne in der Pflege gegen die Interessen von Pflegebedürftigen ausgespielt werden.
Gemeinsam geht mehr, auch bei diesen Herausforderungen.
Als EVG setzen wir uns daher weiterhin gemeinsam für eine faire Verteilung von Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern, bessere Vereinbarkeit(en) für alle, mehr Unterstützung für Pflegende und alle mit Kindern sowie eine echte Anerkennung der so wichtigen Sorge- und Pflegearbeit (bezahlt wie unbezahlt) ein.
Mehr Informationen zum Equal Care Day und aktuellen Aktionen: https://equalcareday.de/