Erste Veränderungen erkennbar, aber Personalprobleme noch nicht gelöst
Eine verhaltene Bilanz hat der Vorsitzende der EVG, Alexander Kirchner, ein Jahr nach dem „Stellwerksausfall“ von Mainz gezogen. „Nachdem die Warnungen unserer Betriebsräte vor einem solchen Zwischenfall über Jahre hinweg vom Bahnmanagement ignoriert wurden, musste die Personalplanung nach Mainz im gesamten Konzern auf Druck der EVG noch einmal einer Überprüfung unterzogen werden“, rief er in Erinnerung. In der Folge habe sich ein zusätzlicher Personalbedarf von mehr als 2.000 Mitarbeitern ergeben. „Davon“, kritisierte Kirchner, „ist allerdings erst gut ein Drittel eingestellt worden“.
Eine verhaltene Bilanz hat der Vorsitzende der EVG, Alexander Kirchner, ein Jahr nach dem „Stellwerksausfall“ von Mainz gezogen. „Nachdem die Warnungen unserer Betriebsräte vor einem solchen Zwischenfall über Jahre hinweg vom Bahnmanagement ignoriert wurden, musste die Personalplanung nach Mainz im gesamten Konzern auf Druck der EVG noch einmal einer Überprüfung unterzogen werden“, rief er in Erinnerung. In der Folge habe sich ein zusätzlicher Personalbedarf von mehr als 2.000 Mitarbeitern ergeben. „Davon“, kritisierte Kirchner, „ist allerdings erst gut ein Drittel eingestellt worden“.
„Uns ist klar, dass sich die Personalproblem der DB AG nicht von heute auf morgen lösen lassen", machte Kirchner deutlich; für einen Arbeitgeber, der zu den besten zehn in Deutschland gehören wolle, bedürfe es aber noch großer Anstrengungen. Auch wenn die Zahl der Überstunden langsam sinke, bleibe das Grundproblem doch bestehen: im Konzern fehlen noch überall qualifizierte Mitarbeiter.
Dies gelte jedoch nicht nur für den Bereich der Deutschen Bahn. Alle Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland hätten zwischenzeitlich Engpässe qualifizierte Mitarbeiter zu finden - und zu halten.
Junge Kollegen wechselten nach der Ausbildung, insbesondere in Ballungsgebieten, häufig in die private Wirtschaft, weil dort besser bezahlt werde oder die Arbeitsbedingungen attraktiver sind. Angesichts des zunehmenden demografischen Wandels gehe durch das Ausscheiden vieler älterer Kollegen wertvolles Wissen unwiederbringlich verloren. Ein „Problem“, das durch die Rente mit 63 - die von der EVG nicht in Frage gestellt wird - noch verschärft werde. Von der Möglichkeit, ihr Unternehmen frühzeitig zu verlassen, würden viele Mitarbeiter Gebrauch machen; deren frei werdende Stellen müssten zusätzlich neu besetzt werden.
Der EVG-Vorsitzende forderte vor diesem Hintergrund, stärker noch als bisher, Hauptschülern eine Chance zu geben, den Beruf des Eisenbahners zu erlernen. Zudem müsse die Ausbildung weiter dezentralisiert und die Auswahlentscheidung bei Neueinstellungen noch stärker in die Betriebe verlagert werden. „Es sind viele Kleinigkeiten, die unnötige Hürden aufbauen“, machte Kirchner deutlich.
Insbesondere müssten die Anstrengungen, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, weiter intensiviert werden. „Bei den Fahrdienstleiter sind die personellen Engpässe im vergangenen Jahr öffentlich geworden, es fehlen aber auch Lokführer, Zugbegleiter, Wagenmeister, Werkstattmitarbeiter und viele Ingenieure, um nur einige Beispiele zu nennen", machte Kirchner deutlich.
Dass der Bahnbetrieb für die Fahrgäste häufig trotzdem weitgehend reibungslos verlaufe, sei insbesondere dem oft überdurchschnittlichen Engagement der Mitarbeiter zu verdanken. Dies müsste viel stärker wertgeschätzt werden, so Kirchner.
"Mainz" habe ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass die Personalplanung bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen insgesamt neu ausgerichtet werden muss. Erste Veränderungen seien erkennbar, "über den Berg sind die Bahnen aber noch lange nicht", machte der EVG-Vorsitzende deutlich. "Erst wenn die Überstunden unserer Kolleginnen und Kollegen auf ein vertretbares Minimum reduziert werden und sie ihren Urlaub wie geplant nehmen können, stehen die Signale wieder auf grün". Die EVG und ihre Betriebsräte werden so lange nicht locker lassen, bis dieses Ziel erreicht ist.
Eine Bewährungsprobe stellt aus Sicht der EVG, die mit der Deutschen Bahn im Januar dieses Jahres neu abgeschlossene Konzernbetriebsvereinbarung dar, die den Betriebsräten mehr Beteiligungsrechte bei der Personalplanung einräumt. "Wir sind gespannt, wie diese Vereinbarung in der Praxis gelebt wird", machte Kirchner deutlich.