Europäischer Workshop: Digitalisierung und Automatisierung - Herausforderung der Zukunft oder längst Alltag?
Beim zweiten Workshop im Rahmen von „EDA Rail“ standen Jobs und Beschäftigte in den Bereichen Kundenbeziehungen und IT im Fokus. Auch die EVG war in Frankfurt wieder mit dabei. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Projekt der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) und der Gemeinschaft der Europäischen Bahnen (CER) rund um die Themen Digitalisierung und Automatisierung.
Wenn der Workshop zum Thema Digitalisierung selbst zum Fallbeispiel wird: Ende November 2021 fand in Frankfurt der zweite von insgesamt vier Workshops des europäischen Projekts „EDA Rail“ statt - pandemiebedingt in hybrider Form, also mit Teilnehmer*innen, die vor Ort mit dabei waren, und solchen, die per Videokonferenz zugeschaltet wurden. Trotz der Herausforderungen, die solche Mischformate naturgemäß mit sich bringen, kam es im Rahmen der Veranstaltung zu zahlreichen interessanten Präsentationen und spannenden Diskussionen.
Im Fokus des Workshops standen die Themengebiete Kundenbeziehungen und IT. Vorträge aus Belgien, Frankreich, Luxemburg, Österreich und Deutschland zeichneten ein lebendiges Bild der Herausforderungen, aber auch der Perspektiven von Digitalisierung und Automatisierung in diesem Zusammenhang. Wissenschaftlichen Inputs zum Thema rundeten das Veranstaltungsprogramm ab. Alle Präsentationen und Gespräche einte dabei die Feststellung, dass Digitalisierung und Automatisierung zwar oft noch nach weit entfernter Zukunft klingen, für viele aber längst Alltag sind.
Den Auftakt des Workshops bildete ein Vortrag der luxemburgischen Gewerkschaft Syprolux zu den Auswirkungen der Einführung des kostenlosen Nahverkehrs auf die Beschäftigten. Anschließend berichteten Kolleg*innen der belgischen Gewerkschaft CSC-Transcom über die umfassenden Schalterschließungen an den Bahnhöfen bei der belgischen Staatsbahn und der damit verbundenen Verlagerung der Ticketverkäufe und Kund*innenbetreuung in den digitalen Raum. Aus Frankreich folgte ein Vortrag der Staatsbahn SNCF zum Programm „Solidarité Emploi“ („Solidarische Beschäftigung“), bei dem Mitarbeiter*innen für den IT-Bereich umgeschult werden, um ihnen langfristige Beschäftigungsperspektiven bieten zu können.
Für einen Beitrag aus Deutschland sorgte EVG-Kollege Burkhard Nobbe vom Gesamtbetriebsrat der DB Systel. Er stellte die agile Arbeitsorganisation des IT-Unternehmens vor und bot damit einen Einblick in eine mögliche Arbeitswelt der Zukunft. Die Teilnehmer*innen erhielten im Rahmen des Vortrags nicht nur einen Crashkurs in den Grundlagen des agilen Arbeitens, sondern erfuhren auch, wie das Thema bei der DB Systel konkret umgesetzt wird. Burkhard zeigte anschaulich auf, welche Vorteile und Erfolge die Umstellung auf agiles Arbeiten in der Praxis mit sich gebracht hat – aber auch, welche Herausforderungen es noch zu bewältigen gilt.
Am zweiten Workshoptag stellte die Deutsche Bahn AG das „DB Future Lab“ vor, in dem verschiedenste Berufsbilder bei der Bahn auf ihre zukünftigen Entwicklungsperspektiven hin untersucht werden. Den Abschluss der Vortragsreihe bildete dann eine Präsentation aus Österreich, bei der ein Kollege der Gewerkschaft vida den neuen Lehrberuf „Bahnreise- und Mobilitätsspezialist*in" vorstellte, den Arbeitnehmer, Gewerkschaften und die zuständigen Behörden in Österreich gemeinsam konzipiert und eingeführt haben.
Aufgrund der anhaltend schwierigen pandemischen Lage geht das EDA Rail-Projekt nun in eine kleine Winterpause, bevor Ende März der nächste Workshop stattfindet. Dann stehen im französischen Lille selbstfahrende Züge und vorausschauende Wartung auf dem Programm.