EVG-Bundesfrauenleitung: Für Gleichstellung und gegen den Faschismus
Was haben 24 Sekunden Fahrzeit, das Bildungsprogramm 2025 und Arbeit gegen rechts gemeinsam? Das alles waren Themen bei der ersten dreitägigen Sitzung der EVG-Bundesfrauenleitung in Fulda - voll mit Themen, Diskussionen und neuen Ideen.
Neben den jährlichen Weichenstellungen wie dem Bildungsprogramm 2025 oder den Materialien für den nächsten Internationalen Frauentag, wurden auch bereits erste Vorbereitungen für die DGB-Bundesfrauenkonferenz 2025 getroffen.
„2025 soll es in unseren Seminaren insbesondere darum gehen, warum ein Einsatz für Gleichstellung nach wie vor nötig ist und wie man dafür einstehen kann. Auch gegen jene, denen Solidarität, Vielfalt und Menschenrechte nichts bedeuten”, so Nadja Houy, Vorsitzende der EVG-Bundesfrauenleitung. Dazu passend wurden die Anforderungen der EVG-Frauen an die demokratischen Parteien zur kommenden Bundestagswahl beschlossen. Diese umfassen nicht nur spezifische verkehrspolitische Forderungen, sondern auch den gesamten Bereich der Frauen-, Familien- und Gleichstellungspolitik.
„Im Koalitionsvertrag waren viele sinnvolle Maßnahmen hierzu vorgesehen, z.B. Ausweitung des Kündigungsschutzes für Menschen in der Elternzeit, die schon entsprechend vorbereitet sind, hier braucht es eigentlich nur die Umsetzung”, ergänzt die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay.
Wichtig war es den Kolleginnen auch, sich weiterhin für eine aktive und lebendige Erinnerungskultur einzusetzen. „Wir als Gewerkschafter:innen wissen, wie wichtig es ist, an die Opfer des NS-Terrors zu erinnern”, so Houy. „Es ist uns außerdem wichtig klarzumachen, dass wir beim Thema Gewalt solidarisch an der Seite der queeren Kolleg:innen stehen. Auch Gewalt gegen Männer ist nach wie vor ein Tabuthema, bei dem es mehr Maßnahmen und Schutzräume braucht.”
Für die im Jahr 2025 anstehenden Bundestagswahlen wird leider ein Rechtsruck befürchtet. Für eine intensive Auseinandersetzung und Zusammenarbeit zu dem Thema waren als besondere Gäste die Omas gegen Rechts Deutschland e.V. eingeladen.
Jutta Shaikh, die zweite Vorstandsvorsitzende der Omas, stellte in ihrem Input klar: „Die Wahlerfolge der AfD haben gezeigt, dass wir viel mehr tun müssen, dass wir heraus aus unserer Blase müssen. Wir müssen versuchen, die Menschen überall zu erreichen, um ihnen aufzuzeigen, wie gefährlich die Politik der Rechtsextremen für jede:n einzelnen von uns ist.“
Insbesondere die Frage, wie man Gewerkschaftsmitglieder erreichen kann, die tatsächlich überproportional häufig die AfD wählen, beschäftigte in der folgenden Diskussion die Kolleg:innen.
„Besonders schockierend ist immer wieder, wie Frauen so klar gegen ihre eigenen Interessen wählen können. Da müssen wir am Ball bleiben, klar ist jedenfalls, wir werden nicht das letzte Mal mit den Omas gegen Rechts gesprochen haben. Wir bleiben in Kontakt und schauen, wo, wann und wie eine Zusammenarbeit möglich ist”, meint Vera Argauer, stellvertretende BuFL-Vorsitzende.
Damit dies möglichst effektiv gelingen kann, braucht es noch mehr weibliche Mitglieder in der EVG, daher wurde sich auch wie schon häufiger die letzten Jahre damit beschäftigt, wie mehr Frauen gewonnen werden können. Bei dem Thema spielt auch die „Nachwuchssituation” in den Frauenstrukturen eine Rolle. Hier schloss man an Debatten aus dem Vorjahr an, diskutierte verschiedene Ansätze und vereinbarte Maßnahmen für die Zukunft. „Es ist weiterhin viel zu tun, wir werden am Ball bleiben”, so Angelika Neufert, stellvertretende BuFL-Vorsitzende dazu.
Neue Wege geht die Bundesfrauenleitung zukünftig bei der Kommunikation: Der WhatsApp-Kanal für alle Interessierten ist endlich verfügbar und obwohl er bisher nur über den Direktlink abrufbar ist, hat er bereits zahlreiche Abonnent:innen.
Bei Interesse an dem Kanal wendet euch an die Kollegin Kim Seibert-Hogenkamp (Kim.Seibert-Hogenkamp@evg-online.org) oder nutzt diesen Link direkt in WhatsApp.
Auch die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay hatte trotz der aktuellen Tarifrunde bei den NE-Bahnen noch ein Zeitfenster für die Kolleg:innen der BuFL gefunden und berichtete zum aktuellen Verhandlungsstand:
„Es ist gut, dass die Arbeitgeber:innen schon in der ersten Runde ein Angebot vorgelegt haben. Das kennen wir auch anders. Insgesamt war die Atmosphäre konstruktiv. Das ändert aber nichts daran, dass das Angebot noch nicht ausreicht“, machte sie in ihrer Rolle als Co-Verhandlungsführerin deutlich.
Sie übernahm auch noch den Part „Aktuelles aus der Gesundheits- und Pflegepolitik“ und informierte die Kolleg:innen über mögliche Beitragssteigerungen in der GKV. „Die nachhaltige und langfristige Finanzierung der GKV wurde auf die lange Bank geschoben. Ebenso wurden die Rücklagen der Kassen, das heißt die Versichertenbeiträge, in den vergangenen Jahren durch Eingriffe des Gesetzgebers nahezu komplett aufgebraucht. Die Folge: Beitragssatzerhöhungen! Hier müssen wir weiter längst überfällige Reformen einfordern”, so Ingenschay dazu.
Zusätzlich wurde für eine Spende im Namen der verstorbenen Kollegin Janine Sommer an ein Hamburger Kinderhospiz gesammelt.
„Wir haben wieder viel diskutiert und in die Wege geleitet. Bei einem Quiz am Abend haben wir noch vieles Neues und Kurioses aus Verkehrs- und Gleichstellungspolitik erfahren. So z.B., dass mit 24 Sekunden zwischen Deutschland und Tschechien die kürzeste internationale Eisenbahn der Welt fährt. Das hat die drei intensiven Tage abgerundet. Wir freuen uns auf die nächste Sitzung im Frauenmonat März“, so, die Vorsitzende der BuFL Nadja Houy abschließend.