EVG kritisiert Personalsituation bei der Deutschen Bahn
Liegen die aktuellen Probleme im Schienenverkehr nur an der maroden Infrastruktur, wie DB -Chef Lutz meint? Das sehen wir komplett anders. Der Personalmangel hat inzwischen dramatische Ausmaße angenommen. In einem Brief an den DB-Personalvorstand Martin Seiler fordert die EVG jetzt „wirksame und nachhaltige Sofortmaßnahmen zum Schutz der Beschäftigten und zur Sicherung des Betriebsablaufes“.
„Die angespannte Betriebslage ist zu einem nicht unerheblichen Teil auch der kritischen Personalsituation in den operativen Bereichen des Systemverbunds Schiene geschuldet“, heißt es in dem Brief des EVG-Vorsitzenden Klaus-Dieter Hommel. Fast täglich erreichen uns inzwischen Warnungen der Beschäftigten über einen Mangel an einsatzfähigem Personal. „Ganze Schichten im Zugbetrieb, in der Instandhaltung oder auf Stellwerken können nicht mehr besetzt werden.“ Die Folge: Züge verspäten sich oder fallen ganz aus, weil das Zugpersonal fehlt oder die Fahrzeuge nicht mehr gewartet und bereitgestellt werden können. Der Service in den Zügen muss z.T. eingeschränkt werden.
„In vielen Bereichen“, heißt es in dem Brief weiter, „kann der Zugverkehr zudem nur durch eine hohe Zahl an Überstunden aufrechterhalten werden.“ Dass Kolleg:innen bis zu 300 Überstunden haben, ist keine Seltenheit, insgesamt schieben die Beschäftigten derzeit 6,8 Millionen Überstunden vor sich her. Urlaub kann z.T. aus dringenden betrieblichen Gründen nicht genommen werden, was die Situation zusätzlich verschärft. Hohe Krankenstände und Frust sind die Folgen bei den Kolleginnen und Kollegen.
„Zur Verhinderung weiterer Überlastungen des Personals und für eine Aufrechterhaltung des Betriebsablaufes ist jedoch eine realistische Analyse der aktuellen Personalsituation unerlässlich“, schreibt Klaus-Dieter Hommel weiter. „Wir erwarten deshalb auf Grundlage einer Darstellung des aktuellen einsatzfähigen Personalbestandes wirksame und nachhaltige Sofortmaßnahmen“.