EVG-Senioren besichtigten Schloß Grumbach in Rimpar

Statt einer geplanten Führung durch die Würzburger Justizvollzugsanstalt ging es durch alte Burgverliese.

Eigentlich wollten die Senioren der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vom Ortsverband Mainfranken die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Würzburg besichtigen. Leider haben sich die Vorgaben geändert und es erhalten nur noch Behörden oder Einrichtungen, die direkt mit Strafgefangenen zu tun haben, solche Besuchs-/Besichtigungstermine. Somit musste sich die Ortsseniorenleitung etwas Neues einfallen lassen. Kurzfristig entschied die Ortsseniorenleitung unter Vorsitz von Harald Schmid, dass die angemeldeten Interessenten*innen das Schloss Grumbach in seiner Heimatgemeinde Rimpar besichtigen könnten. Dem Vorsitzenden vom Vereins "Freundeskreis Schloss Grumbach e.V." in Rimpar in  Unterfranken, Edwin Hamberger und seinem Stellvertreter Hans Winzelmeier,  machte es sichtlich Freude die Eisenbahnsenioren durch die komplette Schlossanlage mit ihren 5 integrierten Museen zu führen. Die Teilnehmer*innen waren begeistert von den „Schätzen“ die sie besichtigen konnten.

In zwei Gruppen zeigten und erläuterten die „Schlossführer“ die Besonderheiten im Archäologischen Museum, Bäckerei-Museum, Maurer- und Zimmerermuseum und das Kriminalmuseum im Grumbach – Gefängnis sowie das Trachtenmuseum im Greifenklausaal.


Die beiden sogenannten Rittersäle entstanden um 1550. Mit ihren wunderschönen Portalen, stuckierten Kasettendecken gehören sie zu den schönsten Renaissancesälen Deutschlands. Im großen Saal dokumentiert ein umlaufender Wappenfries die Ahnen der beiden Geschlechter von Grumbach und von Vellberg.


Im sogenannten Greiffenklausaal, benannt nach dem Fürstbischof Johann Philipp von Greifenklau, findet jährlich im Oktober eine Sonderausstellung statt. In der übrigen Zeit werden hier Teile der umfangreichen Fränkischen Trachtensammlung des Freundeskreis Schloß Grumbach ausgestellt. Auf die Besteigung vom „Achteckigen Treppenturm“ musste aus Zeitgründen verzichtet werden.

Insgesamt wird im Archäologischen Museum ein Querschnitt gezeigt, nicht nur zur Schlossgeschichte, sondern auch zur Kulturgeschichte allgemein und zur Vor- und Frühgeschichte. Zwei Medienstationen zeigen Filme zur Vor- und Frühgeschichte (Bandkeramik) und die Schlossgeschichte mit dem Küchenbetrieb im Spätmittelalter bis ins 19. Jh. Das Museum wurde gemeinsam mit dem Bäckerei-Museum am 17. Juni 2000 eröffnet.

Das Bäckereimuseum gehört heute zu den drei bedeutenden Bäckereimuseen in Deutschland (Ulm, Kulmbach und Rimpar). Das Bäckereimuseum entstand von 1997 – 2000 nach Idee und Planung des 1. Vorsitzenden Edwin Hamberger. Auf ca. 150 m2 Ausstellungsfläche wird die Geschichte des Bäckerhandwerks dargestellt. Glanzstücke sind eine historische Backstube und ein Bäckerladen um 1900.

Das Kriminalmuseum im sogenannten Grumbach-Gefängnis, ein Turm mit drei übereinander liegenden Gefängnissen, ist im Erdgeschoss eine kleine Dauerausstellung zur Gerichtsbarkeit des späten Mittelalters untergebracht (Rechtsprechung, Verurteilung, Folter, Hinrichtungsstrafen, Schandstrafen). Daneben sind noch einige Exponate zur Gerichtsbarkeit zu sehen, wie Richtschwert, Halsgeige, Hand- und Fußfessel, Folterzange, Schandmaske. Eine Seltenheit befindet sich im Untergeschoss. Hier sind im Wandputz aus dem 17. Jh. viele Namen, Monogramme, Galgen, Jahreszahlen, Strichkalender u. a. von den Gefangenen eingeritzt worden.

Das Maurer- und Zimmerermuseum entstand von 2008 – 2009. Es ist in dem sogenannten Wasserturm untergebracht. In 9 Vitrinen und Schauwänden sind Werkzeuge für Maurer, Steinhauer und Zimmerer zu sehen. Darüber hinaus sind auch Dokumente für die Maurer- und Zimmererberufe, ausgestellt. Herausragend sind Zimmererwerkzeuge aus dem 18. Jh., z.B. Beile, Hobel, Grundhobel, Bohrwinde u. a. Für die Berufe Maurer und Zimmerer sind zu sehen: Dokumente wie Pläne für Wohngebäude und andere Bauwerke, Originalgraphiken von Gesellen- und Meisterbriefen, Lehrverträge, Wanderbücher, Führungszeugnisse, Kostenaufstellungen für Wohngebäude, Nivelliergeräte und Reißzeuge vom 18. – Anfang 20. Jh. Darüber hinaus sind Zunftkrüge und die Zunfttruhe der Rimparer Maurer, Steinhauer und Zimmerer (um 1700) zu sehen. Schauwände mit historischen Fotos und Abbildungen dokumentieren diese Berufe und den mittelalterlichen Baubetrieb. Die Gewerkschaftsenioren bestaunten die Tagebücher, Zunft- und Gewerkschaftsmitgliedsbücher in denen die Beitragsmarken besondere Aufmerksamkeit erhielten. Nach Gründung der Einheitsgewerkschaften im DGB, so auch bei der GdED (Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands), war dies der übliche Nachweis über die Beitragszahlungen die bei in Anspruch von Leistungen (z.B. Streikunterstützung etc.) vorgezeigt werden mussten.

Voll gepackt mit den vielen Eindrücken und sehenswerten Ausstellungstücken ließen die EVG-Senioren im Haus der AWO Arbeiterwohlfahrt und des Rimparer Radsportvereins Solidarität bei Kaffee und Kuchen den Besuch ausklingen. Ein Besonderer Dank galt dem Organisator in Doppelfunktion, Harald Schmid (langjähriges Mitglied im Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Rimpar) und den fleißigen Helferinnen der Ortsseniorenleitung Mainfranken.