„GDL spricht nicht für Bahn-Belegschaft"
Der Streik der Lokführer schwächt das System Eisenbahn mit unabsehbaren Folgen. „Offenbar wird das von den Organisatoren des Arbeitskampfes und den Streikenden selbst in Kauf genommen“, so der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel zum aktuellen Streik der GDL.
Hommel betonte, dass die Lokführergewerkschaft nur eine Minderheit in der Bahn-Belegschaft vertrete. „Für den Streik haben nach unseren Berechnungen so um die 5.000 Bahnbeschäftigte gestimmt.“ Insgesamt seien im Konzern im Inland rund 200.000 Menschen beschäftigt, von denen die Mehrheit von der EVG vertreten werde. Ihm sei aus dem Unternehmen sehr viel Unverständnis für den Streik der Lokführer vermittelt worden, so Hommel.
In dem Arbeitskampf gehe es nicht um eine normale Tarifrunde, sondern um den Existenzkampf der GDL. „Weil die aggressive Mitgliederwerbung erfolglos war und ist, soll eine harte Tarif-Auseinandersetzung jetzt doch noch zu mehr Mitgliedern führen“, so Hommel. Mit ihrer gezielten Ausrichtung auf das letzte Mittel im Arbeitskampf, den Streik, nehme die GDL den Verlust von Arbeitsplätzen und die Verschlechterung von Beschäftigungsbedingungen in Kauf.
Die EVG hat mit dem Bündnis für die Bahn rechtzeitig die Grundlage für die Bewältigung der Schäden durch die Pandemie geschaffen. Deutlich mehr als 80 Prozent der Beschäftigten im Bahnkonzern und in den Wettbewerbsunternehmen unterstützen nach wie vor den Kurs in der EVG! Als EVG fordern wir vom Eigentümer und vom Bahnvorstand die Einhaltung aller im Rahmen des Bündnisses getroffenen Vereinbarungen.
„Streiks im Arbeitskampf sind legitimes Recht und ein hohes Gut – das setzt allerdings Augenmaß voraus“, mahnt Klaus-Dieter Hommel. Geltendes Streikrecht ist nicht dazu da, es als letztes Mittel des Existenzkampfes zu missbrauchen. Es sei daher ein politischer Arbeitskampf.
„Die offenkundig provozierten Streikmaßnahmen der GDL unterstreichen die Fortsetzung ihrer Forderung, den Bahnkonzern zu spalten und zu schwächen“, stellt EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay fest. Politische Glaubenskriege, Personaldebatten, Strukturfragen und rechtliche Auseinandersetzungen würden enorme Ressourcen binden und wahnsinnige Kosten verursachen. „Die negativen Folgen für die Beschäftigten in einem zerschlagenen Bahnkonzern u.a. durch Preiswettbewerbe und Vergabe an Dritte wären zudem nicht absehbar“.
Es ist höchste Zeit, dass alle Beteiligten Verantwortung übernehmen und an den Verhandlungstisch kommen. Die jetzige Situation gefährdet den Betriebsfrieden bei den Beschäftigten im Konzern untereinander. Das kann keine Gewerkschaft wollen.
Interviews von Klaus-Dieter Hommel:
Videomitschnitt ARD Tagesschau