Gedenksteinverlegung für Eisenbahngewerkschafter Friedrich Jendrosch
Über 95.000 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig bereits verlegt. Ein weiterer ist nun in Berlin dazugekommen. Er erinnert an den Eisenbahngewerkschafter und Reichstagsabgeordneten Friedrich Jendrosch, der von den Nazis verfolgt und 1944 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde.
Friedrich Jendrosch war KPD-Mitglied und saß für seine Partei im Preußischen Landtag und vorübergehend auch im Reichstag. Mitte der 1920er-Jahre war Jendrosch im Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands gewerkschaftlich organisiert. Ab 1929 gehörte er der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) an, für die er auch Mitglied des Hauptbetriebsrates der Deutschen Reichsbahn war. Nach 1933 arbeitete er als Markthändler, beteiligte sich aber auch am Widerstand gegen das NS-Regime im Rahmen illegaler Strukturen der KPD.
Friedrich Jendrosch gehörte zu den Opfern der „Aktion Gitter“. Im Zuge dieser Aktion wurden kurz nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler zahlreiche ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Weimarer Republik verhaftet. „Wir wissen heute“, so Peter Lind vom Arbeitskreis EVG Geschichte, „dass die Aktion Gitter keine spontane Reaktion auf das Attentat, sondern von langer Hand geplant war.“ Friedrich Jendrosch wurde ins KZ Sachsenhausen verbracht und starb dort im Dezember 1944, angeblich an einer Hirnhautentzündung, nach Aussagen von Mithäftlingen aber an den Folgen der Misshandlungen im KZ.
Die Feierstunde vor Jendroschs letztem Wohnhaus in der Osloer Straße in Berlin wurde musikalisch von der Sängerin und Akkordeonistin Isabel Neuenfeldt umrahmt. Peter Lind wies in seiner Ansprache auch darauf hin, dass sich zeitgleich Anhänger der AfD zu einer Kundgebung versammelten. „Diese Kräfte wollen unsere demokratische Gesellschaft zerstören und erneut ein verbrecherisches Regime errichten. Dem gilt es sich entgegenzustellen.“
Die Stolpersteine verlegt Gunter Demnig seit 1992. Die in das Gehwegpflaster eingelassenen quadratischen Messingtafeln erinnern an das das Schicksal von Menschen, die von den Nazis verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Mitglieder der Berliner EVG haben bereits zahlreiche Stolpersteine gespendet. Der Stolperstein für Friedrich Jendrosch wurde vom Ehepaar Abel gespendet.