Gewalt gegenüber Beschäftigten: „Wir bräuchten auf jeder Fahrt zehn Polizisten“!
Gewalt gegenüber Beschäftigten bei Bus und Bahn nimmt trotz sinkender Auslastung weiter zu. Wie steht es um die Sicherheit für die Beschäftigten aus den Bereichen Bus und Bahn in Rheinland-Pfalz? Das war am Donnerstag Thema einer Videokonferenz von Vertreter*innen der Landes-EVG mit der Landes-Arbeitsministerin, Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD).
Eines wurde sehr schnell klar: Gewalt und Übergriffe von Reisenden nehmen weiter zu. Das muss ein Ende haben! Anlass für den Termin war die laufende Kampagne der rheinland-pfälzischen Landesregierung „Miteinander gut Leben: Respekt. Bitte!“. Ursprünglich war ein Präsenztermin inklusive einer Begleitfahrt der Ministerin vorgesehen.
„Die aktuell anhaltende Negativbilanz von An- und Übergriffen im Verkehrsbereich hat nicht nur Einfluss auf das Sicherheitsempfinden der Kolleg*innen, sondern auch auf das der Fahrgäste“, stellte Lars Kreer, EVG-Geschäftsstellenleiter Mainz fest. Hier müsse der Dialog im Interesse der Beschäftigten und Fahrgäste deutlich intensiver betrieben werden. Die Ministerin erklärte sich bereit, gemeinsam mit der EVG an Ideen und Konzepten für mehr Sicherheit in Zügen und Bussen mitzuwirken. Sie wisse, dass die Pandemie die Situation verschärft habe; Beispiel Maskenpflicht.
Dies sei unbedingt nötig, so der Tenor aus Kollegen und Kolleginnen von DB AG und NE-Bahnen. Trotz geringerer Fahrgastzahlen während der Pandemie sind die gemeldeten Übergriffe im Vergleich zur Zeit vor Corona überproportional angestiegen.
Das Lagebild sei überall gleich, berichteten die Kolleg*innen. Gleich auch mit Blick auf die Erfassung der Zahlen und Statistiken. „Wir können heute bundesweit jede Minute Verspätung messen, aber nicht Übergriffe“, so ein Teilnehmer. Hier bräuchte es auf jeder Fahrt zehn Polizisten, die mitführen.
Hier appellierte Thomas Löffler, Securitymanager DB Regio Mitte an die fahrenden Personale, ALLE Übergriffe zu melden. Er könne nur reagieren, wenn elektronische Fahrberichte abgegeben werden. In diesen müssen auch vermerkt sein, wenn Sicherheitsleute nur mitfahren, aber nicht präsent sind. „Hier darf es keine falsch verstandene Kollegialität geben!“
Detaillierte Schilderungen und Zahlen benötige auch sie, um sich mit und gegenüber ihren Regierungskolleg*innen stark zu machen, forderte die Ministerin. „Das sind meine Argumente“, so Bätzing-Lichtenthäler. Den Faden nahm Lars Kreer auf und beharrte auf mehr Druck der Landesregierung auf das Bundesinnenministerium. Die im Mai erstellte Mainzer Erklärung der EVG Rheinland-Pfalz gebe mit ihren Vorschlägen eine gute Grundlage für mehr Sicherheit und Respekt.
Weitere Inhalte des intensiven Austausches waren die von der EVG geforderten Sicherheitspartnerschaften, das Thema Ausschreibungen und die Sonderdezernate zur schnellen Nachverfolgung von Übergriffen. Immer wieder würden Kolleg*innen resignieren und keine Übergriffe zur Anzeige bringen, weil die Verfahren zu lange bräuchten. Hier muss Abhilfe geschaffen werden, so die Teilnehmenden der Videokonferenz.
Die Ministerin zeigte sich dankbar für die Offenheit und klar formulierten Erwartungen der Runde. „Dies wird helfen, Seite an Seite noch intensiver an die Thematik heranzugehen“. Zum Abschluss des Gespräches versicherte Bätzing-Lichtenthäler, dass sie „alles aus diesem intensiven Termin mit in den Landtag nimmt“. Fest steht für sie ebenso: „Ich werde die Begleitfahrt auf jeden Fall nachholen!“