Gleichstellung in Europa stagniert - Frauen in Bundesrepublik verlieren Freizeit

Die Gleichstellung in Europa kommt nicht voran. Das geht aus dem jüngst veröffentlichten europäischen Gleichstellungsindex („Gender Equality Index“) hervor.

Dieser Index wird jedes Jahr für alle EU-Staaten veröffentlicht und errechnet aus sechs Bereichen (Arbeit, Geld, Wissen/Bildung, Zeit, Macht und Gesundheit) einen Gesamtwert zwischen 1 und 100. Ein Wert von 100 würde bedeuten, dass ein Land echte Gleichstellung (zwischen Männern und Frauen) erreicht hat. 

Mit einer minimalen Steigerung um 0,6 Punkten im Vergleich zum Vorjahr liegt die EU-Durchschnittswertung nun bei 68,6 Punkten. Dieser Zuwachs ist aber einzig auf das Feld „Macht“ zurückzuführen, bei dem es um die Beteiligung von Frauen in Politik, Wirtschaft und sozialen/kulturellen Einrichtungen geht (also z.B. ihr Anteil an Führungspositionen oder die Frauenquote in Parlamenten). In diesem ist aber auch die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern immer noch am größten.

„Die Auswirkungen der aktuellen Krisen auf die Gleichstellung zeigen sich deutlich. Die Benachteiligung von Frauen steigt zum ersten Mal seit Beginn des Index in Bereichen wie Erwerbstätigkeit, Vereinbarkeit, Bildung und Gesundheit an“, stellt die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay ernüchtert fest.

Die Bundesrepublik liegt hierbei hauchdünn über dem Durchschnitt mit 68,7 Punkten. Wobei das im Vergleich zum Vorjahr nur eine Steigerung von 0,1 ist, also noch deutlich unter den minimalen Fortschritten europaweit. 

Im Ranking liegt Deutschland damit auf Platz 11, direkt hinter den Nachbarländern Österreich und Luxemburg. Die ersten drei Plätze belegen Schweden (83,9), Dänemark (77,8) und die Niederlande (77,3). Weit abgeschlagen im Ranking sind Griechenland (53,4), Rumänien (53,7) und Ungarn (54,2). 

Viel zu tun gibt es in Deutschland immer noch im Bereich „Wissen/Bildung“. Hier wird nur Platz 24 im EU-Ranking erreicht, was vor allem daran liegt, dass viele Studiengänge/Ausbildungen etc. immer noch sehr stark nach Geschlechtern getrennt sind („typische“ Frauen/Männerberufe). Bedauerlich ist auch, dass Frauen in Deutschland immer weniger Zeit für Freizeitaktivitäten haben. Der Indexwert ist hier seit 2010 deutlich gesunken.

„Wenn die Bundesregierung ihr angekündigtes ‚Jahrzehnt der Gleichstellung‘ realisieren will, muss endlich etwas passieren. Gerade im Bereich der Vereinbarkeit hat die Pandemie deutlich gemacht, dass es hier noch viele Baustellen gibt. Der völlig unnötig verschobene Urlaub für den zweiten Elternteil wäre eine gute erste Weichenstellung für eine faire Verteilung von Sorgearbeit gewesen“, so Nadja Houy, Vorsitzende der EVG-Bundesfrauenleitung.

Es gibt noch viel zu tun beim Thema Gleichstellung in Deutschland. Die EVG wird sich weiterhin für die Interessen aller Kolleg:innen einsetzen und die Bundesregierung an ihren eigenen Versprechen messen. 

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Weitere Informationen zum EIGE-Index (auf Englisch und Deutsch)