Jahresrückblick des Ortsverbandes Berlin
Wahlkampf, Tarifrunde, Politik, neues Personal, Aktionen - viel ist in diesem Jahr passiert. Susanne, Michael und Robert vom Ortsverbandsvorstand Berlin lassen das Jahr Revue passieren.
Weihnachten steht vor der Tür und in wenigen Wochen endet das Jahr 2023. Oft meint man, es sei viel zu schnell vergangen, die Zeit rase dahin. In der Tat, wenn wir auf die zurückliegenden Monate blicken, können wir feststellen, dass es ein außergewöhnlich intensives Jahr war. Mit vielen Aktionen hat die EVG Berlin unter Beweis gestellt, dass es richtig ist, einer großen Solidargemeinschaft anzugehören. All diese Aktivitäten wären jedoch nicht möglich gewesen, ohne das ehrenamtliche Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen.
Egal ob in Betrieben oder Dienststellen, auf der Straße, in den Zügen und in den Bahnhöfen, in den Werken, in den Büros – Kolleg:innen der EVG waren immer da, wenn es nötig war, auf die Anliegen der Beschäftigten aufmerksam zu machen und wenn andere Aktionen liefen. Dafür gilt allen unser Dank. Wir sind eben eine Gewerkschaft für alle Beschäftigten, quer durch und quer über alle Bereiche hinweg. Das wurde auch 2023 wieder deutlich.
Schon frühzeitig haben wir uns in den Berliner Wahlkampf eingemischt. Wir haben unsere Positionen deutlich gemacht und die Parteien auf Herz und Nieren abgeklopft. Ende Januar und Anfang Februar gab es dazu größere Aktionen. Am 12. Februar wurde schließlich gewählt. Nach den Koalitionsverhandlungen stand ein schwarz-rotes Bündnis in unserer Stadt. Auch hier waren wir schon während der Koalitionsgespräche aktiv und haben uns bereits am Tag nach seiner Wahl mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner getroffen, um, gemeinsam mit den anderen DGB Gewerkschaften, deutlich zu machen, wofür wir stehen und was wir von der Politik des neuen Senats erwarten.
Ende Februar begann dann eine der wohl härtesten Tarifrunden bei der DB AG und vielen anderen Bahnen. Unsere Mitglieder und unsere Kommissionen hatten im Vorfeld breit über ein mögliches Forderungspaket diskutiert. Lange Zeit aber war die Arbeitgeberseite nicht ansatzweise bereit, über die berechtigten Forderungen der Beschäftigten zu verhandeln. Zwei große Warnstreiks in allen Betrieben und zusätzlich ein weiterer bei den NE-Bahnen mussten her, um Druck auf die Gespräche zu machen. Am 27. März gab es den ersten Ausstand, begleitet von einer großen Demo hier in Berlin.
Am 21. April folgte der nächste Arbeitskampf. Die Arbeitgeber jedoch spielten weiter auf Zeit. So musste schließlich die Urabstimmung kommen. Erst danach und einem klaren Votum unserer Mitglieder stand Ende August ein solider Tarifabschluss, der Zeichen setzt und weitere Optionen eröffnet. Dieser Abschluss war nur möglich, weil sich auch hier in Berlin viele Kolleginnen und Kollegen an den unterschiedlichsten Aktionen beteiligt hatten.
Die EVG Berlin hat aus dieser Tarifrunde einiges mitgenommen. Bei mehreren größeren Veranstaltungen während der Urabstimmung und nach dem Abschluss, an denen mehrere hundert Mitglieder teilgenommen haben, gab es Lob, aber auch Kritik. Dieses werden wir in die Strategie und Begleitung der Tarifrunde 2025 einfließen lassen.
Und auch das gehört zu diesem Jahr: Mitte April mussten wir um Mustafa Akan trauern. Er war am Gründonnerstag in einem Taxi mit einem Messer angegriffen worden. Unser Kollege von DB Netz starb wenig später im Krankenhaus.
Selbstverständlich waren wir auch am 1. Mai wieder auf der Straße. Unter dem Motto „Ungebrochen solidarisch“ haben wir gemeinsam mit unseren Schwestergewerkschaften für eine soziale Politik demonstriert. Auch hier hat sich wieder einmal gezeigt, wie gut verschiedene Menschen und unterschiedliche Altersgruppen gemeinsam wirken: eben in einer Gewerkschaft wie der EVG. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an die Gestalterinnen und Gestalter unseres Standes beim 1. Mai – Familienfest am Roten Rathaus.
Ein Highlight vor den Sommerferien war das EVG Familienfest in der Wuhlheide Ende Juni. Mehrere hundert unserer Mitglieder waren im FEZ mit dabei. Vor allem für unsere kleinen Gäste gab es ein buntes und abwechslungsreiches Programm. Auch hier gilt unser Dank allen Helfenden, besonders den Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsstelle.
Die EVG ist sich aber auch ihrer politischen Verantwortung bewusst. So luden unsere EVG-Frauen Ende August zu einer Stolperstein-Wanderung am Bayerischen Platz in Schöneberg ein. Während der Tour wurde auf das Schicksal von mehr als 6.000 jüdischen Mitbürger:innen in der NS-Zeit aufmerksam gemacht, die aus dem Bezirk deportiert und ermordet wurden. Zu unserer politischen Arbeit zählt aber auch die Solidarität mit Israel. Nach dem barbarischen Angriff der Hamas auf unschuldige Menschen haben wir uns an zahlreichen Aktionen beteiligt: „Nie wieder ist jetzt“ - so das Motto.
Traditionell ehren wir im Herbst unsere langjährigen Mitglieder. So kamen Ende September fast 150 Mitglieder zusammen, um diese Ehrungen im Empfang zu nehmen. Fast 500 gehören der EVG 25 Jahre oder länger an. In Summe sind das etwa 25 000 Jahre Gewerkschaft, 11 Mitglieder gehören der Gewerkschaft schon seit sage und schreibe 75 Jahren an und 72 Teilnehmende sind seit 70 Jahren dabei. Wir sind unglaublich stolz, dass so viele Menschen seit so vielen Jahren der EVG die Treue halten, Gewerkschaft und Solidarität enden eben nicht mit dem beruflichen Ruhestand.
Noch im September haben wir erneut unsere verkehrspolitischen Positionen festgezurrt und unsere roten Linien unterstrichen. Im Fokus dabei immer wieder: die Ausschreibung der S-Bahn. Unser Blick richtet sich auf die Interessen der Kolleginnen und Kollegen. S-Bahn aus einem Guss muss die Maxime lauten. Das haben wir auch in einem Gespräch mit der neuen Verkehrssenatorin Manja Schreiner deutlich gemacht. Anfang November war das das zentrale Thema bei einem Treffen mit der CDU-Politikerin. Und auch bei einem weiteren Gespräch mit Rathaus-Chef Kai Wegner haben wir diese Position noch einmal untermauert.
Ende September haben wir unsere neuen Azubis mit einer Welcome-Party begrüßt. Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für eine Mitgliedschaft in der EVG. Das bedeutet aber auch, dass wir uns für diese jungen Menschen öffnen müssen. Die Ortsjugendleitung lädt zu monatlichen Treffen ein, hat ein offenes Ohr für die, die jetzt neu dabei sind.
Auch unsere Geschäftsstelle bricht zu neuen Ufern auf. Birgit und Uwe Henschel gingen Ende November von Bord. Nach gut 30 Jahren hauptamtlicher Tätigkeit steht für beide der wohlverdiente Ruhestand an. Uwe leitete seit 2011 unsere Geschäftsstelle in Berlin, Birgit war vor allem für Rechtsschutz und Mitgliederbetreuung verantwortlich. Ihnen folgen nun Alexander Caesar als Leiter unseres Büros und Kim-Cassandra Paul. Danke Birgit und Uwe - herzlich willkommen Kim und Alex.
Nicht vergessen dürfen wir die vielen betrieblichen Aktivitäten und Aktionen. So lud zum Beispiel unsere Betriebsgruppe in Rummelsburg pünktlich zu Nikolaus zum Infotag. Viele Mitarbeitende holten sich nicht nur Informationen ab, sondern konnten auch mit ein paar Süßigkeiten versorgt werden. Ende Juli gab es bei 30 Grad kaltes Eis und heiße Informationen für unsere Kolleginnen und Kollegen bei DB Systel. Mitte April waren EVGler:innen bei DB Dialog im Einsatz. Und unsere Senioren kamen im März in Erkner zusammen.
Danken möchten wir herzlich den vielen Unterstützern der EVG Berlin in diesem Jahr. Und ein herzlicher Dank an die Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsstelle, die auch in diesem Jahr unsere Arbeit unterstützt und erst ermöglicht haben.
Neigt sich 2023 nun dem Ende, steht das kommende Jahr 2024 vor der Tür. Und die herrschenden Probleme enden nicht, nur weil an Silvester vielleicht Sekt getrunken wird und Raketen in den Himmel steigen. Also werden wir auch in den kommenden 12 Monaten zusammenstehen. Wir werden solidarisch gegen Hass und Hetze, gegen das Schleifen von Sozialleistungen, für Frieden und Gerechtigkeit, für faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen eintreten. Bitte beteiligt Euch auch im kommenden Jahr wieder zahlreich an unseren Aktionen.
Wir wünschen Euch und Euren Familien friedvolle Weihnachten und einen fröhlichen Start in ein glückliches neues Jahr.
Michael Bartl, Susanne Kielkowski, Robert Seifert