JAV-Wahlen 2024: „Unsere Demokratie ist ein wunderbares Privileg, das wir pflegen sollten"

Wie es ist, sich im Beruf zu engagieren und warum es wichtig ist, sich an den JAV-Wahlen zu beteiligen, hat Victoria Ebnet von der Geschäftsführenden Bundesjugendleitung in einem Interview mit dem SOLI:MAG erklärt. Das Magazin der DGB-Jugend war zuvor als Soli aktuell bekannt. Hier findest du Auszüge aus dem Interview.

Victoria, welchen Stellenwert haben JAV-Wahlen?

Für mich persönlich und auch für uns als Gewerkschaftsjugend, einen sehr hohen. Es ist die direkteste Möglichkeit, demokratisch dafür zu stimmen, die eigenen Interessen im Betrieb vertreten zu lassen. Junge Menschen, die in der politischen Welt oft nicht ernst genug genommen werden, haben hier eine demokratische Möglichkeit. Unsere Demokratie ist ein wunderbares Privileg, das wir pflegen sollten. Sie fordert uns auf, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir die JAV-Wahlen in unseren Betrieben unterstützen und stärken können.

Welches sind die wichtigsten Aufgaben der JAV?

Es gibt nicht die eine wichtige Aufgabe, es ist mehr die Vielzahl an Rechten und Privilegien, die die JAV hat und die im Idealfall wie Zahnräder ineinandergreifen. Am Ende ist es das Wichtigste, dass die Interessen der jeweiligen Nachwuchskräfte angemessen vertreten werden und ihre Rechte eingefordert werden, im Zweifel auch mit sehr klaren Worten gegenüber dem Arbeitgeber. 

Die Deutsche Bahn AG ist eine Unternehmensgruppe mit vielen Betrieben. Wie ist die Zusammenarbeit der JAVen geregelt?

Unsere JAVen engagieren sich auf verschiedenen Ebenen und bauen aufeinander auf. In Betrieben mit mindestens fünf Nachwuchskräften gibt es die herkömmliche JAV, die sich innerhalb ihrer jeweiligen Geschäftsfelder, z. B. DB Regio, DB Kommunikationstechnik, DB InfraGO, etc. in einer Gesamt-JAV (GJAV) zusammen organisieren und dorthin entsenden. Die Geschäftsfelder wiederum entsenden jeweils eine Person in die Konzern-JAV (KJAV), dort werden Themen, die mindestens zwei Geschäftsfelder betreffen, beraten. Sowohl bei KJAV als auch GJAV gibt es themenbezogene Arbeitsgruppen, die die Zusammenarbeit zwischen allen Ebenen erleichtern und gewährleisten.

Du bist eine der Jugendkoordinatorinnen der Deutschen Bahn. 

Meine Aufgabe ist es, die JAVen in meiner Region zu betreuen, ihnen bei ihrem Aufbau und ihrer Entwicklung zu helfen und sie dabei zu unterstützen, ihre Möglichkeiten als JAVis optimal zu nutzen. 

Wie kommt man in die Geschäftsführung einer Gewerkschaftsjugend?

Meine JAV-Arbeit war ein gutes Fundament, um in die Organisationsstruktur der EVG zu schnuppern und meine ersten Kontakte aufzubauen, sie war aber nicht ausschlaggebend. Die JAV-Arbeit ist bei mir aber schon ein paar Jährchen her. Im Grunde wird man von einer bundesweiten Konferenz, die alle zwei Jahre stattfindet, gewählt. In der Regel wird man das erst, wenn man vorher schon ein paar Jahre über die örtlichen und landesweiten Gremien in die Struktur gewachsen ist und eine hohe Motivation mitbringt, ein paar Sachen verändern zu wollen. 

Was bedeutet Mitbestimmung für dich?

Das Zepter in der Hand zu halten und Machtverhältnisse umzudrehen. Gerade in der heutigen krisengebeutelten Zeit ist es gut zu wissen, dass es Rechte und Gesetze gibt, die die Arbeitsbedingungen von allen Menschen in Ausbildung und als Fachkraft erhalten und verbessern können. Es ist aber ein empfindliches Gut, das wir schützen sollten, wir wollen schließlich kein „Hire and Fire“-System bei uns. 

Welchen Tipp kannst du einer neuen JAV mit auf den Weg geben?

Sucht. Euch. Hilfe. 

Niemand kann Amt ab Tag 1. Es ist völlig normal, am Anfang komplett planlos zu sein, daher braucht es jemanden, der euch bei den ersten Schritten an die Hand nimmt, euch zeigt, wie ihr euch zu Schulungen anmelden könnt und wie ihr das alles hinbekommt. Das macht alles um einiges leichter – und spätestens nach der ersten Schulung sieht die Welt schon ganz anders aus. Nur Mut. Wir haben alle mal so angefangen. Solange ihr Motivation und Interesse mitbringt, könnt ihr alles schaffen. Und glaubt mir, nichts geht über das Gefühl, wenn man seine Karten dann bei einem Arbeitgeber das erste Mal gespielt hat und eine Verbesserung für die eigenen Leute erzielt hat.

Das vollständige Interview kannst du hier nachlesen.