Jetzt bin ich der älteste Lokführer Deutschlands! 90-Jähriger am Steuer des neusten ICE-Simulators
Alfred Gärtner aus Flieden-Schweben ist ein Eisenbahner, wie er im Buche steht: Auch, wenn er bereits 30 Jahre im Ruhestand ist, ist er noch immer Feuer und Flamme für alles, was auf Schienen rollt.
Zu seinem 90. Geburtstag im vergangenen August hatte er deshalb einen großen Wunsch: Er wollte einmal im Führerstand eines nagelneuen ICE 4 sitzen.
Auf Vermittlung des Bahn-Experten Hubert Heil, dem „schwarzen Hubert“, ging dieser Wunsch nun in Erfüllung: Alfred Gärtner durfte am Steuer des neusten ICE-Simulators im DB Training Simulationszentrum Fulda Platz nehmen. Nach kurzer Einweisung durch Holger Kliemann (Produktmanager für Eisenbahnfahrzeugführer Aus- und Fortbildung mit Simulatoren) und Christof Grösch (Instruktor) konnte die Simulatorfahrt auf der Schnellbahnstrecke Fulda – Würzburg endlich starten.
Das Signal sprang auf grün, Alfred Gärtner löste die Bremse und schon setzte sich der modernste Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn zur Ausfahrt aus dem Bahnhof Fulda in Bewegung. Bald wurde auch die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erreicht.
„Toll! Das ist ein Erlebnis!“ kam es während der Fahrt mehrfach voller Begeisterung über die Lippen des 90-jährigen, der den Zug-Simulator selbst bei heftigem Schneetreiben und durch lange Tunnel auf Kurs hielt.
Abschließend tauschte man sich noch über die lange Geschichte der Eisenbahn in Deutschland aus. Hier hatte Alfred Gärtner viel zu erzählen, schließlich kam er durch seinen Vater, ebenfalls Eisenbahner, schon früh mit der Materie in Kontakt. Er selbst begann als junger 15-Jähriger im Jahr 1942 als Junghelfer im Bahnhof Flieden im Fahrkartenverkauf und bei der Güterabfertigung für die damalige Reichsbahn zu arbeiten. Nach einer Station am Hauptgüterbahnhof Frankfurt war er ab 1964 Oberrangiermeister und Rangieraufsichtsbeamter am Güterbahnhof Fulda.
Seine damalige Uniform, die er voller Stolz auch am Steuer des ICE-4-Simulators trug, passte auch nach 30 Jahren Ruhestand noch.
Zum Abschluss sagte Alfred Gärtner, der auch der Eisenbahner-Gewerkschaft EVG seit über sechs Jahrzehnten die Treue hält: „Es war ein grandioses Erlebnis für mich, das mir noch ewig in Erinnerung bleiben wird. Heute war ich bestimmt der älteste Lokführer Deutschlands!“