Jubiläumstreffen: Von der Jugendarbeitslosigkeit zum Fachkräftemangel - 50 Jahre Jugendvertretung bei der Bahn
„Mehr Demokratie wagen“ lautete das Motto der frühen 1970er Jahre, ausgegeben vom damaligen Bundeskanzler Willy Brandt. Das bedeutete auch mehr Mitbestimmungsrechte für Arbeitnehmende. Im Oktober 1974 wurde denn auch die erste „Stufenjugendvertretung“ bei der Bundesbahn gewählt.
Zwei Listen traten an: Liste 1 GdED Gewerkschaft der Eisenbahn Deutschlands und Liste 2 GDBA/GDL Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamten und Anwärter sowie Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer. Insgesamt waren rund 19.000 Nachwuchskräfte bei der DB wahlberechtigt. Bei einer Wahlbeteiligung von über 88 % gingen 13 Mandate an Liste 1, zwei an die Liste 2.
Kolleginnen und Kollegen der ersten Stunde kamen im Oktober in Frankfurt/Main zusammen, um gemeinsam einen Rückblick zu werfen auf die Anfänge und die Entwicklung der Jugendvertretung.
„Stolz auf das Wahlergebnis“ von 1974 empfinde man noch heute, 50 Jahre danach. Anton Hofmann, ehemaliger Vorsitzende der Hauptjugendvertretung beim Vorstand der Deutschen Bundesbahn, ließ mit vielen Erinnerungsfotos geschichtliche, sozial- und tarifpolitische sowie personelle Veränderungen Revue passieren.
Außer den Örtlichen Jugendvertretungen in den DB-Dienststellen wurden erstmals Bezirksjugendvertretungen (BJV) bei den Bundesbahndirektionen und der Hauptjugendvertretung (HJV) beim Vorstand der Deutschen Bundesbahn) gewählt. Mindestens einmal im Monat kamen die HJV Mitglieder in Frankfurt am Main zu einer gemeinsamen Besprechung und zum Monatsgespräch mit dem Vorstand der DB zusammen. Für manche von ihnen führte der weitere Weg in die hauptamtliche Gewerkschaftsarbeit.
In den 50 Jahren hat sich in der Berufswelt und der Arbeitswelt der Deutschen Bahn viel verändert. Aus der HJV wurde die KJAV (Konzern Jugend- und Ausbildungsvertretung) und mit der Auflösung der Bundes- und Reichsbahndirektionen gab es keine BJV mehr, sondern nach Branchen gewählte GJAV (Gesamt Jugend- und Ausbildungsvertretungen).
Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich um 180 Grad gedreht. Wo Firmen heute um Fachkräfte ringen, kämpfte man damals gegen die Jugendarbeitslosigkeit. „Wir erreichten erstmals im Mai 1975 ein >Sonderprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit< mit der zusätzlichen Einstellung von 1.000 neuen Auszubildenden“, so Anton Hofmann. „Ein toller Erfolg, den wir nach Protestveranstaltungen und Verhandlungen dem damaligen Bundesbildungsminister Helmut Rohde sowie dem Bundeskanzler Helmut Schmidt zu verdanken hatten.“