Jubilarehrungen Ortsverband Mainfranken in Würzburg
EVG Mainfranken ehrte 382 Jubilare/innen für ihre Treue Die Festansprachen hielten zwei Vorstandsmitglieder aus Frankfurt und warnten sehr eindringlich vor der „Zerschlagung der Bahn!“
Die Jubilarehrungen gehören zu den traditionellen Veranstaltungen der EVG vom Ortsverband Mainfranken im Großen Saal vom Felix-Fechenbach-Haus im Eisenbahnerviertel Grombühl im Würzburg. Aufgrund der anhaltenden Corona Pandemie wurden dieses Jahr die Jubilare/-innen der Jahre 2020 und 2021 in zwei Jubiläumsfeiern für ihre jahrzehntelange Treue zur Gewerkschaftsbewegung geehrt.
Die Ehrungen fanden für 25, 40, 50, 60, 65, 70 und 75 Jahre statt und die Jubilare/-innen bekamen von den Festrednern Martin Burkert, Stellvertretender EVG-Vorsitzender und Kristian Loroch, Mitglied der Geschäftsführenden EVG-Vorstandes, die Urkunden und Ehrennadeln sowie Geschenke zusammen mit dem Ortsverbandsvorsitzenden Thomas Scheb und dem EVG-Geschäftsstellenleiter Michael Eckel überreicht. Alle Jubilare zusammen bringen es auf fast 20.000 Jahre als gemeinsame Gewerkschaftszugehörigkeit!
Beide betonten, dass sie eine private oder berufliche Beziehung zu Würzburg haben. Burkert ist in Würzburg geboren und Loroch war als Jurist und Interessenvertreter für die Eisenbahner öfters bei Gericht tätig. Mit großem Stolz blickten beide Gewerkschaftsvertreter aus der Spitze der EVG auf die Gründung der EVG (früher GdED Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands und TRANSNET) vor 125 Jahren, am 8. Dezember 1886 in Hamburg zurück.
„Gemeinsam haben sie den Verband der Eisenbahner Deutschland, kurz VdED, gegründet und dafür gekämpft, die kapitalistische Ausbeutung zu überwinden. Das Ziel war groß - die staatlichen Widerstände auch! Behördlichen Bespitzelungen, Denunziationen, Disziplinarmaßnahmen bis hin zu Entlassungen von Mitgliedern des VdED waren an der Tagesordnung. Die Gründung des VdED vor 125 Jahren war also keine Selbstverständlichkeit, sondern ging einzig auf das entschlossene und mutige Handeln der Eisenbahner zurück!
Die EVG ‘ler räumten an dieser Stelle mal den historischen Irrtum auf: Die Vorgängerorganisation der GDL ist tatsächlich älter, aber sie wurde 1867 als Verein Deutscher Lokomotivführer (VDL) als eine Standesorganisation gegründet. Deren Motto hieß „Treu dem König, Treu dem Dienst.“ Ein Beamtenverein, der sich gegen freie Gewerkschaften und gegen das Streikrecht einsetzte.
„Unsere Gründer gingen dagegen einen anderen Weg. Sie organisierten sich - aller Widerstände zum Trotz. Und während die Standesorganisation der Lokomotivführer von den Herrschern empfangen wurde, wurden unsere Wegbereiter in den ersten 20 Jahren nach ihrer Gründung verfolgt! Aber die Geschichte gab unseren Vordenkern Recht, die Erfolge der freien Gewerkschaften waren beachtlich. Durchsetzen der Koalitionsfreiheit, Verbot der Kinderarbeit und Einführung des Acht-Stunden-Tages. Die wichtigen Meilensteine auf dem Weg zu einer demokratischen und sozialen Gesellschaft“ stellten Burkert und Loroch übereinstimmend fest.
Heute ist die EVG mit rund 185.000 Mitgliedern, mehr als 9.000 ehren- und hauptamtlichen Funktionär*innen in 16 Bundesländern, sechs Regionen und 32 Wahlkreisen die größte und einflussreichste Gewerkschaft für alle Beschäftigten bei der Deutschen Bahn und ihren Tochter- und Beteiligungsgesellschaften sowie bei den Wettbewerbsbahnen im Personen und Güterverkehr in ganz Europa. Die EVG ist die bestimmende Kraft bei Tarifverhandlungen und schließt Verhandlungen mit den Arbeiterverbänden zukunftweisende Tarifverträge ab und widerspricht anderslautenden Presseveröffentlichungen.
„Wir haben gemeinsam tarifpolitische Meilensteine errungen, Wahlmodelle durchgesetzt, unseren Fonds Soziale Sicherung oder auch zuletzt den Fonds für Wohnen und Mobilität etabliert – und wir haben gemeinsam noch viel vor! (Aktuell 550,- € möglich)“ betonten die Festredner. Von diesen Leistungen profitieren die Un- oder anders Organisierten dieses Mal nicht, denn sie sind nicht Teil der großen Eisenbahnerfamilie!
Aktuell gingen beide Spitzengewerkschafter auf die möglichen Koalitionsvereinbarungen ein und warnten eindringlich vor den Plänen der GRÜNEN und der FDP die „Bahn zu zerschlagen“ und der Trennung von Fahrweg und Betrieb!
Die beabsichtige Trennung führt letztendlich zum Todesstoß für die Bahn. Für Burkert und Loroch ist es unverständlich, dass der Eigentümer (der Bund) sich nicht stärker für die Bahn engagiert. Deutschland ist fast das Schlusslicht bei der Bezuschussung der Bahn in Höhe von 88 € pro Bundesbürger. In der Schweiz ist es fast der fünffache Betrag. „Deshalb fordern wir als EVG in der kommenden Legislaturperiode eine Verdoppelung von 88 € auf 150 € pro Bundesbürger“ so die beiden übereinstimmend.
Zur Abwehr der „Zerschlagung der Bahn“ hat die EVG ihre Mitglieder zu einer Demonstration und Kundgebung vor den Parteizentralen der GRÜNEN und der FDP in Berlin auf, um dies zu verhindern! Rund 1.200 Mitglieder – darunter Vertreter aus Würzburg – haben teilgenommen.
Zum Abschluss der Jubilarehrung bedankt sich für den Jahrgang 2020 der Jubilar Günter Scheuermann aus Kleinrinderfeld (Geehrt für 65 EVG-Mitgliedsjahre) bei den politisch Verantwortlichen der EVG und all ihren Vorgängern für die Unterstützung bei den ständigen Rationalisierungsmaßnahmen, bei denen viele Arbeitsplätze in Gefahr geraten waren oder sogar entfallen sind, am Beispiel der Arbeitsplatzentwicklung beim ehemaligen Bahnbetriebswerk (Bw Würzburg) und den technischen Veränderungen von der Dampflok- auf die Diesellok- zur Ellok- und ICE-Zeit. Der größte Erfolg war und ist, dass kein Eisenbahner entlassen wurde, aber stets gewachsene Mobilitätsanforderungen und Weiterbildungen zu erfüllen hatte, um das Einkommen für sich und seine Familienangehörigen zu sichern.
Scheuermann wörtlich: „Der Weitsicht der ‚Altvorderen‘ ist es zu verdanken, dass die Eisenbahner eine Zusatzversorgung zur Gesetzlichen Rente erhielten und die ursprünglichen Pensionszusagen durch die Erfolge in der Tarif- und Besoldungspolitik (Stichwort: Ausweitung der Besoldungsgruppen im Einfachen, Mittleren und gehobenen Dienst) über Jahrzehnte heute ein n zufriedenstellendes Einkommen erhalten!“
Die Jubilare/-innen waren sichtlich erfreut, sich mit ihren ehemaligen Kollegen/-innen austauschen zu können und vom „Mister Cadillac“ – dem ehemaligen Eisenbahner Günter Haas, musikalisch unterhalten zu werden. Der Vorstand vom EVG-Ortsverband hatte alle Jubilare und Partner/-innen mit Speisen und Getränken während der Jubiläumsfeiert versorgt. So wurde es auch für weiter angereisten, aus Neustadt/Saale, Schweinfurt und Gemünden etc., ein unvergesslicher Nachmittag in der Eisenbahnerfamilie in Würzburg.