„Kein Tarifstreit, sondern eine Seifenoper“
Der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel hat erneut mit deutlichen Worten den laufenden Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GDL kritisiert. „Was hier abläuft, ist kein Tarifstreit, sondern eine Seifenoper. Hier wird Deutschland an der Nase herumgeführt“, so Hommel in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung.
Der EVG-Vorsitzende kritisierte insbesondere, dass der Konflikt in den Bundestags-Wahlkampf hineingezogen wird. „Es war eindeutig Kalkül, die Auseinandersetzung so lange hinzuziehen, bis die Politik jetzt gefordert ist zu reagieren. Da ruft ein Gewerkschaftsvorsitzender nach dem Staat, der sonst immer wieder die Tarifautonomie beschwört.“ Tarifverhandlungen seien aber nicht Sache der Politik, sondern der Tarifparteien.
Im Falle eines Abschlusses der GDL werde die EVG diesen genau prüfen, so Hommel weiter. „Für die EVG geht es auch in dieser Runde nicht um einen Überbietungswettbewerb. Unsere Tarifabschlüsse sind schon immer besser als die der GDL.“ Prozente allein seien kein Kriterium, um einen Tarifabschluss zu bewerten. Zunächst komme ein GDL-Abschluss nur in den 16 Betrieben zur Anwendung, in denen die GDL die Mehrheit der Beschäftigten organisiert, so sieht es das Tarifeinheitsgesetz vor. Für die meisten GDL-Mitglieder werde der Abschluss nur wirksam, „wenn auch wir bereit sind, sie in dieser Form mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren. Sollte der Abschluss allerdings die Mitglieder der EVG, die im vorigen Jahr die Karre aus dem Dreck gezogen haben benachteiligen, werden wir von der Möglichkeit einer Sonderkündigung Gebrauch Dann führen wir Verhandlungen und nutzen gegebenenfalls alle Druckmittel, um unsere Forderungen umzusetzen.
Kritik übte der EVG-Vorsitzende auch an der Positionierung der GDL zum integrierten Bahnkonzern. Sie verfolge das Ziel der „Zerschlagung des Konzerns durch die Trennung von Netz und Betrieb. Das würde zu erheblichen Verschlechterungen für alle Beschäftigten im Bahnkonzern führen und dann mittel- und langfristig bei unveränderter Politik der GDL tausende Arbeitsplätze gefährden.“ Dafür habe sich die GDL mit Wettbewerbern der DB und deren Verbänden zusammengetan. „Für die EVG ist die Einheit des Bahnkonzerns - auch im Interesse des gesamten Schienenverkehrs - in Deutschland nicht verhandelbar.“
Das ganze Interview ist auch online bei der Stuttgarter Zeitung zu finden (Bezahlschranke).