Krosse Krusten, kräftige Kritik: Das DGB-Frittenmobil bei DB Cargo

Das Frittenmobil der DGB tourt durch Brandenburg. Mit der Aktion will der DGB auf die Vorteile von Tarifverträgen hinweisen und für eine höhere Tarifbindung in Deutschland werben. Denn insbesondere im Osten Deutschlands sind immer weniger Beschäftigte tarifgebunden. Mitte September hat das Frittenmobil bei der Werkstatt von DB Cargo in Seddin Station gemacht. Wir haben vorbeigeschaut.

Punkt 12 wird es richtig voll. Die Frühschicht macht Mittagspause. Wir stehen vor der Werkstatthalle bei DB Cargo im brandenburgischen Seddin, einer der großen Zugbildungsanlagen in Deutschland. Schnell bildet sich eine Schlange am „Frittenmobil“, dem Foodtruck des DGB. Auch Sina Alfeld hat schon eine Portion überaus schmackhafter Pommes Frites genossen. Die sind natürlich Bio, mit Schale, in  frischem Öl gebruzzelt. „Ich finde das eine gute Aktion, das ist mal weder was anders. Gut, dass der Sven sich darum kümmert, dass immer was Neues passiert, damit die Leute die Gewerkschaft auch immer wieder live erleben.“ 

Der so Gelobte winkt ab. „Wir sind zweimal im Jahr mit dem BG-Grill hier und verköstigen die Kollegen mit Currywürsten“, sagt der Betriebsgruppenvorsitzende Sven Schüler. „Als das Angebot vom DGB kam, mit dem Frittenmobil zu kommen, haben wir das gerne angenommen. Das bedeutet noch mehr Zeit für uns, mit den Kolleg:innen ins Gespräch zu kommen, und das ist der eigentliche Sinn dieser Tage.“ Bei einem Flächenbetrieb mit Standorten von der Ostsee bis fast nach Sachsen-Anhalt „werden wir es nie schaffen, alle Mitglieder zu einer zentralen Versammlung zusammen zu bekommen. Deswegen machen wir es umgekehrt: Wir gehen zu den Leuten. So lernen sii uns kennen und das schätzen sie auch.“ 

Heiß ist das Öl, heiß scheint die Spätsommersonne, aber noch viel heißer war das Frühjahr bei DB  Cargo. Als „angespannt“ beschreibt Sina Alfeld die Stimmung in Seddin. Mag die Werkstatt weniger von Kürzungs- und Abbauplänen betroffen sein, „die Leute machen sich schon Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Manche verlassen das Unternehmen auch.“ Ihre Hoffnung? „Wir wollen hier weiterarbeiten. Für Cargo, für die Eisenbahn. Das ist auch wichtig für die Infrastruktur in Deutschland.“ 

Thomas Pfarr geht noch einen Schritt weiter. „Die Stimmung ist schlecht“, sagt der Betriebsrats-vorsitzende, der auch Mitglied im EVG-Bundesvorstand ist. „Der Vorstand sagt den Leuten nicht die Wahrheit. Selbst die Führungskräfte vor Ort wissen nichts.“ Dem heißen Frühjahr würden noch weitere heiße Monate folgen. „Auch die EU mit ihrem Beilhilfeverfahren sitzt uns im Nacken. So dicke kam es noch nie.“

BG-Vorsitzender Sven Schüler bestätigt diesen Eindruck. „Ich bin seit 40 Jahren Eisenbahner, habe alle Umstrukturierungen und Umbenennungen mitgemacht. Noch nie waren die Veränderungen so umfassend.“ Den früheren Vorständen stellt er ein schlechtes Zeugnis aus: „Sie haben ihre Arbeit nicht gemacht. Millionen Euro sind für Berater ausgegeben worden, aber niemals ist jemand zum Sven in Seddin gekommen und hat gefragt: Sven, was sagst du dazu?“ Auch von der Politik erwartet er mehr Steuerung. Jetzt sei der Zeitpunkt, umzusteuern und Güterverkehr auf der Schiene zu fördern. Die Hoffnung aufgeben will er nicht: „Noch sind sie ja da, die Leute, die Eisenbahner gelernt haben und die wissen, wie Eisenbahn geht.“