Lkw-Fahrer: „Gezielter Sklavenhandel“
2 Euro Stundenlohn, Leben im Lkw, Campieren auf Parkplätzen – das war der Berufsalltag von 16 philippinischen Lkw-Fahrern. Aufgedeckt vom DGB-Projekt „Faire Mobilität“. Der Fall beschäftigt jetzt die Staatsanwaltschaft.
Mehrere Gewerkschaften, auch DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell, haben Strafanzeige gestellt. Die Männer berichten von teilweise unmenschlichen Zuständen: Seit bis zu 18 Monaten leben und arbeiten sie in ihren Fahrzeugen. Ihre Wochenenden verbringen sie auf dem Betriebsgelände einer Logistik-Firma in Ense (NRW), hausen in ihren LKWs. Es bestehe der „dringende Verdacht auf Menschenhandel und Arbeitsausbeutung", berichtet das DGB-Projekt "Faire Mobilität".
Dahinter steht ein abenteuerliches Konstrukt: Ein dänisches Unternehmen mit so genannter „Niederlassung“ in Polen hat die Männer auf den Philippinen angeheuert, in Polen gab es Verträge und Lkw-Schlüssel, dann konnte es losgehen. Vertragsmodell ist das derzeit vor allem bei osteuropäischen Speditionen beliebte „Spesen“-System, nach dem die Fahrer für einen erschreckend niedrigen Pauschallohn eingesetzt werden. Die regelmäßige Überschreitung von Lenk- und Ruhezeiten sowie das Leben im Lkw gehören zum System. Der Westdeutsche Rundfunk befasste sich in einem Fernsehbeitrag. Reporter Felix Mannheim berichtet, er habe Fahrer getroffen, „die so am Ende sind, dass sie sich selbst für eine Gefahr halten". Und Sozialversicherung? Natürlich Fehlanzeige.
„Dieses Ausbeutersystem ist mittlerweile so durchorganisiert, dass man schon von gezieltem Sklavenhandel sprechen kann“, meint Helmut Diener von mobifair. Er verlangt mehr Kontrollen und schmerzhafte Sanktionen.
Infos auf www.mobifair.eu
Drei Fragen an Stefan Körzell auf www.dgb.de