Lokführermangel: ein selbstgemachtes Problem
Landauf, landab berichten die Zeitungen über den Lokführermangel. Einerseits gut, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Nur: Neu ist es nicht. Die EVG warnt seit Jahren vor einem Fachkräftemangel bei den Eisenbahnen. Eine zukunftsweisende Personalpolitik ist notwendiger denn je.
„Lokführer verzweifelt gesucht“ – so oder ähnlich lauten derzeit die Schlagzeilen in diversen Blättern. Allein 2017 hat das Portal „Schienenjobs.de“ im Schnitt rund 1.500 offene Lokführer-Stellen bei 247 verschiedenen Arbeitgebern verzeichnet. Darin spiegelt sich, dass die Verkehrsunternehmen über lange Zeit die Ausbildung ihrer Fachkräfte vernachlässigt haben – nicht nur, aber auch im Bereich Triebfahrzeugführer.
Auch nicht gerade hilfreich: Die Ankündigung des früheren DB-Chefs Rüdiger Grube, bis spätestens 2023 werde es die ersten autonom fahrenden Züge geben. „Szenarien, wonach schon in naher Zukunft Züge autonom und damit ohne Lokführer unterwegs sein werden, sind unrealistisch“, sagt der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. Vielmehr, meint auch der Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, wird in den nächsten Jahrzehnten „vor allem darum gehen, den Fahrer mit Assistenzsystemen zu unterstützen – nicht zu ersetzen“.
Grubes Aussage hat aber vor allem das Image des Berufs negativ beeinflusst. Zu Unrecht! „Der Beruf des Lokführers ist menschlich verantwortungsvoll, technisch abwechslungsreich und garantiert zukunftsfest“, so Flege. Und die EVG sieht es als ihre Aufgabe, den Wandel des Lokführerberufs zu gestalten. „Das Berufsbild wird sich ändern, keine Frage“, so Alexander Kirchner. „Klar ist, dass wir als Gewerkschaft diesen Wandel nicht nur begleiten, sondern auch gestalten werden - im Sinne der Beschäftigten.“
Dazu gehört auch, für gute Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Z.B. durch Dienstpläne, die individuellen Bedürfnissen und Wünschen entsprechen und die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen – dafür sorgen die EVG und ihre Betriebsräte. Politisch treten wir für eine gute Ausbildung ein. Geschäftsmodelle, die nur auf das schnelle Geld aus sind, dürfen keine Zukunft haben. Wir brauchen mehr Lokführer, ja. Aber sie müssen auch gut ausgebildet sein.