„Meine liebste Mathilde“ - Die Vertraute und Freundin Rosa Luxemburgs
Mathilde Jacob wurde vor 150 Jahren als Tochter des jüdischen Schlachtmeisterehepaares Julius und Emilie Jacob am 8. März 1873 geboren. Seit 1907 betrieb sie ein Schreib- und Übersetzungsbüro in Moabit. Zu Lebzeiten war Mathilde Jacob in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Doch viele Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring und Karl Radek ließen ihre Manuskripte bei ihr übersetzen oder abschreiben.
Besonders von Rosa Luxemburg war Mathilde Jacobs tief beeindruckt. Sie wurde ihre Privatsekretärin und ihre engste Vertraute. Sie unterstützte und half Luxemburg, als diese mehrfach im Gefängnis saß. Zuverlässig und bescheiden schmuggelte sie die „Spartakus-Briefe“ und andere hochpolitische Schriften aus dem Gefängnis und sorgte für deren Verbreitung. Nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurde sie im Mai/Juni 1919 selbst verhaftet, kommt jedoch nach wenigen Monaten wieder frei. Während ihrer Inhaftierung erfuhr sie vom Tod Rosa Luxemburgs und muss deren Leiche identifizieren. Es gelang ihr, den Nachlass Luxemburgs zu sichern und zu verstecken.
In diesen Jahren lernte Minna Jacobs Paul Levy, den Verteidiger Rosa Luxemburgs kennen. Sie schloss sich ihm an und wurde zur Mitbegründerin der KPD. Doch bereits 1921 verließ diese bereits wieder und unterstützte die USPD, mit dem größten Teil deren Anhänger wechselte sie 1922 zur SPD. Während der Jahre bis 1933 betrieb sie weiter ihr Schreibbüro und war an vielen Publikationen der SPD beteiligt.
Inzwischen 57 Jahre alt, stellte sie mit dem Tode Paul Levys 1930 ihre politischen Aktivitäten ein, auch weil die Repressalien gegen die Jüd:innen mehr und mehr zunahmen. Doch als Antifaschistin hielt sie weiterhin Kontakt zu Kreisen des Widerstandes. Sie versuchte nach 1936 vergebens, Nazi-Deutschland zu verlassen. Ganz besonders wichtig war ihr, den sorgfältig verwalteten und versteckten Nachlass von Rosa Luxemburg vor den Nazis zu sichern, was ihr auch gelang. Ende 1939 übergab sie diesen an einen amerikanischen Historiker.
Auch Mathilde Jacob erhielt den Aufruf, sich zur „Evakuierung“ einzufinden und wurde am 27. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie unter den unmenschlichen Bedingungen im Konzentrationslager am 14. April 1943 verstarb.
Heute erinnert ein Stolperstein in der Altonaer Str. 26 in Berlin an die stille und bescheidene Kämpferin Mathilde Jacob. Der Rathaus-Vorplatz im ehemaligen Bezirk Tiergarten (heute Bezirk Mitte) wurde 1995 gegen den Widerstand der CDU in Minna-Jacob-Platz umbenannt. Mit seinem Buch „Meine liebste Mathilde“, in dem er das Leben Mathilde Jacobs und ihre Beziehung mit Rosa Luxemburg vorstellte, setzte der Schriftsteller Heinz Knobloch ihr 1985 ein besonderes Denkmal.
Ein Artikel des AK Geschichte der Bundesfrauenleitung.