Ortsverband Mainfranken: Jubilarehrung mit Festredner Bernd Rützel

Bernd Rützel, Bundestagsabgeordneter, Eisenbahner und EVG-Mitglied, hat die Festansprache bei der Jubilarehrung in Würzburg für den Ortsverband Mainfranken gehalten und insgesamt 136 Jubilare geehrt. Ortsverbandsvorsitzender Thomas Scheb begrüßte die Gäste im festlich dekorierten großen Saal. Alle Jubilare brachten es zusammen auf rund 7.000 Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit und sie standen natürlich Mittelpunkt der größten Veranstaltung des Ortsverbandes Mainfranken.

Mit den Worten: „Unser aller Dank gilt Euch für die jahrzehntelange Treue zur EVG“, begrüßte Thomas Scheb die anwesenden Jubilare. 14 Jubilare wurden für 25 Jahre, 29 Jubilare für 40 Jahre, 41 Jubilare für 50 Jahre, 27 Jubilare für 60 Jahre, 16 Jubilare für 65 Jahre, 8 Jubilare für 70 und ein Jubilar für 75 Jahre Mitgliedschaft zur EVG geehrt. Scheb hob den anwesenden Jubilar Josef Förster für 75 Jahre Mitgliedschaft besonders hervor. Förster schilderte die Nachkriegszustände in der ausgebrannten Stadt Würzburg und den zerstörten Eisenbahnanlagen im Bahnhof und den Werkstätten. 

Er bedankte sich für die Ehrung und die von den Gewerkschaften erreichten Ergebnisse zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Unter den geehrten Jubilaren für 70-jährige Mitgliedschaft war der ehemalige 1. Bevollmächtigte und Geschäftsführer von Würzburg, Rudi Hepf (Veitshöchheim). Nach seiner Zeit in Würzburg war Hepf Bezirksleiter in Nürnberg und danach Mitglied vom erweiterten Vorstand in Frankfurt am Main, mit Zuständigkeiten für Hessen und Baden-Württemberg. 

Bernd Rützel, bedankte sich für Einladung zu einem seiner schönsten Termine in diesem Jahr und wand sich direkt an die Jubilare. „Ich bin selbst der Bahn und der EVG verbunden. Wir ehren Euch heute für langjährige Mitgliedschaft in der EVG. Wir ehren Euch für Euer Engagement und die Hingabe, mit der Ihr unsere Gemeinschaft und die Gewerkschaft unterstützt. Wir ehren Euren Einsatz und die Solidarität in der Eisenbahnfamilie.“

Nach seiner Ausbildung als Maschinenschlosser im Bahnbetriebswerk Würzburg und dem abgeschossenen Studium als Maschinenbauingenieur arbeitete er bei DB Cargo. Seit über 10 Jahren ist er MdB. Von Anfang an war sein Schwerpunkt in Berlin der Bereich „Arbeit und Soziales“ und ist es bis heute. Seit 2021 ist Rützel Vorsitzender des Bundestags-Ausschusses für Arbeit und Soziales. „Arbeit ist nicht nur das Thema, es ist auch viel Arbeit. Ich leite den größten Ausschuss im Deutschen Bundestag, wir sind gesetzgebend und wir sind zuständig für den größten Posten im gesamten Bundeshaushalt,“ stellt der Unterfranke mit Wohnsitz in Gemünden am Main fest.

Drei Themen sind ihm wichtig und beschäftigten ihn sehr intensiv:

Rente und Rentenpaket II

„Lebensleistung muss sich lohnen. Ich will, dass sich alle Generationen auf die gesetzliche Rente verlassen können - die heutigen Rentner und Rentnerinnen, die von morgen und auch die in 20 oder 30 Jahren. Für alle muss gelten: Wer verlässlich Beiträge einzahlt, muss dafür auch verlässlich eine anständige Rente bekommen. Und deswegen müssen wir handeln. Wenn wir jetzt nichts machen, werden künftige Rentner ärmer im Verhältnis zur arbeitenden Bevölkerung. 

Darum sichern wir mit dem Rentenpakt II die sog. Haltelinie langfristig, indem wir sie mit Wirkung bis 2040 gesetzlich verankern. Damit stellen wir sicher, dass das Rentenniveau nicht unter 48 % fällt“. Zusätzlich werde mit dem „Generationenkapital“ ein weiterer Baustein in der Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung geschaffen. Es sichert die Rente für nachfolgende Generationen. 

„Es gibt mehr und mehr Rentnerinnen und Rentner - und das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern. Deshalb wird der Bund einen Kapitalstock aufbauen, der von der Stiftung Generationenkapital renditeorientiert angelegt wird. Die daraus resultierenden Erträge dienen der Stabilisierung der Rentenversicherungsbeiträge. Auf die Höhe der Renten hat das keine Auswirkung. Die ersten Erträge sollen ab 2036 an die gesetzliche Rentenversicherung ausgeschüttet werden. Das entlastet jüngere Beitragszahler. Eine weitere Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters wird es mit mir nicht geben, denn sie würde für viele fleißige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Rentenkürzung bedeuten.“ 

Thema: „Tariftreue“

Bernd Rützel betonte die große Bedeutung der Tarifautonomie. „Sie ist einer der tragenden Säulen für soziale Gerechtigkeit in unserem Land. Tarifverträge garantieren faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und Planungssicherheit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Arbeitgeberseite gleichermaßen. Sie machen Berufe attraktiver und tragen dazu bei, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. So wie Parteien, Vereine oder die Kirchen Mitglieder verlieren, tun es auch die Gewerkschaften. Das ist eine Entwicklung, der wir nicht tatenlos zusehen wollen. 

Die SPD hat dafür gesorgt, dass die Stärkung der Tarifbindung als politisches Ziel im Koalitionsvertrag steht. Die wohl wichtigste Maßnahme zur Umsetzung ist das Bundestariftreuegesetz. Der Bund soll damit die Einhaltung tariflicher Standards zur Bedingung für Vergaben öffentlicher Aufträge machen. Übrigens ist der Mindestlohn, den wir vor bald 10 Jahren eingeführt haben, auch deshalb erforderlich, weil die Tarifbindung zurückgeht. Auch hier zeigt sich, wie wichtig Euer Engagement ist und welche Wirkung es nach Innen und Außen hat. Arbeit ist eben mehr als Geld zu verdienen. Arbeit ist Kultur, Austausch, Integration, Selbstverwirklichung - oder kann es jedenfalls sein. Ihr setzt Euch dafür ein, dass dieses Ideal und die Wirklichkeit zusammenpassen.“

Thema: „Fachkräftezuwanderung“

Als Abgeordneter des Bundestages im hiesigen Wahlkreis ist er in den sitzungsfreien Wochen regelmäßig in Unternehmen, Betrieben und Verwaltungen vor Ort unterwegs. „Fachkräftemangel nennen Unternehmen regelmäßig als eine der größten Herausforderungen. Auch bei der Bahn fehlen Menschen, die Betrieb, Sicherheit und Service gewährleisten. Es fehlen hoch spezialisierte Fachkräfte ebenso wie Ungelernte - rund 7 Mio. werden es in Deutschland bis 2035 sein. 

Der einheimische Arbeitsmarkt muss mobilisiert werden, durch Unterstützung bei der Aufnahme einer Ausbildung und durch Weiterbildung. Viele flankierende Maßnahmen braucht es zudem: z.B. Kinderbetreuung oder Wohnraum. Das alles wird aber nicht reichen, um die Lücke zu schließen. Unsere Wirtschaft braucht außerdem ausländische Arbeitskräfte. Und deshalb hat die Bundesregierung das Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Weg gebracht. Drittstaatsangehörige können nun einfacher nach Deutschland kommen: Für ein Studium, eine Ausbildung, um hier zu arbeiten oder auch zur Arbeitsplatzsuche“ ist Rützel fest überzeugt.

„Zukunft hat Vergangenheit“ - unter diesem Motto wurde vor wenigen Jahren das 125-jährige Bestehen der EVG gefeiert. Heute und damals ist sie das Herzstück eines ganzen Berufsstandes und des großen Gemeinschaftsgefühls, das uns Kolleginnen und Kollegen verbindet.

„25, 30, 40 und sogar 75 Jahre Einsatz - das ist keine Selbstverständlichkeit. Es zeugt von Beständigkeit, von Überzeugung und von einem tiefen Verständnis für die Werte, die uns als Gewerkschaft ausmachen: Solidarität, Gleichheit und der unerschütterliche Wille, für das Gute zu kämpfen,“ lobte Rützel die Jubilare.

„Der Fortschritt, den wir erlebt haben - von der Dampflok bis hin zu den modernen Hochgeschwindigkeitszügen - ist beeindruckend. Dieser Fortschritt ist nicht allein technischer Natur. Auch die Arbeitsbedingungen, für die unsere Gewerkschaft immer wieder gekämpft hat, haben sich im Laufe der Jahre verändert. Es waren Menschen wie Ihr, die dazu beigetragen haben, dass wir heute dort stehen, wo wir sind. Dass wir faire Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und die Anerkennung unserer Arbeit genießen dürfen. 

Ihr habt aktiv daran mitgewirkt, dass die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gestärkt wurden. Gewerkschaftsarbeit ist Teamarbeit, und Ihr habt uns immer wieder vorgelebt, was es bedeutet, Teamplayer zu sein. Ihr habt gezeigt, dass man gemeinsam viel mehr erreichen kann als allein. Eure Überzeugung, dass wir zusammen stark sind, ist wertvoll und noch heute ein wichtiges Vorbild,“ betonte der Festredner und bedankte sich für die Loyalität und das Engagement, und dafür, dass sie allen gezeigt haben, was es bedeutet, ein echter Gewerkschafter zu sein. 

Mit Unterstützung von Bernd Rützel überreichte Thomas Scheb Urkunden, individuelle Präsente und die obligatorischen Anstecknadeln. Gut gestärkt und frisch motiviert durch die begeisternde Rede und gute Gespräche mit den anwesenden Kollegen:innen, endete die Veranstaltung in bleibender Erinnerung aller Teilnehmer:innen.