OV Karlsruhe: Karlsruher Integrationspreis für EVG-Mitglied Ali-Ahmed Abdi
Zum 24. Male wurde am 23.08.2020 der Karlsruher Integrationspreis verliehen. Diesmal ging er an den Kollegen Ali-Ahmed Abdi.
Das Thema ist aktueller denn je. Unter dem Motto "Miteinander vom Fremden zum Freund!" steht der Preis für Chancengleichheit und Teilhabe aller Menschen. Er soll Vorurteilen und Rassismus entgegenwirken.
Ali-Ahmed Abdi, wurde 1964 in Mogadischu (Somalia) geboren und ist dort mit den Eltern und 12 Geschwistern aufgewachsen. Nach Erlangung der Hochschulreife studierte er an der somalischen Nationaluniversität Wirtschaft und arbeitete nach seinem Uni-Abschluss ab 1988 im Planungsministerium.
Mit Beginn des Bürgerkriegs Anfang der 1990er-Jahre musste die gesamte Familie aus der Heimat fliehen. Jeder ging dorthin, wo er für sich die besten Möglichkeiten sah. Und so ist die Familie weltweit verstreut: in den Vereinigten Staaten, in Kanada, Italien, Schweden, England und Deutschland.
Ali-Ahmed Abdi versteht sich als ein Teil der ersten Generation somalischer Flüchtlinge, die nach Europa gekommen sind. Die erste Generation bestand aus Menschen, die in geordneten Strukturen aufwuchsen. Insofern war ihm das Gesellschaftssystem in Europa keineswegs fremd.
Somalia kommt seit drei Jahrzehnten nicht zur Ruhe. Kriege, Dürre und Hungersnot. Er hilft den neuen Flüchtlingen, ihre erlebten Traumata zu bewältigen. Er leistet seine Hilfe, leise und unscheinbar. Obenan steht immer seine Bereitschaft zusammenzuarbeiten - auf ihn ist immer Verlass. Er ist ein Vorbild für viele Menschen und für die somalischen Frauen vor Ort ist er wohl eine der wichtigsten Personen hier. Er arbeitet seit 1992 bei der Deutschen Bahn. Und ist seit 15 Jahren im Betriebsrat. Er kümmert sich besonders um benachteiligte Mitarbeiter*innen mit Einschränkungen und unterstützt diese außerhalb der Arbeit bei Antragsstellungen, Behördengängen, vermittelt bei Schwierigkeiten in Mietverhältnissen.
Es ist ihm ein Bedürfnis, diesen Menschen zu helfen, sich einzugliedern – sie zu integrieren. Ali-Ahmed Abdi sagt selbst: "Ich schaue mir die Sorgen und Nöte an und dann geht es los. Unsere Landsleute brauchen viel Unterstützung und Begleitung bei Übersetzungen und zur Integration."
Besonders wichtig ist seine Aufklärungsarbeit gegen die somalische Tradition der weiblichen Genitalverstümmelung. Rund 98% aller Somalierinnen zwischen 15 und 49 Jahren sind beschnitten. Er engagiert sich in einem Frauentreff für somalische Frauen, das 3 mal die Woche stattfindet und das Problem kann offen angesprochen werden. Die Frauen fühlen sich in ihrem persönlichen Schicksal und Leid angenommen und haben die Möglichkeit sich dort untereinander auszutauschen. Sein Ziel ist es, die Frauen dafür zu sensibilisieren, dass zukünftige Mädchen- und Frauengenerationen vor Genitalverstümmelung bewahrt werden können. "Unser Kampf ist", so sagt er, „dass die Mädchen, die noch klein nach Deutschland kommen oder hier geboren werden, und noch unbeschnitten sind, geschützt aufwachsen dürfen." "Seitdem hatten wir in Karlsruhe noch keine Beschneidungen", sagte Kollege Abdi mit Stolz.
Wir als EVG gratulieren unserem sehr engagierten Kollegen ausdrücklich und betonen: WIR leben Gemeinschaft!
Die feierliche Preisverleihung mit Laudatio ist auf Youtube unter www.youtube.com/ibzkarlsruheev zu sehen.