Rückblick auf eine „super Sache“
Vor einem Jahr elektrisierte er die ganze EVG: der Arbeitskampf bei Keolis. Am Ende erreichten unsere Kolleginnen und Kollegen in dem Unternehmen ihr Ziel: ein eigenständiger EVG-Tarifvertrag. Wie ist die Stimmung im Betrieb heute? Das wollte EVG-Vize Martin Burkert bei einem Treffen mit Kolleg*innen aus der EVG-Betriebsgruppe in der Geschäftsstelle Hamm wissen.
„Das war schon eine super Sache“, sind sich die Kolleginnen und Kollegen auch heute noch einig. Über ein Jahr dauerte die Tarifauseinandersetzung insgesamt, viereinhalb Wochen lang der unbefristete Streik, mit dem die EVG-Mitglieder bei dem SPNV-Unternehmen für gerechte Lohnsteigerungen für alle Berufsgruppen und das EVG-Wahlmodell gekämpft haben. Bemerkenswert war nicht nur der lange Atem der Streikenden, sondern auch die Welle der Solidarität aus der gesamten EVG. Ein Beispiel dafür, dass unser Motto „Wir leben Gemeinschaft“ nicht nur auf dem Papier steht, sondern gelebte Realität ist.
Für ihre Entschlossenheit wurden die Kolleginnen und Kollegen allerdings auch angegriffen. Nicht nur von der Arbeitgeberseite, sondern auch von Nicht- oder Anders-Organisierten im Unternehmen. „Da haben sich die Gemüter aber beruhigt“, heißt es heute beim Frühstück in der Geschäftsstelle Hamm. Inzwischen arbeitet man wieder zusammen „und da wird gar nicht mehr drüber geredet.“
Zumal, natürlich, ein anderes Thema in den Vordergrund gerückt ist, das alle Beschäftigten betrifft, wenn auch auf unterschiedliche Weise: Corona und seine Folgen. Da geht es in der Werkstatt z.B. um die Veränderung der Schichtlagen, damit die Kontakte möglichst gering gehalten werden können, und um die Desinfektion der Sozialräume. Wer im Fahrdienst arbeitet, steht vor der Herausforderung, Fahrgäste auf die Einhaltung der Maskenpflicht hinzuweisen. „Der Unmut im Fahrdienst ist groß“, sagt die BG-Vorsitzende Simone Schäfer. Ihre Erfahrung ist dieselbe wie die der Kundenbetreuer*innen bei DB Regio und anderen: Wer Maskenverweigerer anspricht, erntet nicht selten Aggression - „es ist nicht mehr geworden, aber heftiger.“ Zumal die Züge insbesondere an den Wochenenden oft überfüllt sind. Eine Doppelbesetzung der Züge und mehr Sicherheitspersonal halten die Kolleg*innen für sinnvoll.
Corona verschärft auch die wirtschaftlichen Probleme vieler SPNV-Unternehmen. „Derzeit fährt kein Unternehmen noch Gewinne ein“, sagt Martin Burkert. „Noch funktioniert der Rettungsschirm, aber wenn die Krise andauert, kann es sein, dass wir noch einen zweiten brauchen.“ Eine Konsequenz, die die EVG bereits auf der politischen Agenda hat. Denn wir wollen einen funktionierenden SPNV in Deutschland mit guten Arbeitsplätzen – bei Keolis und überall.