Sicher unterwegs: „Wir brauchen den Aufstand der Anständigen“
Wie der zunehmenden Gewalt im öffentlichen Raum, ihren Ursachen und Auswirkungen entgegnet werden kann, war das Thema einer DGB-Tagung am Donnerstag in Berlin. Damit wurde die auf dem DGB-Kongress im Mai begonnene Auseinandersetzung mit dem Thema fortgesetzt.
Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft haben darüber intensiv diskutiert. Emotionaler Mittelpunkt der Veranstaltung waren die geschilderten persönlichen Erlebnisse von Beschäftigten, die Opfer gewalttätiger Attacken wurden. Verletzt durch geworfene Pflastersteine, Vorschlaghämmer oder Fäuste: Vorübergehend. Verletzt in der Seele und im Kopf: Dauerhaft.
Die registrierten Angriffe – verbal oder körperlich – haben bundesweit massiv zugenommen. Allein bei der Bahn sind die Übergriffe seit 2009 um das Dreifache auf 2.550 angestiegen. Im ersten Halbjahr 2018 wurden bereits knapp 10% mehr Attacken im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2017 registriert. Die Dunkelziffer kann sogar höher liegen. „Hier können wir nicht mehr von Einzelfällen sprechen“, mahnt die stellv. DGB-Vorsitzende Elke Hannack. „Jeder Angriff auf Beschäftigte im Dienst bedeutet auch einen Angriff auf unsere Demokratie“!
Für Gastredner Professor Ulrich Wagner von der Philipps-Universität Marburg steht die Gewaltprävention im Fokus seiner Forschungen. „Dafür müssen dringend die Probleme analysiert werden, die Gewalt auslösen. Nicht die Zuständigkeiten.“ Eine permanente Gewaltenthemmung im öffentlichen Raum sieht auch Roland Mikkeleitis, Leiter Außendienst Ordnungsamt Berlin-Mitte. Zwei Drittel seiner Mitarbeiter sind bereits verbal oder körperlich angegangen worden. Manche würden Attacken gar nicht mehr melden.
Der Dienstherr und/oder der Arbeitgeber muss Meldungen von Betroffenen ernsthaft wahrnehmen und darauf reagieren. „Das darf niemals verharmlost werden, so DGB-Vize Elke Hannack. Teilnehmer einer Podiumsdiskussion berichteten aus ihrem Alltag als Rettungswagenfahrer, Polizistin oder öffentlich Bedienstete im Bürgeramt: Hart, schonungslos, authentisch und berührend zugleich. Ihre einhellige Botschaft an alle, die im Dienst angegangen, verletzt, beleidigt oder sexuell belästigt wurden: „Hört auf euch selbst. Schämt euch nicht. Holt euch Hilfe nach einem Übergriff“.
Die Veranstaltung verdeutlicht einmal mehr, dass das Thema Gewalt gegen Beschäftigte im Dienst ausnahmslos alle Bereiche betrifft. Die EVG sieht sich in ihrer Haltung unterstützt, dass hierbei dringend gegengesteuert werden muss. Wir unterstützen die Initiative des DGB gegen Gewalt. Vorreiter ist unsere Gewerkschaft unter anderem mit dem Helfertelefon „Ruf Robin“ und vielen durchgesetzten Maßnahmen zum Schutze der Bahnbeschäftigten im öffentlichen Raum. Allein die Resonanz auf „Ruf Robin“ zeigt, dass es mehr dieser Einrichtungen und Hilfen geben muss. Egal, wie sie heißen.