Start Mitteldeutschland: „Es passt hinten und vorne nicht“
Die EVG zeigt Gesicht im Betrieb: Im Dezember hat die Start GmbH das Dieselnetz Sachsen-Anhalt von Abellio übernommen. Ein Vierteljahr später sind die Kolleg:innen alles andere als zufrieden. Im Rahmen einer Blitz-Aktion haben wir jetzt die Kolleg:innen nach ihren aktuellen Problemen und Lösungsvorschlägen befragt.
Montagvormittag und wir kommen gerade richtig. Am Wochenende sind zahlreiche Dienstpläne umgestrickt worden. „Ich habe gestern erfahren, wie ich heute arbeite“, sagt ein Kundenbetreuer, den wir in der Einsatzstelle in Halberstadt antreffen. Das ist leider kein Einzelfall. Auch wenn Umbauten in dieser Größenordnung nicht an der Tagesordnung sind: Fast alle Beschäftigten, mit denen wir kurze Interviews führen, bemängeln eine chaotische Dienstplangestaltung und die schlechte Kommunikation dazu. Und das Bild in Halberstadt ist da kein anderes als in den Einsatzstellen in Aschersleben oder Magdeburg, die wir ebenfalls besuchen.
„Es passt vorne und hinten nicht“, sagt uns eine Kollegin. Ein Triebfahrzeugführer berichtet von sechs Schichten am Stück, von Tätigkeitsunterbrechungen und Gastfahrten, die er als sinnlos betrachtet. „Wir sind hier DB zweiter Klasse.“ Eine weitere Kollegin untermauert das mit dem Satz „Es ist hier alles nur vom Billigsten.“
Natürlich fragen wir auch nach möglichen Lösungen. „Mehr Personal“ ist das, was am meisten gefordert wird. Aber auch „Leute, die sich mit einer vernünftigen Dienstplanung auskennen.“
„Dass es nach einem Betriebsstart dauert, bis sich alles zurecht geruckelt hat, ist ja nichts Neues. Doch die Verkehre haben wir vom ersten Tag an recht gut funktioniert“, fasst die Leiterin der EVG-Geschäftsstelle Halle, Yvonne Eisenhuth, zusammen. „Hier haben wir den umgekehrten Fall: Besteller und Kunden sind zufrieden, aber der Betriebsstart wurde zu Lasten der Beschäftigten verpatzt.“ Denn obwohl ein Betriebsübergang zugesichert wurde, werden Betriebsvereinbarungen missachtet.
Und ohne nachvollziehbare Begründung wird nach Tarifeinheitsgesetz (TEG) nur der Tarifvertrag einer anderen Gewerkschaft angewendet. Die EVG wehrt sich dagegen und hat bereits die Abgeordneten der Landtage in Sachsen-Anhalt und Thüringen angeschrieben. Ebenso haben wir Gespräche mit dem Magdeburger MdB Martin Kröber geführt. Der LV Sachsen-Anhalt mit seiner Vorsitzenden Janina Pfeifer hat auch die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (NaSa) angesprochen. Die NaSa wird jetzt den Arbeitgeber Start anschreiben wird und eine Stellungnahme einfordern.
Yvonne Eisenhuth zieht eine positive Bilanz er Blitzaktion. „Natürlich wussten wir von den Herausforderungen der Kolleg:innen. Es war aber wichtig, sie noch einmal aus erster Hand zu bekommen. Nichts ist so wichtig wie das direkte Gespräch und so haben wir auch heute wieder einiges gelernt.“
Und wir bleiben weiterhin dran. Der nächste Step ist die Betriebsratswahl. Hier kämpfen wir für neue Mehrheiten im Betrieb. Wir treten ein für eine starke Mitbestimmung und für gute Arbeitszeitregelungen.