Stenaline zieht die Flagge runter: EVG kritisiert Arbeitsplatzabbau in Rostock
Ein Stück maritime Tradition in Rostock geht zu Ende: Das Fährschiff „FS Mecklenburg-Vorpommern“ wird künftig unter schwedischer Flagge fahren; von den 300 Beschäftigten des Unternehmens werden nur noch 25 am Standort verbleiben.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) spart nicht mit Kritik an der Stenaline GmbH: „Wir sind immer noch schockiert, in welcher Geschwindigkeit und auch Härte die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen abgebaut wurden“, sagt die Leiterin der EVG-Geschäftsstelle Rostock.
„Die Enttäuschung und Verbitterung steht vielen Kolleginnen und Kollegen in diesen letzten Tagen ins Gesicht geschrieben“, so Brauer weiter. „Die Mitarbeitenden sprechen von Missmanagement ihrer Chefs, die sich zu keiner Zeit für den Verbleib des Fährschiffs und den Erhalt ihrer Arbeitsplätze eingesetzt haben. Und auch von der Stadt Rostock und aus unserem Bundesland kam kaum eine Reaktion.“
Stenaline zieht sich bereits seit langem auf Raten aus der Hansestadt Rostock zurück. Im April 2020 wurde die Route Sassnitz-Trelleborg, die sogenannte Königslinie, geschlossen und das Fährschiff Saßnitz nach Uddevalla verbracht. Im Mai 2021 wurde der Firmensitz nach Hamburg verlegt. Den verbliebenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wurden schwedische Arbeitsverträge angeboten; allerdings war dieses Angebot mit Auflagen verbunden, so mussten die Beschäftigten in kurzer Zeit englische und schwedische Sprachkenntnisse erwerben.
Die Umflaggung werde wirtschaftlich begründet, so die Gewerkschafterin Anke Brauer weiter. “Leider lassen sich unternehmerische Entscheidungen durch Gewerkschaften und Betriebsräte zwar abmildern, aber meist nicht verhindern.“