Tarifrunde 2023: DB AG provoziert durch destruktives Verhalten frühe Arbeitskämpfe - kein schriftliches Angebot
Der Verhandlungsführer der Deutschen Bahn hat sich geweigert, der EVG in der ersten Verhandlungsrunde ein schriftliches Angebot vorzulegen. „Statt in einen konstruktiven Dialog einzutreten, wurden zahlreiche Gegenforderungen aufgemacht, ohne uns ein Angebot zu machen“, stellte EVG-Verhandlungsführer, Kristian Loroch, fest. Zudem versuche die DB AG zu spalten, in dem die Busgesellschaften und DB Cargo aus der Solidargemeinschaft der EVG herausbrechen will.
Damit werde der integrierte Konzern in Frage gestellt, für den die Kolleginnen und Kollegen - vor dem Hintergrund von Arbeitsplatzsicherheit - seit Jahren kämpfen würden. „Das Ziel ist, hier von vornherein niedrigere Abschlüsse zu erzielen. Das ist mit uns nicht zu machen. Wir halten das für ein respektloses Verhalten den Beschäftigten gegenüber“, erklärte Loroch.
„Ich finde es schon mehr als erstaunlich, dass die Deutsche Bahn ihre Fahrgäste schon jetzt auf Warnstreiks einschwört, bevor wir überhaupt eine Minute miteinander verhandelt haben. Offensichtlich hat das Unternehmen überhaupt kein Interesse daran, einen Abschluss am Verhandlungstisch zu erzielen, sondern provoziert bewusst einen Arbeitskampf. Anders kann ich mir das destruktive Verhalten des Verhandlungsführers der DB AG nicht erklären.“
„Wir waren darauf vorbereitet, umgehend in Arbeitsgruppen inhaltlich zu arbeiten, um unserem Ziel, möglichst schnell einen Abschluss zu erzielen, nahe zu kommen. Dem hat sich der Arbeitgeber aber verweigert. Stattdessen wurde erwartet, gemeinsam zu beraten, wie ein möglichst günstiger Abschluss für die DB AG erzielt werden kann. Das ist nicht die Erwartungshaltung unserer Kolleginnen und Kollegen, wobei wir die wirtschaftliche Lage selbstverständlich berücksichtigen. Aber hier sollten die völlig falschen Akzente gesetzt werden“, kritisierte Loroch.
Die EVG habe deshalb die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn relativ schnell unterbrochen. „Die erste Chance mit uns einen Tarifvertrag zu verhandeln, dessen Ergebnis als Wertschätzung für die Beschäftigten verstanden werden kann, hat die DB AG offensichtlich bewusst vor die Wand gefahren. Dafür wird Niemand Verständnis haben. Weder die Politik als Eigentümer der DB AG, noch die Bahn-Kunden, die schon jetzt unter zahlreichen Zugausfällen wegen Personalmangels leiden. Grund hierfür ist die schlechte Bezahlung“, erklärte Kristian Loroch.
Der Verhandlungsführer der EVG forderte die Deutsche Bahn auf, besser ergebnisorientiert zu verhandeln und die Zeit, in der die EVG nun mit weiteren Unternehmen in der Branche verhandelt, zu nutzen, um konstruktive Vorschläge zu unterbreiten. „Wir sind jederzeit gesprächsbereit, wenn es hilft, schnellstmöglich einen Abschluss zu erzielen. Das gilt für alle Unternehmen der Eisenbahn- und Verkehrsbranche, die unser Verhandlungspartner sind.“
„Unser Ziel ist es, mit allen rund 50 Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen einen überzeugenden Abschluss am Verhandlungstisch zu erzielen. Das müssen aber auch die Arbeitgeber wollen. Ansonsten wird es ein hitziges Frühjahr“, so Kristian Loroch.
Die Tarifkommissionen der EVG haben Anfang Februar als gemeinsame zentrale Forderung für die Tarifrunde 2023 ein Lohnplus für alle EVG-Mitglieder von 650 Euro als soziale Komponente beschlossen, alternativ 12 Prozent mehr, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.