Tarifrunde 2023: „So werden bereits vorhandene Risse in der Sozialpartnerschaft immer tiefer“
Die Deutsche Bahn hat die offiziell zweite Verhandlungsrunde mit der EVG am vergangenen Mittwoch aus anderen Gründen als angegeben beendet. Da ist sich EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch sicher: „Der Deutschen Bahn war es wichtiger, unsere gewerkschaftliche Konkurrenz über den aktuellen Stand der Verhandlungen mit der EVG zu informieren, statt mit uns zu verhandeln. Ein solches Verhalten ist ein bisher noch nicht da gewesener Affront und macht ein weiteres Mal deutlich, dass die DB AG den Tarifkonflikt weiter anheizen will, statt nach Lösungen zu suchen“.
In den sozialen Medien fände sich das Foto eines strahlenden, für Tarifverhandlungen zuständigen Hauptgeschäftsführer, der damit prahlt, wie wichtig und harmonisch doch die Gespräche mit der GDL waren, die am Tag des Verhandlungsabbruchs geführt wurden.
„Der Platz des Hauptgeschäftsführers und weiterer Vertreter aus der Verhandlungsdelegation der Deutschen Bahn wäre - ebenso wie der des Personalvorstands Martin Seiler - unzweifelhaft am Verhandlungstisch in Fulda gewesen. Nachdem die DB AG angekündigt hatte, verhandeln zu wollen, bis weißer Rauch aufsteigt, waren wir auf einen Verhandlungsmarathon eingestellt. Dass uns die Schuld für den einseitig durch die Bahn erklärten Verhandlungsabbruch in die Schuhe geschoben wurde, obwohl die DB AG aufgrund von anderen, bereits vereinbarten Terminen gar nicht weiterverhandeln wollte, stellt eine enorme Belastung für die weiteren Verhandlungen dar. So werden die bereits vorhandenen Risse in der Sozialpartnerschaft immer tiefer“, so der stellvertretende EVG-Vorsitzende Kristian Loroch.
„In Tarifverhandlungen wird mit harten Bandagen gekämpft, das ist klar. Trotzdem müssen beide Parteien ehrlich miteinander umgehen. Das ist hier nicht der Fall. Der Arbeitgeber lässt seine Maske fallen.“
Loroch weiter: „Die Deutsche Bahn wird in ihrem Vorgehen immer unglaubwürdiger und brüskiert nicht nur unsere Tarifkommissionsmitglieder am Verhandlungstisch, sondern ganz bewusst alle Beschäftigten. Für die DB AG als Arbeitgeber ist das ein ganz schlechter Stil, den sich unsere Mitglieder nicht bieten lassen werde."