„Taten, nicht Worte“
Diese Worte stehen auf dem Grabstein von Emily Wilding Davison, die vor 150 Jahren und einem Monat am 11. Oktober 1873 geboren wurde.
Sie wuchs in einem wohlhabenden Elternhaus auf und begann ein Literaturstudium, dass sie jedoch nach dem Tod ihres Vaters zunächst aufgeben musste. Erst durch ihre Arbeit als Gouvernante und Lehrerin konnte sie ihr weiteres Studium finanzieren und schloss dieses schließlich mit Auszeichnung in Biologie, Chemie sowie der englischen Sprache und Literatur ab.
Schon während ihres Studiums kam sie mit Aktivist:innen für das Frauenstimmrecht in Kontakt und schließt sich 1906 dem radikalen Flügel der „Women´s Social and Political Union“ (WSPU) um Emmeline Pankhurst an. Dieser Teil der Suffragetten-Bewegung ist überzeugt, dass sich das Frauenstimmrecht nur mit zivilem Ungehorsam und militanten Aktionen erstreiten lässt. Der Staatsmacht, die zu diesem Zeitpunkt nur aus Männern bestand, ging brutal gegen diese Frauen vor. Mit aller Macht wurde versucht, diese rebellischen Frauen zum Schweigen zu bringen. Die Polizei reagierte mit Gewalt, auch gegen Frauen, die friedlich demonstrieren und nur Plakate hochhielten. Die Demonstrantinnen wurden von der Polizei zusammengeschlagen, verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Gleichzeitig verwehrte man ihnen die Anerkennung als politische Gefangene.
Emily Davison wurde insgesamt acht Mal verhaftet. Auf ihre Proteste gegen die Behandlung antwortete man mit Isolationshaft. Sie trat immer wieder in den Hungerstreik und wurde zwangsernährt. Einen Suizidversuch, um gegen die Misshandlung der mit inhaftierten Kämpferinnen zu protestieren, überlebte sie.
Mit steigender Ignoranz der Staatsmacht und dem immer brutaleren Vorgehen der Polizei, wurden auch die Aktionen der Frauenrechtler:innen radikaler. Ab 1912 griff die WSPU zu härteren Mitteln: Brandanschläge, gesprengte Briefkästen, Briefbomben, Paketbomben. Aktionen, die auch innerhalb der Frauenrechtsbewegung kritisiert wurden.
Am 4. Juni 1913 startete Davison ihre spektakulärste Aktion. Schauplatz ist das traditionelle Epsom-Derby, eines der wichtigsten Sportereignisse in England. Dort sind König Georg V. und die internationale Presse anwesend. Während des laufenden Rennens lief Emily Davison auf die Galopprennbahn und wurde vom Pferd des Königs überrannt. Sie zieht sich schwere innere Verletzungen zu und starb vier Tage später, ohne dass sie das Bewusstsein wiedererlangte. Es gibt Vermutungen, dass sie mit dieser Aktion für das Frauenwahlrecht demonstrieren wollte - ob sie dabei ihren Tod billigend in Kauf genommen hat, ist nicht belegt.
Das Begräbnis von Emily Davison geriet zu einer eindrucksvollen Demonstration für Frauenrechte, der sich Tausende von Studierenden, Angestellten und Gewerkschaftsmitgliedern anschlossen.
Ein Artikel des AK Geschichte/Frauengeschichte der Bundesfrauenleitung.